Mülheim. . Weniger Mitarbeiter, weniger Filialen, künftig auch weniger Vorstände. Verwaltungsrat fasst Beschluss. Rat hatte einstimmig Reduzierung verlangt.

Selten ist sich der Stadtrat so einig: Einstimmig forderte er, dass die Sparkasse ihre Vorstandsposten von drei auf zwei reduziert. Die in den Verwaltungsrat der Sparkasse entsandten Ratsmitglieder sollten sich dafür einsetzen. Wenig später, am Freitagabend, beschloss dann auch der Verwaltungsrat, den Vertrag mit Vorstand Ralf Dammeyer im nächsten Jahr nicht mehr zu verlängern.

Vorstandsvorsitzender bleibt Martin Weck, der das Haus nun mit seinem Vorstandskollegen Frank Werner in den nächsten Jahren leiten wird. Rund 70.000 Mülheimer führen ihre Geldgeschäfte über die Sparkasse.

Anträge von BAMH und den Grünen

„Auch oben an der Spitze muss endlich gespart werden“, forderte schon länger Jochen Hartmann, Fraktionschef beim Bürgerlichen Aufbruch Mülheim (BAMH). Die BAMH und die Grünen hatten dazu Anträge vorgelegt. Bislang gönnte sich die Sparkasse ein dreiköpfiges Führungsteam, während an anderer Stelle im Haus schon seit Jahren auf die Bremse getreten wurde. „Langjähriger Kostendruck und erhöhte Eigenkapitalanforderungen, vor allem aber das Niedrigzinsniveau führen dazu, dass die Zahl der Mitarbeiter ebenso wie die Zahl der Filialen in den letzten Jahren verstärkt reduziert wurden“, sagt der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Dieter Wiechering (SPD). Zwei Filialen gab die Sparkasse bereits auf, die Mitarbeiterzahl sank in den vergangenen Jahren durch Altersteilzeit und weniger Neueinstellungen von 476 auf 446.

Gehälter der Mitarbeiter wurden nicht gekürzt

Gehälter der Mitarbeiter wurden nicht gekürzt. Man habe vor allem noch bei weichen Faktoren gespart, so der Sprecher des Hauses, Frank Hötzel. So seien etwa Zuschüsse zu jährlichen Festen oder zur Pensionärsfeier gestrichen worden. Offen ist, wie lange die Sparkasse ihr nach wie vor dichtes Filialnetz halten wird. Immer mehr Kunden nutzen die Online-Verbindung zum Geldinstitut. Jeder zweite Kunde führt über die Sparkassen-App seine Geldgeschäfte. „Unsere Sparkasse hat in der Digitalisierung und in der Ausrichtung auf den Kunden positive Schritte gemacht und ist schlagkräftig aufgestellt, so dass ich mir über die Zukunft mit zwei Vorständen gerade auch im Vertrieb keine Sorgen mache“, sagt Wiechering.

Erneut kein Cent an Ausschüttung für die Stadt

Die Privateinlagen und die Kreditvergaben konnte die Sparkasse zuletzt erneut steigern, der Gewinn rutschte jedoch unter die Millionengrenze, und den behielt die Sparkasse komplett für sich. Erneut erhielt die Stadt keinen Cent an Ausschüttung. Im Stadtrat sorgte dies für Verstimmung. Die personelle Einsparung an der Spitze, so Hartmann, steigert nun auch den Gewinn, der an die Stadt abgeführt werden könnte. Mittelfristig sei dabei von einem siebenstelligen Betrag auszugehen.

Schon längst hätte die Stadt von einem höheren Gewinn der Sparkasse profitieren können, sagt der frühere Fraktionschef der CDU, Wolfgang Michels. Bereits vor 15 Jahre habe die CDU eine Verschlankung des Vorstandes gefordert. Fünf Millionen Euro mehr Gewinn hätte das bedeuten können, so Michels. Wiechering indes kann sich nicht erinnern, dass die CDU sich jemals für weniger Sparkassen-Chefs ausgesprochen habe.

Der Vorstand erhielt zuletzt eine Jahresvergütung von 1,13 Millionen Euro; davon entfallen auf Frank Werner und Ralf Dammeyer je rund 350 00 Euro. Bei der Nichtverlängerung des Vertrages hat Ralf Dammeyer Anspruch auf eine Abfindungszahlung in Höhe eines Jahresgrundbetrages .

>>> FÖRDERUNG ZAHLREICHER PROJEKTE

Die Sparkasse Mülheim wies zuletzt eine Bilanzsumme von 2,78 Milliarden Euro aus. Das Kreditvolumen betrug 2,23 Milliarden.

Mit 825.000 Euro förderte die Sparkasse zuletzt sportliche, soziale, kulturelle und wissenschaftliche Projekte in der Stadt Mülheim.