Mülheim. . Die Ärztekammer sieht bei der Vergabe von neuen Hausarzt-Sitzen für Mülheim nur auf dem Papier eine Verbesserung. Die KV Nordrhein hält dagegen.
Die Versorgung mit Hausärzten bleibt in Mülheim unbefriedigend. Nach wie vor müssen die Hausärzte hier deutlich mehr Patienten versorgen als in anderen Regionen der Republik. Das soll sich bis zum Jahr 2028 ändern. Das Ruhrgebiet wird bei der Ärztedichte nicht mehr wie bisher als Sonderregion behandelt und Zug und Zug mehr Hausarzt-Sitzebekommen. Das hatte der Gemeinsame Bundesausschuss beschlossen. Doch bei der ersten Angleichungsphase „ging Mülheim leer aus“, kritisiert der Vorsitzende der hiesigen Ärztekammer, Uwe Brock.
Er beklagt für Ärzte ein „völlig intransparentes Vergabeverfahren“ unter amtlichen Bekanntmachungen im Internet. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein habe nach Mülheim zweieinhalb Arztsitze vergeben, allerdings an sogenannte Job-Sharer, die sich nicht einmal darum beworben haben sollen. Job-Sharer sind Mediziner, die sich einen Arztsitz teilen. Denen seien halbe Stellen auf jeweils eine ganze Stelle aufgestockt worden. Die Folge: „Dadurch ist nach Mülheim kein Arzt mehr gekommen“, bedauert Brock. Entstanden sei lediglich eine Verbesserung auf dem Papier. Patienten hätten nichts davon. „Es gibt dadurch nicht mehr ärztliche Leistung in der Stadt, erst recht nicht dort, wo sie nötig wäre.“ Der Vorsitzende der Mülheimer Ärztekammer verweist noch einmal darauf, dass gerade in Styrum eine bessere Versorgung seit Jahren erwünscht wird. Die nächsten Hausarzt-Sitze sollen 2020 vergeben werden. Die Mülheimer Kammer fordert ein für die Ärzte offenes und nachvollziehbares Verfahren durch die Kassenärztliche Vereinigung – „und im Sinne der Bevölkerung“.
95,5 Hausarztstellen gibt es derzeit in Mülheim
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) bewertet den Vorgang etwas anders: „Wir haben in der ersten Angleichungsphase Ärzte aufgestockt, die bereits Teil des Versorgungssystems in der Stadt sind“, sagt Christopher Schneider, Sprecher der KV Nordrhein. Dies erfolgte automatisch, in der Tat ohne Bewerbung. Die KV sieht darin jedoch durchaus einen Gewinn für die Mülheimer: „Die betroffenen Ärzte können nun mehr Patienten betreuen, mehr verordnen.“
95,5 Hausarztstellen gibt es derzeit in Mülheim, danach versorgt jeder Mediziner in der Stadt mit 173.000 Einwohner nach wie vor deutlich mehr Bürger als im Bundesschnitt. Im Jahr 2028 sollen auf jeden Hausarzt 1671 Einwohner kommen. Das hieße, dass bei einer erlaubten zehnprozentigen Überversorgung 16 oder 17 Hausarztstellen in Mülheim geschaffen werden können. Der Bedarf wird in der Stadt mit einem sehr hohen Altersdurchschnitt allemal gesehen.