Mülheim. . Dieter Grott und Niklas Figura lieben den Sport auf der Ruhr. Der eine mag es eher gemütlich im Wanderkajak, der andere turbulent beim Kanu-Polo.
Joggen, Inliner fahren, radeln oder paddeln: An der Ruhr sind die Mülheimer sportlich unterwegs. Denn die Möglichkeiten an den Ufern des Flusses aktiv zu sein, sind vielfältig. In erster Reihe am Kassenberg trainieren die Sportler der Mülheimer Kanu- und Ski-Freunde (MKSF). Sie nutzen den Fluss das ganze Jahr über als Trainingsfläche. Selbst Schnee kann sie nicht vom Sprung ins Wasser abhalten.
Wer sich schon immer gefragt hat, was die hohen Tore dort auf dem Wasser machen, bekommt die Antwort im Vereinsheim am Kassenberg: „Hier trainieren wir zwischen Mai und Ende September Kanu Polo“, sagt Niklas Figura, der als Kapitän die erste Herrenmannschaft anführt. Der 25-Jährige liebt seinen Sport auf dem Fluss. „Als 13-Jähriger bin ich immer auf dem Weg von Saarn nach Broich mit dem Bus daran vorbei gefahren und konnte die Tore im Wasser nicht zuordnen.“ Also fragte er einfach nach – und blieb gleich zum Probetraining. „Der Empfang war total herzlich“, erinnert er sich. Der Sprung ins kalte Wasser dagegen weniger: „Eine gewisse Robustheit muss man schon mitbringen“, lacht der 25-Jährige.
Rabiat geht es zur Sache
Jeweils fünf Spieler einer Mannschaft kämpfen gegeneinander, um den Ball mit dem Paddel oder per Handwurf ins gegnerische Tor zu schießen. „Dabei geht es schon mal rabiat zur Sache.“ Die Kanus schieben sich übereinander, schubsen ist kein Foul, sondern durchaus erlaubt. Die schnelle Eskimorolle ist daher Bestandteil eines jeden Trainings. Wer den Ball hat und geschubst wird, müsse innerhalb von fünf Sekunden die Rolle durchs Wasser machen und wieder auftauchen, erklärt der Team-Captain. So hart auch auf dem Wasser gekämpft werde, so freundschaftlich sei der Umgang miteinander. „Das ist ausschlaggebend für mich: Dass wir wie eine große Familie sind.“
Trainiert wird im Sommer übrigens fast jeden Tag. „Wenn wir nicht auf der Ruhr sind, dann gehen wir auch Fußball- und Volleyballspielen, zum Krafttraining oder Joggen in den Ruhrauen.“ Selbst im Winter lassen die Sportler ihre Kanus zu Wasser. „Nur eine dicke Eisschicht auf der Ruhr kann uns davon abhalten.“ Und wenn der Maschinenbaustudent mal Ruhe braucht, schnappt er sich eines der Boote und paddelt damit durch die Natur. „Das ist herrlich entspannend.“
Oft mit dem Kumpel unterwegs
Das empfindet auch Vereinskollege Dieter Grott so. „Wenn es beim Paddeln leise plätschert und die wunderschöne Natur an einem vorbeizieht, kann man dabei total abschalten.“ Der 76-Jährige fährt schon seit über 60 Jahren Kanu. „Mein Klassenlehrer hatte damals einen eigenen Verein gegründet: die Kanugilde Mülheim“, erinnert er sich.Die sei später zur Mülheimer Kanugesellschaft geworden, seit über 30 Jahren ist er aber nun schon beim MKSF verankert.
Bis heute hat Grott per Wanderkajak mehr als 60 000 Fluss- und Bachkilometer zurückgelegt. Allein in dieser Saison habe er 1200 Kilometer zurückgelegt. Natürlich nicht alle auf der Ruhr. „Wir fahren auf Flüssen in ganz Deutschland und Europa.“ Aber im heimischen Gewässer ist es am schönsten finden er und sein Kumpel Hans-Jürgen Höfer (67). Die zwei fahren sehr oft zusammen auf Touren, denn es gilt die Regel unter Wanderfahrern: „Niemals ganz alleine raus.“ Und: „Der Langsamste bestimmt das Tempo.“ Anspruchsvoll sei es besonders auf dem Rhein mit seinen Strömungen und dem Schifffahrtsverkehr. „Das ist natürlich ganz anders als auf der Ruhr“, weiß der erfahrende Wanderfahrer, der gerne die Herausforderung sucht, aber auch gemütliche Touren schätzt.
Ihren Sport betreiben die Herren ebenso wie die Kanupolo-Kollegen ganzjährig. „Wer Interesse hat, kann gerne donnerstags zum Schnupperfahren kommen“, sagt Dieter Grott, der seinen Sport jedem empfiehlt, der sich fit halten möchte und gerne in der Natur unterwegs ist. Denn: „Auf dem Wasser nimmt man gleich eine andere Perspektive ein.“