Mülheim. . Karlheinz Gutzler engagiert sich bei der christlichen Drogensuchthilfe „Aufwind“. Er bietet praktische Hilfe an, besucht Betroffene im Knast.

Mittwochs ist Suppenküchentag für Karlheinz Gutzler. Dann ist der 70-Jährige von 11 bis 17 Uhr am umgebauten Bauwagen der Drogensuchthilfe „Aufwind“ im Einsatz, zusammen mit zwei weiteren Ehrenamtlern – Stefan Jacobs und Jürgen Achenbach – gibt er warme Suppe, Kaffee und Kuchen für Menschen aus, die für sich selber nicht mehr richtig sorgen können: Rauschgift- und Alkoholsüchtige oder Obdachlose, die allesamt so krank sind, dass sie keine Struktur mehr im Leben haben. Keine Arbeit, keine Wohnung, keine Bindung zur Familie, keine Ziele.

„Diese Leute werden in der Gesellschaft viel verurteilt. Es nimmt sich ja kaum einer Zeit und hört ihnen zu“, sagt Gutzler. Dabei sei es das, was sich viele Betroffene wünschten: Reden können, einfach mal loswerden, was einen bedrückt. Im Alltag, aber auch allgemein. „Wenn man ihnen zuhört, lernt man viele schlimme Lebensgeschichten kennen. Da gab es oft schon schwere Schicksalsschläge in der Kindheit“, weiß der ehrenamtliche Helfer. Deshalb fehle es vielen Klienten an Vertrauen.

Am Ende liegt es an einem selber

„Unsere Aufgabe ist Beziehungsarbeit, wir müssen diesen Menschen vermitteln, dass sie uns vertrauen können.“ Dann könne man ihnen vielleicht auch dabei helfen, einen Weg aus ihrer Krankheit zu finden. Die Betonung liegt auf „helfen“. „Im Endeffekt liegt es an jedem selber, sein Leben zu ändern“, weiß der gebürtige Franke. Aber er kann unterstützen – etwa, wenn es darum geht, einen Entgiftungs- oder Therapieplatz zu finden, eine Unterkunft oder Schlafstelle aufzutun oder eine warme Mahlzeit in den Bauch zu bekommen.

Karlheinz Gutzler ist seit elf Jahren bei „Aufwind“ tätig. Damals ging der ehemalige CVJM-Sekretär in Altersteilzeit (CVJM steht für Christlicher Verein Junger Menschen) – und suchte sich gleich ein Ehrenamt. An die 20 Stunden investiert der Rentner mittlerweile wöchentlich in die soziale Arbeit. Er bietet nicht nur die Suppenküche (zwei Mal in der Woche), sondern auch einen Bibelkreis, ein Aussteiger-Café, Einzelberatung und einen Szene-Gottesdienst mit Café an. Die Drogensuchthilfe gehört zur Ev. Allianz Mülheim und ist an die Ev. Freikirchliche Gemeinde an der Auerstraße angedockt.

Betroffenen Glaube als Halt fürs Leben näher bringen

Neben der Arbeit hat der gelernte Erzieher sich stets weitergebildet, ist beratender und therapeutischer Seelsorger. „Ich möchte in Kürze auch einige unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter zu Drogenberatern ausbilden lassen“, sagt Karlheinz Gutzler. Er selbst ist auch Strafgefangenenhelfer. Regelmäßig besucht er suchtkranke Mülheimer, die in der Justizvollzugsanstalt sitzen.

Über die praktische Hilfe hinaus, über das Eintreiben und Verteilen von (Sach)spenden, ist es dem Vater von zwei erwachsenen Töchtern auch ein Anliegen, den Betroffenen den Glauben als Halt fürs Leben nahe zu bringen. „Wenn man glaubt, kann man etwas ändern.“ Dass er und seine Mitstreiter nie so viel helfen können, wie sie gerne würden, dass es bei Suchtkranken auch immer wieder Rückschläge gibt, hat er akzeptiert. „Und wenn ich über lange Zeit hinweg nur zwei Leuten den Sprung ins normale Leben ermöglichen kann, dann ist das auch schon ein Erfolg“, sagt er.

>> Wir stellen die zehn „Helden des Alltags“ vor

Die WAZ hat mit der Aktion „Menschen machen’s möglich“ gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) aufgerufen, Mülheimer zu benennen, die sich ehrenamtlich engagieren. Zehn Kandidaten stehen nun fest, die wir nacheinander in der WAZ in einem Porträt vorstellen.

Nach der Vorstellung aller Ehrenamtler und ihrer vorbildlichen Projekte können Sie, liebe Leser, für einen der Kandidaten stimmen. Die drei Mülheimer mit den meisten Stimmen erhalten Geldpreise, die beim Bürgerempfang am 6. September durch Oberbürgermeister Ulrich Scholten übergeben werden.