mülheim. . Im Ruhrgebietsvergleich steht Mülheim an der Spitze, bundesweit im unteren Drittel. Bei der wirtschaftlichen Dynamik verliert die Stadt massiv.
Im jüngsten bundesweiten Städtevergleich, bei dem 100 verschiedene Faktoren geprüft werden, landet Mülheim auf Platz 47 von 71. Das ist immerhin noch der beste Platz im Ruhrgebiet. Es gibt durchaus auch Grund zur Freude: Bundesweit hat zuletzt keine andere Stadt die Versorgung mit Kita-Plätze so erfolgreich ausgeweitet wie Mülheim. Und gut ist auch, dass die Zahl der Straftaten weitaus stärker gesunken ist als anderswo. Aber es gibt Anlass zu großer Sorge.
Beim Gewerbesteuersatz, den die Unternehmen seit Jahren als viel zu hoch beklagen, ist Mülheim nahezu Schlusslicht in Deutschland. Ebenso beim Altersquotienten, der das Verhältnis von jungen zu alten Bewohnern misst. Die größten Sorgen macht sich jedoch Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier, wenn er auf das Dynamik-Ranking schaut, das die wirtschaftliche Entwicklung der letzten fünf Jahre abbildet.
„Wir sind hier im vergangenen Jahr um 15 Plätze gefallen“, sagt er und sieht Mülheim im freien Fall. „Wir standen mal in besten Zeiten auf Platz 12, jetzt liegen wir auf 57.“ Bei der Entwicklung der Arbeitsplatzversorgung und der Beschäftigtenentwicklung landet Mülheim im Vergleich der Jahre 2012 und 2017 sogar auf Platz 70 beziehungsweise 68. Aus Sicht der Wirtschaftsförderung ist all dies besorgniserregend.
In Mülheim fehlen Gewerbeflächen
Schnitzmeier fordert, dass dringend Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um den Abwärtstrend zu stoppen. Er verweist auf ostdeutsche Städte, die sich nach oben gearbeitet haben. Eine der Stellschrauben sind Gewerbeflächen.
Daran mangelt es in Mülheim seit Jahren massiv. Erst jetzt hat die Politik sich darauf geeinigt, dass einige Flächen für eine Firmenansiedlung überprüft werden. Eine Stadt braucht, so Schnitzmeier, pro Einwohner etwa 1000 Euro Gewerbesteuereinnahmen, um solide wirtschaften zu können. 170 Millionen würde das für Mülheim bedeuten, davon ist die Stadt weit entfernt. „Wir müssen Unternehmen ansiedeln, die Steuern zahlen.“
Bedeutend: Der Bau eines Innovationszentrums
Als geradezu existenziell für die Unternehmen nennt der Wirtschaftsförderer die Digitalisierung und Innovationen. Auf beiden Feldern gibt es Nachholbedarf. „Das starke Absinken im Dynamik-Ranking sollte spätestens jetzt alle Unternehmen alarmieren, in Innovationen und Digitalisierung zu investieren.“ Die Wirtschaftsförderung ist derzeit mit der Hochschule Ruhr West und der Zenit GmbH unterwegs und bietet 100 Unternehmen Innovationsgespräche an.
Die Errichtung eines Innovationszentrums an der Hochschule bezeichnet Schnitzmeier ebenfalls als existenziell. Derzeit liegt dass Projekt auf Eis. Gerade die Städte gelten als besonders erfolgreich, die über starke innovative Zentren verfügen.
>>> INFO: Spitze bei Versorgung mit Kita-Plätzen
Das Städteranking von Wirtschaftswoche, Immobilienscout24 und IW Consult untersuchte 71 kreisfreie Städte Deutschlands mit mehr als 100.000 Einwohnern. Mülheim steht mit Platz 47 im Ruhrgebiet noch am besten da.
Bei Veränderung der Kita-Quote belegt Mülheim den ersten Platz. Auch die deutliche Abnahme von Straftaten beschert der Stadt einen Spitzenplatz (4).