Mülheim. . Vor 50 Jahren wurde in Mülheim der Paritätische Wohlfahrtsverband gegründet. Ihm gehören heute 42 Mitgliedsorganisationen an.

Vereine, Initiativen und Selbsthilfegruppen, die sich einem weltanschaulich und politisch unabhängigen Wohlfahrtverband anschließen wollen, sind in Mülheim seit 1968 im Paritätischen Wohlfahrtsverband gut aufgehoben. Das wird heute um 17 Uhr in der Freilichtbühne an der Dimbeck gefeiert.

Der Veranstaltungsort wurde bewusst gewählt, ist der Verein der Regler-Produktion, die seit 2013 die Freilichtbühne mit kulturellem und sozialem Leben erfüllt, doch das jüngste der aktuell 42 Verbandsmitglieder. „Die Regler-Produktion passt mit ihrem Engagement sehr gut zum Paritätischen Wohlfahrtsverband, der von seinem Selbstverständnis her für Chancengleichheit, soziale Teilhabe und Hilfe zu Selbsthilfe auf Augenhöhe steht“, sagt die Kreisgeschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ursula Jakobs.

Ein Selbsthilfebüro am Tourainer Ring

„Der Verband, der seit 2005 in seiner Geschäftsstelle am Tourainer Ring auch ein Selbsthilfebüro betreibt, um Selbsthilfegruppen rechtlich, wirtschaftlich und organisatorisch zu beraten, sorgt dafür, dass seine Mitgliedsorganisationen gut funktionieren und innovativ arbeiten können“, beschreibt dessen stellvertretender Kreisvorsitzender Frank Schellberg die zentrale Aufgabe des Verbandes.

Wie diese Arbeit die soziale Landschaft der Stadt bereichert hat, macht er unter anderem an den fast 1000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen fest, die mit seiner Unterstützung im Laufe der letzten 50 Jahre entstanden sind. Dass Schellberg heute als Geschäftsführer der PIA – das steht für Paritätische Initiative für Arbeit – vorstehen und dafür arbeiten kann, dass Menschen eine zweite oder dritte Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen, um ihr persönliches Potenzial zu entfalten, geht auf die Initiative des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zurück.

Erst seit 1979 mit hauptamtlichem Geschäftsführer

Mit angeschoben und begleitet hat die Kreisvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Brigitte Mangen, auch die Einrichtung der Seniorenresidenz Sommerhof, in dem die ehemalige FDP-Stadtverordnete heute selbst lebt. Damit ist sie heute im Gebäudekomplex zwischen Hingberg und Tourainer Ring Nachbarin der zum Paritätischen Wohlfahrtsverband gehörenden Mülheimer Familien- und Krankenpflege und der Geschäftsstelle ihres Verbandes.

„In seinem ersten Jahrzehnt wurde die Vorstandsarbeit und die Geschäftsführung des Paritätischen noch rein ehrenamtlich geleistet. Erst 1979 bekamen wir einen hauptamtlichen Geschäftsführer“, erinnert sich Mangen. Sie selbst kam als Vorsitzende des 1977 von ihr mitgegründeten Kinderschutzbundes zum Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Ursula Jakobs, die die Geschäfte des Verbandes seit 1999 führt, kam über eine Elterninitiative zur Gründung einer Kindertagesstätte zum Paritätischen Wohlfahrtsverband. „Ich habe noch erlebt, dass Mütter nicht berufstätig werden konnten, weil Kindergärten um 12 Uhr schlossen“, erinnert sich Jakobs.

Netzwerkerin für eine lebenswertere Stadt

Heute ist der zum Partitätischen Wohlfahrtsverband gehörende Elternverein Stöpsel ein Beispiel dafür, wie aus der Not heraus eine Problemlösung erwachsen kann. Als vergleichbare Erfolgsgeschichten aus der paritätischen Familie sieht sie die Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung und die Alzheimer-Gesellschaft, die mit ihrer Arbeit ein ursprüngliches Tabuthema gesellschaftsfähig gemacht und so viel für die soziale Teilhabe und Akzeptanz der Betroffenen geleistet haben. Und auch die im Paritätischen Wohlfahrtsverband organisierte und in der Suchtvorbeugung aktive Ginko-Stiftung zeigt mit ihrer Arbeit, dass nur redenden Menschen geholfen werden kann und Verschweigen und Verdrängen keine Lösung sind.

Ausgesprochen dankbar ist Ursula Jakobs dafür, dass sie als Lobbyistin und Netzwerkerin für eine soziale gerechtere und lebenswertere Stadt, etwa im Stadrat oder in der kommunalen Gesundheitskonferenz, nicht alleine steht, sondern auf eine gute Zusammenarbeit mit ihren Kollegen aus der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände bauen kann.