Mülheim. . Beim WAZ-Medizinforum im Marien-Hospital ging es um Verschleiß und Bewegungseinschränkungen an Schulter, Hüfte sowie Knie. Es gibt viele Hilfen.
Unsere Gelenke unterliegen extremen Belastungen – täglich. Ein sehr aktiver Mensch kommt im Jahr auf etwa vier Millionen Schrittzyklen. Die Knie etwa müssen dabei jeweils das mehrfache des Körpergewichtes aushalten. Doch nicht nur Belastungen setzen den Gelenken zu; mit der Alterung kommt der Verschleiß, und immer mehr Menschen belasten gerade ihre Knie durch Übergewicht, führte der Orthopäde und Chefarzt Dr. Ullrich Pfeiffer beim WAZ-Medizinforum im Marien-Hospital aus.
Übergewicht werde zum immer größeren Problem. Innerhalb von zehn Jahren gab es eine Zunahme um 15 Prozent an Übergewichtigen in Deutschland. „Wir rechnen mit einer weiteren Steigerung“, so Pfeiffer mit Blick auf Amerika. „Es gibt mehrere Studien, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Alter, Übergewicht und Kniegelenkarthrosen aufzeigen.“ Dabei zeigten Untersuchungen auch: Zehn Prozent weniger Gewicht reduziert die Schmerzen um 50 Prozent.
Warnung vor zu vielen Schmerzmitteln
Auch Chefarzt Dr. Stephan Elenz sprach vom „Dicksein als Risikofaktor“. Er rät zu viel Bewegung mit möglichst geringer Belastung, wenn die Gelenke bereits Probleme machen. Er plädiert für eine basenbetonte Ernährung, für nur drei Mahlzeiten am Tag und viel trinken.
Die Hüfte als Kugelgelenk hält die Belastungen noch besser aus als die Knie, die aus einem Scharniergelenk bestehen und einseitig beansprucht werden. Bei allen Gelenkleiden gehe es zunächst immer um eine exakte Diagnostik mittels Röntgenaufnahmen oder Sonographie oder MRT. In 80 Prozent der Fälle stehe dann eine konservative Therapie an: also Krankengymnastik, Akupunktur, physikalische Therapien, Kälte, Wärme, Salben, Reizstrom, Gehhilfen – die Palette ist lang. Zur Vorsicht raten die Ärzte bei Schmerzmitteln, die über viele Wochen genommen zu Schäden führen können.
Frühzeitige OP an Schulter bringt gute Ergebnisse
An der Schulter, dem beweglichsten Gelenk, haben es die Ärzte vor allem mit zwei Leiden zu tun: dem Schulterengpass-Syndrom und mit dem Verschleiß. Der Engpass könne zunächst lange konservativ behandelt werden, so Elenz. Hier setzen die Mediziner im akuten Stadium auch lokale Spritzen ein. Betroffene Besucher des Medizinforums berichteten gerade von nächtlichen Schulterschmerzen.
Beim Verschleiß der Schulter rät der Chefarzt davon ab, zu lange mit einer Operation zu warten. Bei der Schulterarthrose gebe es bei einer frühzeitigen Operation nämlich gute Ergebnisse. Je länger Betroffene damit warteten, umso geringer falle der Erfolg aus.
Der Patient entscheidet, wann operiert werden soll. „Es gibt kein Muss“, betont Pfeiffer. Aber wenn die Gelenkfunktion immer mehr eingeschränkt sei, der Leidensdruck und der Verbrauch an Schmerzmitteln immer größer werde, sollte operiert werden, empfehlen die Ärzte.
Operateur erhält digitale Unterstützung
Zu oft warteten Patienten zu lange. Künstliche Gelenke verschafften nicht nur mehr Lebensqualität durch mehr Mobilität, sie „verlängern auch Leben“, betont Pfeiffer. Denn ein Medikamentenverbrauch über viele Jahre sei wesentlich gefährlicher.
Das Marien-Hospital ist auf dem Gebiet des Gelenkersatzes bereits mehrfach zertifiziert, bei den Kniegelenk-Operationen gehört das Krankenhaus sogar zu den fünf Prozent der besten Kliniken in Deutschland, berichtet Pfeiffer. Gelenke aus Keramik gelten vom Werkstoff her als Weltspitze. Das individuelle Knie ist das Ziel, um künftig noch bessere Ergebnisse zu erzielen. „60 Prozent des Erfolges einer Operation hängt jedoch auch davon ab, wie gut die Weichteile im Umfeld dabei behandelt werden“, sagt Pfeiffer und hebt auf die Erfahrung des Operateurs ab. Der erhält immer mehr digitale Unterstützung, heißt: die OP-Planung erfolgt am Computer, und eine spezielle Navigationstechnik unterstützt den Operateur bei der Genauigkeit.
Wird insgesamt zu viel operiert? Auch um diese Frage ging es beim WAZ.-Medizinforum. Die Antwort der Mediziner war eindeutig: nein.