Mülheim. Eine musikalische Lesung widmete sich in der Petrikirche dem Lebenswerk von Gerhaard Tersteegens Werk. Seine Ansätze sind aktueller denn je.
Wie aktuell Gerhard Tersteegen doch ist: Die Schauspielerin Maria Neumann, die Sopranistinnen Gela Brinckenstedt und Clementine Jedinsky und die Instrumentalisten Gijs Burger (Orgel) und Katja Dolainsky (Viola da Gamba) zeigten es ihren Zuhörern am Montagabend in der nur mäßig besuchten Petrikirche. Unter dem Titel „Begegnung mit T.“ präsentierten die Künstler eine besondere musikalische Lesung.
Der Abend, der den 1769 in Mülheim verstorbenen Dichter, Seelsorger und Naturheilpraktiker Tersteegen lebendig werden ließ, war ein geistliches und sinnliches Erlebnis. Natürlich fehlten Tersteegens vertonte und weltberühmten Gedichtzeilen „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart“ und „Gott ist gegenwärtig“ nicht.
Musik regt zum Denken an
Doch nicht nur die musikalischen Darbietungen waren hörenswert, auch die Musikalität, mit der die Schauspielerin aus dem Ensemble des Theaters an der Ruhr Tersteegens Zeilen vortrug, brachte den Zuhörern Denken und Leben des Dichters nahe.
Dabei sind seine Ansätze aktueller denn je: Tersteegen dachte auch im Rahmen seiner Werke über die Scheinheiligkeit seiner sich christlich nennenden Mitmenschen, über die unendliche Liebe und Vergebungsbereitschaft Gottes und über die Kraftquelle der Stille in einer lärmenden Welt nach.
Superintendent erkennt spirituellen Wert
Wer den vorgetragenen poetischen Zeilen des 1697 in Moers geborenen Gerhard Tersteegen folgte, der stimmte dem Superintendenten des evangelischen Kirchenkreises, Gerald Hillebrand, wohl zu. Hillebrand sagte mit Blick auf die nun begonnene Veranstaltungsreihe zu Tersteegens 250. Todestag: „Es ist gut, wenn wir jetzt Tersteegen neu entdecken, den wir viel zu lange haben links liegen lassen. Denn er hat uns mit seiner Spiritualität auch heute noch viel zu sagen.“