Mülheim. . Eine Studie der Universität Köln zeigt, dass Bürger aus Saarn und der Stadtmitte positiv eingestellt sind. Dennoch sind die Ängste gestiegen.
Die Einstellung der Bevölkerung zu Flüchtlingen ist überwiegend positiv. Auch die Mehrzahl der Unterkünfte für Asylbewerber wird von den meisten angenommen. Dies zeigt eine Studie der Universität Köln, für die auch Mülheimer Bürger befragt worden sind.
Mülheim wurde neben Köln und Hamburg bewusst ausgewählt: „Wir haben eine Stadt gesucht, die es trotz hoher Schulden schaffen muss, die Unterbringung und Integration der Menschen zu gewährleisten“, erklärte der leitende Professor Jürgen Friedrichs. In zwei Wellen fand die Befragung in der Stadtmitte und in Saarn statt. Dort, wo einerseits Flüchtlinge in Wohnbauten zwischen der Siedlung am Klöttschen untergebracht sind und andererseits ein Containerdorf entstanden ist. 30 Studierende befragten knapp 500 Anwohner mündlich und schriftlich zur Akzeptanz von den Unterkünften für die Flüchtlinge, den Kontakt zu den Neuankömmlingen, aber auch zu Bedenken. Durch die zwei Wellen zeigte sich eine Entwicklung.
Positive Entwicklung
Die Ergebnisse zeigen eine klare Entwicklung: In Mülheim sind mittlerweile insgesamt 85,6 % positiv zu Flüchtlingsunterkünften eingestellt (88,1 % in der Stadtmitte, 79,8 % in Saarn). In der ersten Welle waren es nur 52,4 % (siehe Grafik). Interessant ist dabei, dass der Wert in Saarn viel stärker gestiegen ist als in der Stadtmitte. „Dort hatten die Anwohner nicht die Möglichkeit, mit den Flüchtlingen in Kontakt zu treten. Durch die Nichtsichtbarkeit konnten sie zu Beginn die Flüchtlinge auch nicht sehen“, erklärt Friedrichs.
Dies sei am Klöttschen eine ganz andere Situation, die Wohnbauten inmitten der bestehenden Siedlung eine Besonderheit. „Es ist eine spannende Sache. Die Unterkünfte tragen dort zur Integration bei“, bewertet es der Professor nach Durchsicht der Antworten. Am Klöttschen gab es in den vergangenen zwei Jahren auch Nachbarschaftsfeste, um den Kontakt der Einheimischen zu den Flüchtlingen herzustellen. Wenn es Kontakt miteinander gegeben hat, sinken laut Studie die Vorurteile.
Kontakt kann Ängste verringern
Außerdem spiele das Bildungsniveau eine Rolle. Wenn es höher ist, sei laut der Wissenschaftler die Akzeptanz der Flüchtlinge höher. Ein Grund, warum sich in Saarn die Bevölkerung an das Containerdorf gewöhnt hat, wobei dort nur ein Fünftel der Bürger Kontakt mit den Flüchtlingen hat. In der Stadtmitte sind es ein gutes Drittel. Auch die Ängste können durch den Kontakt verringert werden, was sich in Mülheim allerdings nicht bestätigt hat.
Sowohl in Saarn als auch in der Stadtmitte sind die Ängste trotz der Akzeptanz gestiegen. Dies zeigt etwa die Frage nach der kulturellen Bedrohung: So gaben in Mülheim insgesamt 54 % der Befragten nach der zweiten Befragungswelle an, dass sie sich stark bedroht fühlen. Nach der ersten waren es 46 % (siehe Grafik). Aus den offenen Antworten ergab sich, dass die größten Bedenken von Gruppen junger geflüchteter Männer ausgehen – auch, wenn diese Antwort nur ein kleiner Anteil der Befragten gab.
„Diese Angaben sehen erstmal so aus, als hätte sich das Klima gegenüber den Flüchtlingen zunehmend verschlechtert. Dennoch denken wir, dass es sich nur im eine graduelle Veränderung handelt und grundsätzlich die Akzeptanz auch in Mülheim weiterhin recht hoch ist“, sagt Felix Leßke, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Soziologie und Sozialpsychologie die Flüchtlingsstudie betreute.
>>> Uni Köln: Angst vor Islam und Flüchtlingen trennen
Bei der Flüchtlingsstudie verweist die Uni Köln darauf, dass Ängste vor dem Islam und vor Flüchtlingen klar getrennt werden müssen. Zwar seien viele Flüchtlinge Moslems. Doch Professor Jürgen Friedrichs verweist auf Studien zur Islamforschung, die bereits vor Ankunft der Flüchtlinge Ängste vor dem Islam zeigten.