Mülheim. . An Mülheimer Schulen werden bislang elf Herkunftssprachen unterrichtet, künftig zwölf. Rund 860 Kinder nehmen teil, fast 400 lernen Türkisch.

Für Hunderte von Kindern in Mülheim stehen Albanisch, Farsi oder Portugiesisch regelmäßig auf dem Stundenplan. Ihre Familien sind zugewandert, und wenn gewünscht, erhält der Nachwuchs Herkunftssprachlichen Unterricht (HSU). Derzeit werden elf Sprachen angeboten (siehe Tabelle), insgesamt 862 Schüler nehmen teil. Mitte Februar kommt Kurdisch hinzu.

Denn: „Wir haben im Alltag festgestellt, dass viele Seiteneinsteiger, also Flüchtlingskinder, nicht Arabisch als Muttersprache haben, sondern Kurdisch“, berichtet Norbert Schultheis, Lehrer an der Schule am Hexbachtal und HSU-Berater der Stadt. Alle Mülheimer Schulen seien angeschrieben und gefragt worden, ob Bedarf an entsprechendem Unterricht besteht. Ergebnis: Etwa 25 Mädchen und Jungen haben Interesse, das Spektrum reicht von der ersten bis zur zehnten Klasse.

Kurdisch startet am 11. Februar in möglichst drei Kursen

Die Bezirksregierung hat den Kurdisch-Unterricht für Mülheim soeben bewilligt. Ab 11. Februar können sechs Unterrichtsstunden pro Woche gegeben werden, möglichst in drei verschiedenen Kursen im Schulgebäude an der Bruchstraße. Der Lehrer kommt aus Wesel.

Die anderen Sprachen werden an verschiedenen Standorten unterrichtet, außer an der Bruchstraße auch in der Willy-Brandt-Schule oder in Grundschulen. Albanisch-Kurse laufen am Otto-Pankok-Gymnasium, Italienisch an der Realschule Mellinghofer Straße. Die Teilnehmer kommen aus dem gesamten Stadtgebiet, für Grundschulkinder und Schüler aus höheren Klassen gibt es jeweils separate Kurse.

Halbjahres-Noten tauchen auch auf dem Zeugnis auf

Rechtsgrundlage des Herkunftssprachlichen Unterrichts ist das Teilhabe- und Integrationsgesetz für NRW mit einem Erlass des Landes-Schulministeriums. Ziel: „die Wertschätzung der natürlichen Mehrsprachigkeit.“ Unterricht kann stattfinden, wenn eine dauerhafte Lerngruppe von mindestens 15 Kindern (Primarstufe) bzw. 18 Schülern (Sekundarstufe I) zustande kommt.

Vor Ort zuständig ist die Untere Schulaufsicht, die pädagogische Berater hinzuzieht, wie in Mülheim Norbert Schultheis. Der Unterricht findet außerhalb des regulären Stundenplans statt, für die Teilnehmer sind es zusätzliche Stunden. Sie bekommen jeweils zum Halbjahr Noten, die auch im Zeugnis auftauchen. Die Kinder, so Schultheis, hätten offensichtlich Spaß am HSU: „Sie kommen meist in aufgeräumter Stimmung zu den Kursen, und es gibt auch Aktionen, die den Zusammenhalt fördern, Klassenfahrten oder Theateraufführungen.“

Kinder sollen beide Sprachen „anständig lernen“

Den Einwand, zugewanderte Kinder hätten doch eher Deutschstunden nötig, kennt Schultheis. Er sagt: „Das ist das schlimmste Argument. Denn auch wenn Kinder zu Hause die Herkunftssprache sprechen, gehen Fähigkeiten verloren.“ Oft entwickele sich ein Mischmasch aus ein bisschen Türkisch oder Bosnisch und Deutsch. „Wir möchten, dass die Kinder beide Sprachen anständig lernen. Denn dann haben sie Vorteile, die andere nicht haben“, so der HSU-Experte.