Stadtmitte. . Der offene Treff für junge Schwangere besteht seit 15 Jahren und ist weiterhin gefragt. Altersschnitt der Teilnehmerinnen hat sich aber erhöht.
Seit 15 Jahren gibt es in Mülheim einen Treff speziell für junge Schwangere. Die Babys aus der Anfangszeit sind mittlerweile Teenager, einige der Frauen halten bis heute Kontakt. Und immer wieder kommen werdende Mütter mit persönlichen Problemstellungen dazu. Eine Frage allerdings haben alle bereits getroffen, wenn sie die Gruppe erstmals besuchen: Sie haben sich entschieden, ihr Kind zur Welt zu bringen und zu behalten.
Angesprochen werden auch Babypflege und Erziehung
„Frauen, die möglicherweise abtreiben oder das Kind nach der Geburt abgeben möchten, kommen in die Einzelberatung“, sagt Sabine Boeger von der Evangelischen Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte. Sie hat die Gruppe 2003 gemeinsam mit einer Kollegin von der Evangelischen Familienbildungsstätte ins Leben gerufen. Sie waren zur Erkenntnis gelangt, dass es einen eigenen Gesprächsraum für junge Schwangere geben müsse, denn: „Die Fragen sind andere“, erklärt Sabine Boeger, „die Zweifel größer: ,Schaff ich das? Werde ich eine gute Mutter sein?’“ Erst recht, wenn Mädchen noch die Schule besuchen oder in Ausbildung sind.
Alle möglichen Themen werden hier angesprochen: Gesundheit, Babypflege, Erziehung, Partnerschaft, Beruf. Zusammen mit dem Ev. Krankenhaus werden auch eigene Kreißsaalführungen organisiert, denn: „Ganz jungen Schwangeren kommt es komisch vor, wenn sie dort Frauen im Alter ihrer Mütter treffen“, so die Beraterinnen.
Ehemaligentreffen finden mehrmals im Jahr statt
Der Treff wird bis heute von den beiden evangelischen Einrichtungen getragen, steht aber allen Mädchen und Frauen offen. Eine der Teilnehmerinnen ist Elena Nsimba, inzwischen 29 Jahre alt: Sie war 19 und hochschwanger, als sie von dem Angebot erfuhr. Dass sie ein Kind erwartete, empfand sie nicht als Katastrophe: „Ich war immer rebellisch“, sagt sie. „Aber mir hat es gut getan, bei den Treffen zu sehen, dass ich nicht alleine bin.“
Elena erinnert sich an die Zeit vor zehn Jahren: „An Weihnachten hab ich es meiner Mutter gesagt, im Januar war das Kind da.“ Ihre Ausbildung hatte sie da jedoch bereits abgeschlossen. Die Kontakte, die sie beim Frauentreff knüpfte, hätten auch den Alltag mit Baby oder Kleinkind erleichtert, erklärt Elena, die lange alleinerziehend war. „Wir haben die Kinder abwechselnd betreut, damit jede auch mal weggehen konnte.“ Inzwischen ist sie Mutter von zwei Töchtern und einem Sohn, arbeitet in Vollzeit und nimmt gerne an den Ehemaligentreffen teil, die mehrmals im Jahr stattfinden.
Teenagermütter sind nur noch selten
Aktuell kommen acht junge Frauen regelmäßig in die Gruppe, berichtet Sabine Boeger, „sie befinden sich in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen.“ Die Hälfte von ihnen hat keinen Partner, der sich kümmert. Zwei haben kürzlich entbunden und werden bald wahrscheinlich mit dem Nachwuchs in den Kreis zurückkehren.
Auch Bianca Gobs (23) erwartet ihr Baby noch in diesem Jahr. Und obwohl es ein Wunschkind sei von ihr und ihrem Partner, sucht sie den Austausch in der Gruppe: „Im Freundeskreis bin ich die einzige, die schon eine Familie plant. Alle anderen wollen das erst mit Anfang oder Mitte 30.“ Entsprechend der allgemeinen Entwicklung ist auch der Altersschnitt der jungen Schwangeren seit Bestehen der Gruppe gestiegen. „Teenagermütter haben wir nur noch selten“, sagt Sabine Boeger, „sicher auch wegen der Aufklärungsarbeit in den Schulen.“