„Dem einen sein Rot ist dem anderen sein Grün” – kurz und knapp bringt Planungsamtsleiter Klaus-Dieter Kerlisch das komplexe Zusammenspiel der 194 Ampelanlagen in der Stadt auf den Punkt.

„Dem einen sein Rot ist dem anderen sein Grün” – kurz und knapp bringt Planungsamtsleiter Klaus-Dieter Kerlisch das komplexe Zusammenspiel der 194 Ampelanlagen in der Stadt auf den Punkt. Klar: Nicht jeder, der mit dem Kraftfahrzeug durch die Stadt fährt, wird auf der grünen Welle reiten können. Und doch ist Otto Normalfahrer des Öfteren ungehalten, geht es wieder einmal nur schleppend voran, sieht er vor sich eine gefühlte Ewigkeit lang Rot. Und diese Ampel da? Muss die überhaupt sein? Ein Fall für das Modellprojekt „Simply City”, mit der die Stadt ihren Verkehrsraum entrümpeln will.

Nicht vorschnell aufs Gaspedal treten! Im Planungsamt mag noch niemand die Vision mit einem Minimum an Lichtsignalanlagen in die kritische Bürgerschaft tragen. „Da kann man noch gar nichts sagen”, lautet die harsche Aussage von Kerlisch, befragt man ihn kurz nach dem Projektstart von „Simply City” nach den Chancen, nicht nur den Schilderwald zu lichten, sondern auch die Verkehrssteuerung durch Ampeln auf ein deutlich geringeres Maß zurückzuführen.

Kerlisch betont: Der Prozess von „Simply City” ist völlig ergebnisoffen. Erst werden die zurzeit verhüllten Schilder in den drei Modellgebieten Heißen-Mitte, Mellinghofer und Leineweberstraße auf den Prüfstand gestellt, im Anschluss daran soll die Diskussion auf bauliche Einrichtungen und Lichtsignalanlagen ausgedehnt werden.

Unter gar keinen Umständen aber, so Kerlisch, werde die Stadt vorschnell Ampeln aus der Verankerung lösen. Bevor es im Einzelfall dazu komme, sei sorgfältig das Für und Wider abzuwägen; die fortwährende Verkehrssicherheit sei oberstes Gebot. Sicher aber gebe es „die eine oder andere Signalanlage”, die nicht (mehr) nötig sei.

Der ADAC zeigt sich da optimistischer. „Eine nicht unerhebliche Zahl” sei wohl entbehrlich, so deren Verkehrsexperte Hartmut Minjoth. Er ist zurzeit in ein Projekt der Stadt Köln einbezogen, das mehr als 100 Ampeln im Stadtgebiet infrage stellt. An Kreuzungen böten meist Kreisverkehre Lösungen, reine Fußgängerampeln könnten durch Zebrastreifen ersetzt werden. Sogar einen Kinder-Zebrastreifen gibt es dort jetzt, Drittklässler waren an der Planung beteiligt. Über den Zebrastreifen wölbt sich nun, quasi als alarmierender Blickfang, ein bunter Regenbogen aus Stahl. Mit den neuen Lösungen habe man in Köln „erstklassige Erfahrungen” gemacht, so Minjoth. Dort, wo es vorher zu Unfällen gekommen sei, habe man in einem Beobachtungszeitraum von einem Jahr nur halb so viele Unfälle wie zuvor registriert. Die Notwendigkeit von Ampelanlagen zu überprüfen, sei für den ADAC entscheidend für sein Ziel, den Verkehr zu entschleunigen – und es gleichzeitig zu schaffen, die Reisezeit zu verringern. „Die Leistungsfähigkeit der Straßen bestimmt sich an den Knoten, an Kreuzungen und Einmündungen, so Minjoth.