Mülheim. . Der Kölner Soziologieprofessor Jürgen Friedrichs untersucht in einer Studie die Integrationsarbeit in Mülheim. Und er findet viel Positives.

  • Soziologe Jürgen Friedrichs lobt die Integrationsarbeit der Stadt
  • Der Professor aus Köln leitet eine Studie, die den Ansatz überprüft
  • Rund 800 Mülheimer sollen dazu bis Ende März befragt werden

„Der Mülheimer Ansatz ist sehr beachtlich“, sagt Soziologe Jürgen Friedrich. Für eine Stadtverwaltung, die sich seit Monaten um die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen bemüht, dürfte dieser Satz aus berufenem Munde wie Wasser auf die Mühlen sein. Schließlich gilt der Professor vom Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Uni Köln als Nestor der empirischen Sozialforschung in Deutschland. Doch ist der Ansatz, den die Stadt verfolgt, auch wirklich erfolgreich?

Dazu führt Professor Jürgen Friedrichs eine Studie durch, in der er die Integrationsarbeit der Mülheimer Verwaltung auf den Prüfstand stellt und hinterfragt, ob und wie das Vorhaben bei der Bevölkerung tatsächlich verfängt. Dabei konzentrieren sich Friedrichs und insgesamt 30 Studenten, die als Interviewer bei den Haushalten klingeln, auf zwei Stadtteile: auf die Innenstadt und auf Saarn.

Ende März sollen die Befragungen abgeschlossen sein

Die Studie startete im vergangenen Herbst mit Interviews in der kommunalen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge an der Mintarder Straße und innerhalb der Verwaltung sowie im U-25-Haus. Parallel dazu begannen die Studenten Ende 2016 in der Innenstadt mit den Anwohnerbefragungen. „Und seit der vergangenen Woche sprechen wir mit Anwohnern in Saarn“, sagt Friedrichs. Alle ausgewählten Haushalte habe man zuvor schriftlich benachrichtigt, so der Soziologe weiter. Und alle Interviewer könnten sich ausweisen.

Bis Ende März dieses Jahres sollen die Befragungen abgeschlossen sein. Dann möchten Friedrichs und die Studenten rund 800 Anwohner befragt haben und danach einen klareren Einblick gewinnen: Zum einen darüber, wie die Bevölkerung über die Integrationsbemühungen denkt. Zum anderen, ob und wie Kontakte zwischen Bewohnern und Flüchtlingen entstanden sind, ob die Flüchtlinge den Stadtteil vielleicht verändert haben. Damit, so Friedrichs weiter, wolle man versuchen, die Bevölkerung besser zu verstehen, ihre Eindrücke, aber auch Ängste und Sorgen aufzunehmen. Gleichzeitig gehe es darum, „größere Toleranz zu erzeugen“.

Mülheim als Stadt interessant

Als Teilnehmer der Studie befindet sich Mülheim in einer Reihe mit Köln und Hamburg, die ebenfalls ihre Integrationsbemühungen auf den Prüfstand stellen. „Wir haben eine Stadt gesucht, die es trotz hoher Schulden schaffen muss, die Unterbringung und Integration der Menschen zu gewährleisten“, erklärt der Professor.

Darüber hinaus sei Mülheim interessant, weil sie es als eine der wenigen Städte frühzeitig geschafft habe, Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen. Auch dass die Verwaltung in Saarn alle Kompetenzen zusammenbringt und bündelt, um den Menschen ein selbstständiges Leben ermöglichen und sie so zum vollintegrierten Gesellschaftsmitglied zu machen, überzeugte den Sozialforscher, der Kommunen von Anfang aufgefordert hat, den dort lebenden Asylbewerbern langfristige Perspektiven zu bieten. Man müsse die Menschen „als Immigranten“ betrachten, sagte Friedrichs zum Beispiel in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Damit ist er einer Meinung mit dem Mülheimer Sozialdezernenten Ulrich Ernst und Sozialamtsleiter Klaus Konietzka, die die Integrationsarbeit der Stadt auch „Einwanderungsgestaltung“ nennen.