Mülheim. . Mauno Gerritzen (30) ist Nachfolger der langjährigen Geschäftsführerin Ursula Jakobs. Ein Münchener pendelt nun zwischen Mülheim und Oberhausen.

Mitte August feierte der Paritätische in Mülheim den 50. Jahrestag seiner Gründung. Wesentlich jünger, nämlich erst 30 Jahre, ist der neue Kreisgeschäftsführer des Wohlfahrtsverbandes: Mauno Gerritzen hat den Arbeitsplatz von Ursula Jakobs übernommen, die sich in den Ruhestand verabschiedete. „Man tritt natürlich in große Fußstapfen“, sagt Gerritzen. Zumal seine Vorgängerin 18 Jahre lang im Dienst war.

Der junge Mann leitet seit knapp zwei Monaten die Kreisgruppen Mülheim und Oberhausen des Paritätischen, der politisch und konfessionell ungebunden ist und eine Vielfalt an Organisationen unter seinem Dach vereint. In Mülheim sind es etwa 40 Mitglieder, von Aids-Hilfe und Alzheimer Gesellschaft über Lebenshilfe, Pia-Stiftung und Regler Produktion bis zum Weißen Ring, zudem mehrere Kindertagesstätten. 53 Einrichtungen betreiben sie, in denen insgesamt etwa 980 hauptamtliche Kräfte beschäftigt sind. Das Mülheimer Selbsthilfe-Büro für mehr als 120 Gruppen liegt ebenfalls beim Paritätischen, auch dafür zeichnet der Geschäftsführer verantwortlich.

Viele Menschen fragen sich, was der Paritätische macht

Breit aufgestellt ist der Verband also, gleichwohl spielt sich seine konkrete Arbeit meist im Hintergrund ab. Auch Gerritzen weiß: „Im Gegensatz zu Caritas oder Diakonie, die ihre eigenen Einrichtungen betreiben, fragen sich viele Menschen, was der Paritätische überhaupt macht.“ Nämlich vor allem: seine Mitglieder in rechtlichen, wirtschaftlichen, organisatorischen Fragen beraten und unterstützen. Das reicht von der geplanten Vereinsgründung über die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes für behinderte Menschen bis zur Kita-Finanzierung.

Für Mauno Gerritzen ist alles neu: der Job und auch das private Leben im Ruhrgebiet. Gebürtiger Münchener ist er, was man in seinem lebhaften Redefluss auch heraushört, hat zunächst in Kempten Sozialwirtschaft, anschließend in Magdeburg Sozialwissenschaften studiert. Er tritt seine zweite Stelle an, war zuvor drei Jahre Bildungsreferent beim bayerischen Landesverband der Deutschen Jugend in Europa.

Der Wechsel an die Ruhr sei „ein bewusster Schritt“ gewesen, berichtet der 30-Jährige, da seine Partnerin in Essen lebt und als Gymnasiallehrerin beruflich weit weniger mobil ist. Das Paar wohnt jetzt in Rüttenscheid, Gerritzen pendelt mal nach Mülheim, mal nach Oberhausen.

Vorstellung bei der Mitgliederversammlung

Im Moment befindet er sich noch in der Phase intensiver Einarbeitung, in der kommenden Woche wird sich der neue Geschäftsführer bei der Mitgliederversammlung des Paritätischen in Mülheim vorstellen. Schwerpunkte, die ihm besonders wichtig sind, kann er bereits benennen: „Ich möchte den Fokus stärker auf interkulturelle Öffnung legen, mehr Menschen mit Migrationshintergrund einbinden, deren Anteil in Mülheim und Oberhausen ja nicht gerade gering ist“.

Auch ehrenamtliche Arbeit liegt ihm am Herzen, er habe sie selber lange geleistet, leitete zwölf Jahre lang eine Jugendgruppe beim Deutschen Alpenverein. Der DAV ist auch in Mülheim mit einer engagierten Sektion vertreten, in diese Richtung habe er bislang aber noch keinen Kontakt aufgenommen. Obwohl er spürt: „Ich werde den Bergsport vermissen.“ Als Ersatz kommt für Gerritzen Klettern in der Halle in Frage oder: „Fahrradfahren an der Ruhr. Das werde ich in Zukunft verstärkt machen.“

>>> Getragen durch Mitgliedsbeiträge und Spenden

Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Mülheim erhält jährlich einen kleinen Zuschuss aus städtischen Geldern, finanziert sich aber ganz überwiegend durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Die Kreisgruppe Oberhausen, die Mauno Gerritzen ebenfalls führt, ist mit rund 50 Mitgliedern und über 60 Einrichtungen etwas größer als die Mülheimer Gruppe.