Mülheim. . Dialog in der Christ-König-Gemeinde zeigt: Den Menschen im Norden geht’s um gute Nachbarschaft, mehr Freizeitmöglichkeiten, Bildung und Kultur.

Der Begriff „Werkstatt“ ist heutzutage längst nicht mehr nur eine Bezeichnung für eine handwerklich genutzte Räumlichkeit. Zunehmend ist damit auch ein Ort des geistigen Austauschs gemeint. Ein solcher fand am Freitagabend in einem Gemeindehaus in Winkhausen statt. Die dort ansässige Christ-König-Gemeinde veranstaltete gemeinsam mit der Evangelischen Markuskirchengemeinde und der Caritas Mülheim die erste von vorerst zwei Quartiers-Werkstätten. Eingeladen waren alle interessierten Bürger aus dem Gebiet.

Anderthalb Stunden diskutierten rund 50 Teilnehmer – von der jungen Mutter bis zum Rentner – eifrig über Verbesserungen und Probleme in ihrem Lebensumfeld. Die Initiatoren hatten dafür sechs Tische aufgestellt, an denen jeweils ein von den Initiatoren vorgegebenes Thema besprochen werden konnte. Jeder konnte sich nach Belieben einen Tisch auswählen. Nach 30 Minuten wurden die Tische gewechselt, so dass sich jeder Teilnehmer mit drei verschiedenen Fragen beschäftigte. Die Ergebnisse wurden am Ende der Veranstaltung von den an jedem Tisch sitzenden „Gastgebern“ kurz referiert.

Eine feste Austauschmöglichkeit fehlt

Besonders auf dem Herzen liegen den Menschen im Norden die Themen „Nachbarschaft leben“, „Freizeit gestalten“ sowie „Bildung und Kultur“. Hier kamen die meisten Vorschläge zusammen. Angemahnt wird vor allem das Fehlen einer fest installierten Austauschmöglichkeit. Sei es in Form eines Marktplatzes, eines Stadtteilcafés, eines Online-Informationsportals.

Um Winkhausen zu beleben, nennt Teilnehmer Bernd Bellenbaum aus Dümpten ein Beispiel aus seinem Stadtteil: „In Dümpten haben wir eine Werbegemeinschaft und veranstalten jährlich ein Sommerfest. So etwas fehlt in Winkhausen.“ Vorstellen könne er sich eine kombinierte Bürger- und Werbegemeinschaft, wie es sie in der Altstadt gibt. Eine andere Teilnehmerin vermisst Sportangebote in Winkhausen. Man verfüge weder über ausreichend große Sporthallen noch über benutzbare Bolzplätze: „Entweder sind sie geschlossen oder sie sind verkommen.“

Bessere ÖPNV-Taktung in der Nacht gewünscht

Weitere Ideen, die vorgebracht wurden: mehr Kooperation zwischen Grundschule und Kindergärten, Betreuung der Kinder in den Schulferien, Förderung der Begegnung von Senioren und Kindern, ein Jugendzentrum, bessere Taktung des ÖPNV vor allem abends und nachts. Im Bereich „Verkehr und Sicherheit“ wünscht man sich den teilweise schlechten Zustand der Fuß- und Radwege verbessert. Gerade für Menschen mit Rollatoren und Kinderwagen sei deren Benutzung mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Hans-Joachim Nolden, Pfarrer der Markusgemeinde und Mit-Initiator der Quartiers-Werkstatt, zeigt sich ob des „intensiven und interessanten Austauschs“ erfreut: „Wir waren unsicher, wie viele Leute unserem Aufruf folgen würden.“

Es geht um Beziehungen zwischen Menschen

Alle Themen drehten sich zwar um den Stadtteil Winkhausen, aber er stellt klar: „Das Quartier definiert sich über die überlappenden Gebiete der Sankt Barbara- und der Markusgemeinde und schließt Teile von Dümpten mit ein.“ Und er betont, es gehe nicht um die Geografie, sondern um die Beziehungen zwischen den Menschen: „Heute ist jeder mobil und kommt leicht von A nach B.“

>> STIFTUNG SOLL PROJEKT UNTERSTÜTZEN

Die zweite Quartiers-Werkstatt wird am 5. Oktober um 18 Uhr im Gemeindezentrum Papenbusch der Evangelischen Markuskirchengemeinde, Springweg 10, veranstaltet.

Die von den Bürgern vorgebrachten Vorschläge werden anschließend von den Initiatoren in Form eines Antrages bei der Stiftung Deutsches Hilfswerk eingereicht. Bei positivem Entscheid erhält das Projekt Fördergelder, die zur Einstellung eines hauptamtlichen Quartiers-Managers dienen sollen.