Mülheim. . Die Erlöse aus der Jolanthe-Spendensammlung gehen 2019 an die christliche Drogensuchthilfe und Randgruppenarbeit, die Karlheinz Gutzler leistet.
Sie gucken nicht weg, wenn jemand am Straßenrand sitzt und einen leeren Kaffeebecher emporstreckt, um ein paar Cent zu sammeln. Auch dann wenden sie sich nicht ab, wenn Klaus, Stefan oder Daniel mal wieder ziemlich zugedröhnt am Bauwagen stehen, um sich eine warme Suppe abzuholen. Ganz im Gegenteil: Karlheinz Gutzler, Stefan Jacobs und Jürgen Achenbach bringen die wärmende Speise oder den heißen Kaffee noch nach vorne, bedienen Klaus, Stefan oder Daniel, kümmern sich so innig um ihre Gäste.
Jeder ist willkommen
Denn genau das sind die Menschen, die durch Drogen- oder Alkoholsucht am äußersten Rand der Gesellschaft gelandet sind, oft nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf haben und so gut wie keine sozialen Bindungen – Gäste, das sind sie hier bei „Aufwind“. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der christlichen Drogensuchthilfe und Randgruppenarbeit „Aufwind“ nehmen jeden an, so wie er ist – und reichen ihm die helfende Hand. Ihrer Arbeit soll der Erlös aus der diesjährigen WAZ-Spenden-Aktion Jolanthe zugute kommen.
Zunächst was Warmes für den Magen, dann vielleicht ein Schlafsack, gefolgt vom Kontakt zur Notschlafstelle oder zu Entgiftungseinrichtungen. „Jeder muss die Entscheidung selbst treffen, den nächsten Schritt zu gehen“, sagt Karlheinz Gutzler, „die Freiheit lasse ich ihm, die Entscheidung kann ich ihm nicht abnehmen.“ Gelegenheiten aber, um ins Gespräch zu kommen, um die helfende Hand anzunehmen, gibt es einige. Mittwoch- und Freitagnachmittags etwa schließen Gutzler und die beiden anderen den Bauwagen auf, der an der Auerstraße 54 parkt. Donnerstags laden sie ins Café Royal ein – ein Bibelkreis, „aber Café Royal klingt cooler“, findet Stefan Jacobs. Jeden zweiten Samstag öffnen sie das Aussteiger-Café, laden nach den sonntäglichen Gottesdiensten ein.
Ein Budget von 1500 Euro im Monat nötig
Monatlich benötigen sie dafür ein Budget von 1500 Euro, hat Gutzler ausgerechnet – für Kaffee, Margarine, Suppenzutaten. Hungrige kommen immer, zum samstäglichen Frühstück sind es im Moment 40 bis 50 – auch die Kälte treibt sie ins Zentrum der Evangelischen Freikirchlichen Gemeinde an der Auerstraße. „Jeder ist herzlich willkommen“, sagt Gutzler, „ganz gleich, welche Geschichte er mitbringt.“ Und Lebensgeschichten, Erzählungen übers Scheitern, die hat der 71-Jährige in den vergangenen zehn Jahren seiner ehrenamtlichen Mitarbeit bei „Aufwind“ so einige gehört. Er hält einen Moment inne, bevor er davon erzählt, sammelt sich – die Erinnerungen scheinen übermächtig zu sein. Zuhause vernachlässigt, gar missbraucht, Kinderheim, Knast – ein typischer Werdegang. Auch schwere Krankheit und Tod seien Begleiter.
Viele Worte sind gar nicht nötig, um zu spüren, dass Gutzler viel Leid begegnet ist. Und auch im Gespräch mit den Menschen, die zu den Angeboten von „Aufwind“ kommen, den Gästen, ist er zunächst der Stillere, so scheint es. „Wer den Menschen helfen will, muss zuhören“, sagt der ehemalige CVJM-Sekretär, räumt aber auch ein: „Nicht auf jede Frage hab ich eine Antwort.“ Die muss auch nicht immer parat sein, die Anteilnahme, das Wahrgenommenwerden, das Mitgefühl, sei es, das vielen schon helfe. „Einige sagen: Ihr seid hier unsere Familie“, erzählt Stefan Jacobs.
Gegründet auf einen tiefen Glauben an Gott
Was die Ehrenamtlichen antreibt, ist ihre Nächstenliebe, gegründet auf einen tiefen Glauben an Gott. „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“, zitiert Stefan Jacobs einen Bibel-Vers, der wie ihr Leitspruch klingt. „Klar winken viele erstmal ab, wenn wir mit Jesus kommen“, erzählt der 45-Jährige. Wenn sie aber die Gemeinschaft erlebten, öffneten sich so manche Herzen. Karlheinz Gutzler fügt hinzu: „Viele haben die christlichen Werte gar nicht kennengelernt.“ Das zu ändern – tatkräftig und hautnah – sind sie bei „Aufwind“ angetreten.
Neujährchen am Wasserbahnhof startet um 12 Uhr
Am Neujahrsmorgen veranstaltet die WAZ-Redaktion zusammen mit der Ruhr-River-Jazzband wieder das Neujährchen um 12 Uhr auf der Schleuseninsel für einen guten Zweck – diesmal zugunsten der Drogensuchthilfe „Aufwind“. Gut 1000 bis 1200 Lose verkaufen wir zum Preis von einem Euro. Zusätzlich versteigern wir wieder einen Präsentkorb.
Spendenkonto IBAN
DE 05362500000175034277, Stichwort Jolanthe.