Mülheim. . Die Schließung der Sparkasse an der Oberheidstraße nehmen Dümptener nicht kampflos hin. Unterschriftenaktion startet. Sparkasse baut Service aus.
Ob es noch etwas nützt? Die ältere Dame zweifelt daran, unterschreibt aber dennoch die Forderung, dass die Sparkasse ihre Kunden an der Oberheidstraße nicht derart im Stich lassen sollte. Kampflos wollen viele die Schließung der dortigen Sparkassen-Filiale nicht hinnehmen. Der Bürgerliche Aufbruch Mülheim (BAMH) startete jetzt eine Unterschriftenaktion. Vor Edeka gleich neben der geschlossenen Filiale unterschrieben in einer Stunde gut 100 Bürger, meist ältere Menschen.
Im Herbst hatte die Sparkasse die Zweigstelle aufgegeben, gleichzeitig aber die zweite Filiale an der Mellinghofer Straße für 1,5 Millionen Euro umgebaut und modernisiert. „Das ist von uns ein klares Bekenntnis zu Dümpten“, sagt Sparkassen-Sprecher Frank Hoetzel. Dort könnten die Dümptener alle Geldgeschäfte erledigen und bekämen sogar einen besseren Beratungsservice als früher. Im Vergleich zu den Kunden in Broich stünden die Dümptener damit deutlich besser da.
Vielen ist der Weg zur Mellinghofer Straße zu weit
Doch der Weg zur Mellinghofer Straße ist vielen zu weit. Etwa eine halbe Stunde laufe sie dorthin, berichtet Helga Severin (78) und hält dies im hohen Alter für nicht zumutbar. Der persönliche Kontakt ist für sie allemal besser als ein Geldautomat, wie er jetzt an der Oberheidstraße steht und nicht immer funktioniert. Dort Geld abzuholen, empfindet Gertrud Heller (68) auch nicht gerade sicher. Sie habe ein ungutes Gefühl dabei auf offener Straße. Online-Banking? Machen beide älteren Damen nicht und wollen sich damit auch nicht mehr befassen.
Ein anderer schimpft über die umgebaute Filiale an der Mellinghofer. „Eindeutig Fehlplanung“, sagt Manfred Reichmann. „Viel zu eng, Diskretion gar nicht möglich.“ Außerdem seien auch dort jetzt Automaten ausgefallen.
Ex-Sparkassen-Mitarbeiter nennt neue Filiale „Hühnerstall“
Reiner Ortmann, Ex-Sparkassen-Mitarbeiter, erinnert sich noch an die alten Zeiten: „In Dümpten ist die Zahl der Geld- und Kontoausdruck-Automaten halbiert worden“, beklagt er. Kritik an der umgebauten Fiale an der Mellinghofer übt auch er: „Hühnerstall. In jeder Apotheke muss ich Abstand halten. In dieser Filiale ist das gar nicht möglich.“
Die Dümptener fordern mit ihrer Unterschrift „gleichwertigen Ersatz“ für die aufgegebene Filiale, entweder durch die Bereitstellung eines Servicecenters, in dem Geld abgehoben werden kann, wo Überweisungen möglich sind und Kontoauszüge gedruckt werden können. „Das könnte ja auch in einem Teil der alten Filiale erfolgen“, sagt Jochen Hartmann (BAMH). Auch einen Briefkasten sollte es dort geben, um Überweisungsträger einzuwerfen. Hartmann verweist zudem auf den Paragrafen 2 des Sparkassengesetzes, wonach die Gewinnerzielung nicht das oberste Ziel sei.
Sparkasse: Qualitativ bieten wir in Dümpten viel mehr
Von großen Gewinnen ist die Sparkasse jedoch längst weit entfernt. Sie kann den Unmut der Bürger verstehen, wenn der Geldautomat nicht funktioniert. Daran habe man gearbeitet, sagt Hoetzel. Was die Filiale an der Mellinghofer angeht, so verweist der Sparkassen-Sprecher darauf, dass dort elf Beratungsbüros eingerichtet worden sind. Zuvor gab es fünf. „Qualitativ bieten wir in Dümpten viel mehr.“
Wer den weiteren Weg nicht auf sich nehmen will, dem bietet die Sparkasse ihr Service-Center in der Hauptstelle am Berliner Platz an. Dort kann unter 300-50 jeder anrufen, der Hilfe wünscht. Sparkassen-Mitarbeiter nehmen dort zum Beispiel dann auch über das Telefon Überweisungen vor. Diesen Service will die Sparkasse noch verstärken.
Die BAMH indes will die Unterschriftenaktion fortsetzen, nächsten Freitag wieder ab 15.30 Uhr vor Edeka an der Oberheidstraße. Der Protest soll dann an den Sparkassen-Chef übergeben werden. Ob es noch was nützt? „Man sollte nicht immer gleich aufgeben“, sind sich die älteren Bürger bei der Aktion einig.
>> SPARKASSE BAUT FILIALNETZ UM
Der Kostendruck zwingt die Sparkasse Mülheim, das Filialnetz zu überdenken. Nach der Zusammenlegung der Filialen in Saarn erfolgte im Herbst letzten Jahres der Umbau in Dümpten.
Betroffen sein werden demnächst auch noch die Filialen in Broich und die in Heißen und auf der Heimaterde. Die Kunden in Broich haben bereits reagiert. Nachdem die Sparkasse Mülheim angekündigt hatte, neben der Eppinghofer Filiale 2019 auch die Zweigstelle in der Neuen Mitte zu schließen, kamen dort auch die ersten Beschwerden an.
Wenn 2021 die Filiale Heimaterde mit Heißen zusammengelegt wird, soll die Neuaufstellung des Filialnetzes in Mülheim abgeschlossen sein.
Die Sparkasse plant zudem in den nächsten drei Jahren den sozialverträglichen Abbau von jeder vierten Stelle.