Mülheim. . Margret Illigens und Gerd Weinfurth geben die Leitung der Alzheimer-Selbsthilfegruppe aus Altersgründen auf. Sie waren Herz und Seele der Gruppe.

Margret Illigens (77) und Gerd Weinfurth (93) geben die Leitung der Alzheimer-Selbsthilfegruppe in Mülheim aus Altersgründen auf. Die Gruppe wird zum Jahresende aufgelöst. Zwar gibt es weiterhin Anlaufstellen und Hilfe für Erkrankte und ihre Angehörigen in der Stadt (siehe Box), doch zwei wichtige, erfahrene Stimmen fehlen künftig, wenn auch nicht so ganz. „Unsere Telefone sind ja nicht abgestellt“, betonen die beiden. „Für unsere Leute sind wir immer noch da.“

Damit ist auch schon gesagt, wie sehr sich Margret Illigens und Gerd Weinfurth in den vergangenen zwei, bzw. drei Jahrzehnten engagiert haben, sie waren das Herz und die Seele der Selbsthilfegruppe. Sie haben betroffene Paare und Familien beraten, Tipps gegeben, getröstet, Hausbesuche gemacht. Mit viel Sachkenntnis und Mitgefühl, gespeist aus eigenen, traurigen Erfahrungen: Weinfurth verlor seine Frau in den 1980er Jahren nach und nach an die Alzheimer-Krankheit, bei Illigens Ehemann setzte das zerstörerische Wirken der neurodegenerative Erkrankung schon ein, als dieser gerade mal 53 Jahre alt war.

Vor 26 Jahren war Alzheimer vielfach gar kein Thema

Die Phasen der Krankheit, der Umgang mit Ärzten, mit Pflegepersonal, die vielen Fragen, die die Angehörige hatten: Was geschieht nun? Was bedeutet das für uns als Familie? In der Anfangszeit der Selbsthilfegruppe vor 26 Jahren war Alzheimer vielfach noch gar kein Thema. Heute sei man ja zum Glück breiter aufgestellt, sagen die scheidenden Ehrenamtler: In Mülheim gründete sich das Netzwerk Demenz, der runden Tisch Demenz, die Alzheimergesellschaft; Vertreter der Krankenhäuser, Ärzte, Pflegedienste sind längst mit im Boot.

Viel Unterstützung gab es auch in der Evangelischen Familienbildungsstätte, loben Margret Illigens und Gerd Weinfurth. „Wir hätten uns ja keinen eigenen Referenten leisten können.“ Die Selbsthilfegruppe sollte ein offenes, kostenloses Angebot sein, ganz ohne Hemmschwelle.

Liebe kommt bis zum Schluss an

„Die anderen können mit ihrer Erfahrung weiter helfen“, so Illigens. „Irgendwann steht man da und weiß nicht weiter – da kann man dann jemanden anrufen.“ Dass der pflegende Angehörige nicht an der Pflege selbst zugrunde geht, weil geglaubt wird, man müsse alles alleine stemmen, war in der Selbsthilfegruppe oft ein Thema. Dass man sich Hilfe holen sollte, und dass das Leben auch dann noch lebenswert ist, wenn man nicht mehr gemeinsam in einer Wohnung leben kann.

Wie die Menschen mit der Alzheimer-Erkrankung in der Familie umgehen, ist sehr persönlich, das haben die beiden oft erfahren. Sie betonen aber, dass es auch mit einem erkrankten Angehörigen immer noch sehr schöne Erlebnisse gibt, Momente, wovon man noch lange zehren kann. „Das Gefühl bleibt bei Alzheimer bis zum Schluss“, weiß Gerd Weinfurth. „Das sind die freudigen Momente.“ Margret Illigens ergänzt: „Was man an Liebe gibt, das kommt bis zum Schluss an.“ Die vertraute Stimme, das Lachen vermögen noch durchzudringen zum Erkrankten, sind beide überzeugt. Auch dann, wenn der Mann oder die Frau keine Antwort darauf mehr geben kann.

Wo es weiterhin Hilfe gibt

>>Das nächste Angehörigencafé Demenz in der Familienbildungsstätte (Scharpenberg 1b, Raum 10) ist am Mittwoch, 16. Januar, 15 bis 17.15 Uhr. Mehr Info unter: www.evfamilienbildung.org

Alzheimergesellschaft Mülheim: 99 107 670 oder info@alzheimer-muelheim.de

Der Stammtisch der Alzheimer-Selbsthilfegruppe zum ungezwungenen Beisammensein mit den kranken Angehörigen bleibt bestehen: letzter Mittwoch im Monat im Ratskeller, 18-20 Uhr.