MÜlheim. . Auch acht Wochen nach Schuljahresbeginn fehlen an nahezu allen Schulen Lehrkräfte. Schulamtsdirektorin: Überall wird Stundentafel eingehalten.

Die Lehrerversorgung bleibt an zahlreichen Mülheimer Schulen trotz einiger Verbesserungen zum Beginn des Schuljahres angespannt. Betroffen ist insbesondere die sonderpädagogische Förderung. 75 Stellen sind an den Mülheimer Schulen nicht besetzt. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf Anfrage der Mülheimer SPD-Landtagsabgeordneten Hannelore Kraft hervor.

Betroffen sind nahezu alle Schulen. Allein an den 20 Grundschulen in der Stadt gibt es noch einen Fehlbedarf von 34 Lehrern. Die Grundschulen am Oemberg, an der Zunftmeisterstraße und die Brüder-Grimm-Schule erreichen nach Darstellung des Ministeriums nicht einmal eine Personalausstattungsquote von 90 Prozent. Die Realschulen weisen eine Unterdeckung von zwölf Stellen aus, ebenso viele sind es an den drei Gesamtschulen. Die beiden Förderschulen haben mit zehn unbesetzten Stellen den noch größten Bedarf. An den fünf Gymnasien sieht es am besten aus: Sechs Lehrer fehlen noch, wobei das Otto-Pankok-Gymnasium und das Gymnasium Heißen vollzählig sind. Das Ministerium weist aber auch darauf hin, dass es sich um eine Momentaufnahme handele. Zu Beginn des Schuljahres gab es in Mülheim noch 125 unbesetzte Stellen an den Schulen.

Schulen halten Stundentafel ein

Die Lage auf dem Lehrerarbeitsmarkt sei nach wie vor sehr angespannt, erklärt die Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Die Ministerin erklärt, dass eine rechnerisch zu geringe Personalausstattung nicht automatisch bedeute, dass der Unterrichtsbedarf nicht gedeckt werden könne. Die Schulamtsdirektorin Heike Freitag stellt auch für die Mülheimer Grundschulen fest: „Alle halten die Stundentafel ein.“ Das geschehe zum Teil durch Mehrarbeit, teilweise aber auch durch Vertretungskräfte. Die Besetzungen der offenen Stellen bleibe jedoch schwierig, sagt Heike Freitag. Auch Anfang November, wenn wieder junge Lehrer ihre Ausbildung beendet haben, glaubt sie nicht an eine große Wende. „Ich schätze, dass wir maximal zwei bis drei Stellen in Mülheim besetzen können.“

Die nächste Ausschreibung erfolgt zum Februar, dann wieder im Mai. Der Markt sei leergefegt, heißt es im Schulamt, vor allem im Fach Sport gebe es große Engpässe. Und auch über Seiteneinsteiger gelinge es nicht, den Mangel zu beheben. Für Seiteneinssteiger gilt generell: Ein abgeschlossenes Studium ist Mindestvoraussetzung. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert für die Seiteneinsteiger zudem eine angemessene Qualifizierung und Betreuung.

Offene Schulleiterstellen sind im Besetzungsverfahren

Besserung gibt es bei den Schulleiterstellen. „Alle offenen Stellen sind derzeit im Besetzungsverfahren“, sagt Heike Freitag. Vier Leitungsstellen waren Ende September noch unbesetzt sowie sieben Stellvertreterposten. Die Anhebung der Besoldung für schulische Leitungspositionen zeigt aus Sicht des Ministeriums Wirkung, auch die Anmeldezahlen zu einer Schulleiterqualifizierung seien gestiegen.

Bei der Gewerkschaft glaubt man nicht an ein baldiges Ende der Personalmisere. „Die Entwicklung war zu erkennen, es wurde jedoch zu spät reagiert“, sagt Berthold Paschert, Sprecher der Landes-GEW. Es reiche nicht, nur eine Webekampagne zu starten, um mehr junge Leute für den Lehrerberuf zu gewinnen. Vor allem eine Anhebung der Gehälter an den Grundschulen auf das Niveau der Sekundarstufenlehrer gehöre dazu, um den Beruf attraktiver zu machen. Mit Blick auf die zunehmenden Belastungen an Schulen durch den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Schülern sagt Paschert: „Inklusion nach Kassenlage funktioniert nicht.“

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An der Wilhelm-Busch-Schule (7), der Gesamtschule Saarn (6) und an der Realschule Stadtmitte (5) sind noch die meisten Stellen offen. An einigen wenigen Schulen liegt die Besetzungsquote über 100 Prozent, etwa am Karl-Ziegler-Gymnasium oder an der Hauptschule Hexbachtal. Doch das, so das Ministerium, bedeute nicht gleich Überversorgung. Mit mehreren Maßnahmen versucht das Ministerium, die Unterversorgung an Grundschulen aufzufangen: Unter anderem sollen Lehrer anderer Schulformen bewegt werden, an Grundschulen zu wechseln, und es wurden mehr Studienplätze geschaffen.