Mülheim. . Die Vize-Chefin der Mülheimer SPD, Silvia Richter, gibt im parteiinternen Zoff zermürbt auf. Sie spricht von einem „Krieg“ in der Partei.

Die Zerwürfnisse in Mülheims SPD kennen ein neues Kapitel: Nun hat Silvia Richter, die zurzeit mit Cem Aydemir als Stellvertreter von Ulrich Scholten kommissarisch die Partei führt, ihren Rücktritt erklärt. Richter wollte mit ihrem Schritt eigentlich geräuschlos den Weg freimachen, damit die in der OB-Affäre tief zerstrittene Partei in Ruhe an einen Neustart angehen kann. Richters parteiinterne Gegner machten ihr einen Strich durch die Rechnung.

Zum Rückzug Richters gibt es keine offizielle Verlautbarung der Partei, die Nachricht erreichte die Medien aus dem inneren Zirkel der SPD selbst. Bei einer Vorstandssitzung Anfang der Woche hatte Richter ihre Entscheidung kundgetan. Sie werde zum 11. März, zum kommunalpolitischen Parteitag, ihr Amt zur Verfügung stellen, um der Partei die Möglichkeit zu geben, an diesem Tag über eine Nachfolge zu entscheiden.

Richter nannte auch private Gründe für Rückzug

Gegenüber dieser Zeitung benannte Richter auch private Gründe für ihren Entschluss. Sie machte aber auch deutlich, dass die parteiinternen Querelen seit Aufkommen der OB-Affäre im Mai 2018 sie zum Rückzug bewogen haben. „Ich weiß nicht mehr, wem ich vertrauen kann“, sagte sie. Weil Scholten selbst als Parteivorsitzender, der sein Amt ruhen lässt, nicht greifbar sei, fühle sie sich in einen „Stellvertreter-Krieg“ hineingezogen, bei dem manche Genossen aus den eigenen Reihen nicht zimperlich seien bei Angriffen auf andere Parteimitglieder.

Richter reklamiert für sich und den Vorstand, sich in der parteiinternen Auseinandersetzung zum Wohle der Partei stets mit öffentlichen Verlautbarungen zurückgehalten zu haben. Im Gegenzug seien sie und andere Zielscheibe von Angriffen jener geworden, die Scholten lieber heute als morgen aus seinem politischen und seinem Wahlamt jagen würden.

Ein Brief an die Parteikollegen

„Ich wollte konsequent sein: Wenn wir nicht zusammenfinden und kein gegenseitiges Vertrauen da ist, kann keine konstruktive inhaltliche Arbeit stattfinden“, so Richter. „Vielleicht haben andere ein geschickteres Händchen.“ Andere Funktions- und Mandatsträger in der Partei, so mahnt sie, sollten ihre Rolle ebenso „hinterfragen, was den Umgang untereinander und die Außendarstellung angeht“. In einem Brief an Parteikollegen zeigte sich Richter tief enttäuscht, dass ihre Personalie direkt publik wurde. „Wir wollten eigentlich keine Schlagzeile“, sagt sie und: „Alle müssen sich mal reflektieren, um der Partei die Möglichkeit zu geben, sich vor der Kommunalwahl 2020 zu finden.“