Mülheim. . Langersehnter Bau an der Südstraße könnte letztlich 9,2 Millionen Euro kosten – gut ein Drittel mehr als geplant. Der politische Unmut ist groß.

Gleich in zehn Sport- und Turnhallen muss die Stadt in den nächsten Jahren zum Teil massiv investieren, um den Sportbetrieb von Schulen und Vereinen zu sichern. Kosten rund 20 Millionen Euro. Darunter ist auch die geplante neue Dreifach-Turnhalle an der Südstraße, auf die die Luisenschule als Sportschule NRW und zahlreiche Vereine seit langem schon warten. Die Sporthalle soll nun größer ausfallen, aber auch deutlich teurer werden. Der Mülheimer Sportservice hat darüber jetzt die sportpolitischen Sprecher der Fraktionen informiert. Statt ursprünglich 6 Millionen Euro könnte die Halle am Ende 9,2 Millionen Euro kosten. Prompt gibt es ersten politischen Unmut.

Nach dem Bürgerlichen Aufbruch Mülheim (BAMH) melden sich nun die Grünen mit Kritik: „Auch wenn ich ein weites Herz für den Sport habe und manches in den Planungen eigentlich wünschenswert ist“, erklärt Timo Spors, „muss ich als Sportpolitiker die aktuelle finanzielle Situation der Stadt berücksichtigen.“ Die sieht bei einem erneuten Defizit von 46 Millionen Euro in diesem Jahr – trotz der Millionen aus dem NRW-Stärkungspakt – desaströs aus. Deshalb ist es aus Sicht der Grünen nicht verantwortbar, bei der Dreifachhalle draufzusatteln.

Kraftraum und Besprechungsraum werden gefordert

Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice (MSS), nennt für die Kostenexplosion drei Gründe: Seit der ersten Kalkulation sind über drei Jahre vergangen. In der Zwischenzeit sind gerade beim Baugewerbe die Kosten kräftig gestiegen. Dann fordert jetzt das Land als Aufsichtsbehörde, dass Sporthallen für die NRW-Sportschulen auch über einen Kraftraum und einen Besprechungsraum verfügen müssen. Das war im bisherigen Raumprogramm nicht vorgesehen. Und schließlich gibt es von Vereinen den Wunsch: Wenn schon eine so große Halle gebaut wird, dann stattet sie auch mit einer Tribüne aus. Martina Ellerwald betont, dass auch bei dem höheren Gesamtpreis der Anteil der Stadt nicht über jene 1,2 Millionen Euro hinausgehen wird, auf den sich die Mülheimer Politik bereits geeinigt hatte.

4,8 Millionen hat das Land als Förderung bereits vor zwei Jahren fest zugesagt. Die MSS-Chefin rechnet noch mit einer weiteren Förderung des Landes und will den Rest über Drittelmittel abdecken. Ihre Botschaft: Kein Grund zur Aufregung, wir kriegen das gestemmt.

„Fachlich gesehen machen die Änderungen Sinn“

Die CDU signalisiert bereits, dass sie diesen Weg mitgehen will. „Fachlich gesehen machen die Änderungen für uns Sinn, und für den Anstieg der Baukosten kann keiner etwas“, sagt Werner Oesterwind, der sportpolitische Sprecher. Voraussetzung für ihn ist jedoch: keine höhere städtische Belastung angesichts dieser Haushaltslage. Oesterwind betont auch: „Wir brauchen diese Halle dringend.“

Mülheim hat seit Jahren einen Mangel nicht nur an Schwimmbadflächen, sondern auch an Hallenflächen. Der Sportservice selbst hat einen Fehlbedarf von annähernd sechs Dreifach-Turnhallen ermittelt, um alle Schulen und Vereine ausreichend bedienen zu können.

150 Sportstunden erteilt das Gymnasium wöchentlich

Die Luisenschule als einer der Hauptnutzer wartet ungeduldig auf die neue Sportstätte. Frühestens 2021 könnte sie zur Verfügung stehen. Die Sportlehrer haben bereits darauf verwiesen: „Wir sind an der Kapazitätsgrenze.“ An die 150 Sportstunden erteilt das Sportgymnasium inzwischen in der Woche, und mit jeder neuen Sportklasse werden es mehr.

Auch vom Mülheimer Sportbund gibt es ein eindeutiges Signal: Es muss gebaut werden. Der Vorsitzende des Sportbundes, Winfried Cleven, betont, dass der Titel Sportschule NRW auch eine Auszeichnung für gute Leistungen sei, die letztlich gute Trainingsbedingungen bräuchten. Von jeder neuen und intakten Halle, so Cleven, profitierten zudem immer Schulen und Vereine. Insgesamt wächst die Sportgemeinde in Mülheim und damit der Flächenbedarf. Cleven macht auch keinen Hehl daraus, dass gerade bei den Sportbauten in den nächsten Jahren dringend investiert werden müsse, weil viele Hallen schlicht in die Jahre gekommen seien.

Auch höhere Betriebskosten für die Stadt

Die Grünen halten die Finanzierung der Sporthalle für nicht gesichert: Bei den zusätzlich entstehenden Kosten von drei Millionen setze die Sportverwaltung auf ein Landesförderprogramm, das es noch nicht gebe, aber irgendwann kommen solle. Selbst bei Förderung blieben Mehrausgaben, so Spors. Und bei 600 Quadratmeter mehr Raum kämen auch höhere Betriebskosten auf die Stadt zu. „Bei allem Verständnis für den Sport“, so Ratsfrau Eva Weber, „wäre die Realisierung der Pläne angesichts der Debatten um höhere Kita- und OGS-Beiträge, Steuererhöhungen und Kürzungen im ÖPNV das falsche Signal.“

>> IMMOBILIEN-SERVICE HAT VIELE PROJEKTE

Folgende Turn- und Sporthallen stehen außerdem für dieses und die nächsten Jahre im Investitionsprogramm des Immobilien-Service: Turnhalle der Wilhelm-Busch-Schule, Sanierung und Modernisierung der Sporthalle an der Boverstraße, Sanierung der Sporthalle Ludwig-Wolker-Straße, Neubau der Turnhalle an der Prinzeß-Luise-Straße, Sanierung der Turnhallen Mühlenfeld, Borbecker Straße und Klostermarkt sowie Hochfelder Straße und Elsenborner Weg.

Erneuert werden müssen etwa Hallenböden, Heizungs- und Lüftungsanlagen, der Brandschutz, Fenster, Dächer und Fassaden.