Mülheim. . Den diesjährigen Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft der Stadt Mülheim erhält der Historiker Prof. Ulrich Herbert. Förderpreis für „Ruhrorter“.
Die Träger des diesjährigen Ruhrpreises für Kunst und Wissenschaft stehen fest: Ausgezeichnet wird der Historiker Prof. Dr. Ulrich Herbert, den Förderpreis erhalten Adem Köstereli und seine Gruppe „Ruhrorter“. Dies hat der Kulturausschuss in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig beschlossen, es wurde am Dienstag bekannt gegeben. Der Hauptpreis ist dotiert mit 3000 Euro, der Förderpreis mit 2500 Euro, jeweils gesponsert von der Sparkasse Mülheim.
Wie üblich, folgte der Kulturausschuss der Empfehlung eines zehnköpfigen Vorbereitungsgremiums, dem mehrere frühere Preisträger angehören. Geehrt werden dieses Mal eine Persönlichkeit und ein Projekt, die sich tiefgreifend mit dem Thema Zuwanderung beschäftigen.
Preisträger war Lehrer an der Gesamtschule Nord
Ulrich Herbert (67), seit 1995 Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg, erforschte unter anderem die Geschichte der Zwangsarbeiter in der NS-Zeit und machte sich mit wichtigen Veröffentlichungen zum Dritten Reich einen Namen. Dabei hat Herbert einen engen Bezug zu Mülheim, wo er seit 1960 aufwuchs, am Otto-Pankok-Gymnasium Abitur machte und von 1977 bis 1980 als Geschichtslehrer an der Gesamtschule Nord tätig war, der heutigen Gustav-Heinemann-Schule. „Eine prägende Zeit meines Lebens“, wie der renommierte Wissenschaftler am Dienstag erklärte. Aktuell sei er dabei, die Geschichte der Migrationspolitik in Deutschland und Europa seit 1990 aufzuarbeiten.
In der Stadt Mülheim sehr präsent ist das Theater- und Kunstprojekt „Ruhrorter“, das 2012 von Adem Köstereli ins Leben gerufen wurde. Unterstützt vom Theater an der Ruhr, treten geflüchtete Jugendliche schauspielerisch in Aktion, beleben verlassene Räume in der Stadt, wobei die „Ruhrorter“ keinesfalls eine Form von Sozialarbeit leisten wollen, wie Regisseur und Leiter Köstereli anlässlich der Preisvergabe erklärte. Es gehe auch nicht darum, das Leid der Protagonisten „durch eine Leidperformance zu verdoppeln“, sondern den Blick auf universelle Themen zu richten.
Herbert misst autobiographischer Forschung hohen Wert bei
Zum Gesamtkunstwerk der „Ruhrorter“ gehört anthropologische Begleitung in Form von Archivrecherche, Videoinstallationen oder Interviews. Hier berühren sich die Arbeitsweisen der Preisträger, denn auch Ulrich Herbert misst autobiographischer Forschung hohen Wert bei. Er begann seine wissenschaftliche Laufbahn als Mitarbeiter von Lutz Niethammer: Mit der Methode der „Oral History“, mündlicher Protokolle, ergründete er das Leben im Ruhrgebiet 1930 bis 1960.
Die offizielle Verleihung des Ruhrpreises der Stadt Mülheim, der seit 1962 jährlich vergeben wird, findet am Sonntag, 2. Dezember, statt – wie gewohnt im Rahmen einer Feierstunde in der Sparkassenzentrale. Laudatoren und musikalische Begleitung stehen noch nicht fest. Gewöhnlich geht man hier auf Wünsche der Preisträger ein.