Mülheim. . Für die Dreharbeiten von „Füll Circle“, der kurz vor der Fertigstellung steht, reiste Andy Brings nach Spanien. Da stand der Roadie im Fokus.

Kiss ist für Andy Brings die ultimative Band, seine einzige Lieblingsband. Er hat sie allein Ende der 90er Jahre 47 Mal gesehen, davon vier Mal im Madison Square Garden. Umso erfreulicher war es für den 48-jährigen Gitarristen, dass er bei den Dreharbeiten zu seinem Film „Full Circle“, der am 12. September in der Essener Lichtburg Premiere feiert, in Madrid der Band sehr nahe gekommen ist. Dabei kam es zu einer hoch emotionalen Begegnung mit dem Bassisten Gene Simmons. Der 68-Jährige posierte nicht nur mit dem Motiv des Filmplakates vor der Kamera, sondern bot Brings auch an, bei einem Konzert sein Gitarrenroadie zu sein. Ein Angebot, über das er keine Sekunde lang nachdachte.

Aber um die übermenschlich großen Rockgötter ging es dort gar nicht, sondern um einen unentbehrlichen Mann, der stets im Hintergrund bleibt: Den Roadie Michael Berger, der seine Karriere ausgerechnet bei Brings begonnen hatte, als dieser in den frühen 90er Jahren seinen Aufstieg erlebte.

Film richtet sich nicht nur an Rockfans

Für den gelernten Tischler aus dem badischen Lörrach, der seit Jahren in L.A. lebt, ging es fortan auch bergauf, er arbeitete mit den Toten Hosen, Judas Priest, Deep Purple. Vor ein paar Monaten hat er sich bei dem Gitarristen, zu dem der Kontakt nie ganz abgerissen ist, gemeldet: Der Film über das wahrhaftige Leben, das Festhalten am Lebenstraum, das ist doch auch meine Geschichte. So war klar, dass Berger neben Doro Pesch und Tom Angelripper auch Teil der Rockumentary sein wird.

Der Regisseur Alexander Waldhelm, war ebenfalls am Film beteiligt.
Der Regisseur Alexander Waldhelm, war ebenfalls am Film beteiligt. © Morris Willner

Aber bei aller Rockmusik, die in den zwei Stunden erklingt, ist es, wie Crew-Mitglied Alexander Waldhelm („Pottkinder“) betont, kein Film, der sich nur an Rockfans richtet. „Die Interviews mit Andys Weggefährten sind kurzweilig, spannend und fesselnd“, stellt er fest und es sind auch nicht nur Rockmusiker, die zu Wort kommen. Ein Psychologe analysiert und formuliert den Kern einmal ganz klar: „Wenn man das Warum im Leben gefunden hat, ist das Wie egal.“ Für Brings ist diese fachliche Tiefe ganz wichtig.

„Der Film hat ganz klar einen Auftrag“, sagt Brings und findet, dass ihm ein solcher Film in seiner eigenen Jugend geholfen hätte, Klarheit über das Leben zu gewinnen. Deshalb versucht er auch über seine ehemalige Schule, Jugendliche für den Film zu interessieren.

Team muss 30 Minuten kürzen

Inzwischen ist der Film abgedreht, steckt das vierköpfige Team mitten in der Montage. „Das Universum liebt diesen Film“, schwärmt Brings. Nichts sei schief gegangen, die Realität habe die Erwartungen stets übertroffen. Die Zeit zwischen Idee und Fertigstellung war mit einem Jahr mehr als sportlich, zumal es sich um einen Film ohne detailliertes Drehbuch handelte. Zufall und Improvisation waren wichtig.

Ein Blick in den Filmmonitor mit Liz Baffoe im Frühling
Ein Blick in den Filmmonitor mit Liz Baffoe im Frühling © Tamara Ramos

Anstrengend war es allerdings schon, sei es bei zweistelligen Minustemperaturen mit Tom Angelripper von Sodom, einem passioniertem Jäger, frühmorgens auf die Pirsch zu gehen oder im Kleinflugzeug mit Tätowierungskünstlerin Andrea Lukner, mit der er am Mülheimer Flughafen abhob. Mülheim kommt oft vor, man sieht es schon im Trailer, in dem Brings über den Hajek-Brunnen läuft und Liz Baffoe traf er auf der Baustelle im ehemaligen Woolworth-Kaufhaus.

Jetzt haben sie eher ein Luxusproblem, wie es Kameramann Jan Weiner ausdrückt, der sich mit Videoclips auskennt. Entscheiden, was rausfällt. 30 Minuten müssen sie kürzen, aber sie wirken entspannt. Der Trailer hat ein rasantes Tempo. So hoch kann die Schnittfolge im Film natürlich nicht sein. Es ist schon eine Kunst, wenn man längere Interviews auf den Punkt bringen will, die Balance zwischen Andeutung und Vortrag zu wahren und bei mehreren die einzelnen thematischen Fäden virtuos in den Händen zu halten. Weiner will auf Kontraste setzen, rasante Schnitte, ruhige Einstellungen, Aufnahmen von einer Drohne und mal eine Konzertaufnahme, die Popo Chanel, die vierte im kreativen Quartett, mit dem Handy machte. Das bringt Spannung. „Es wird ein geiler Film“, ist sich Brings sicher.

>> Vorverkauf läuft für die Premiere in der Lichtburg

Wer eine Karte für die Premiere in der Essener Lichtburg am 12. September, 20 Uhr, haben möchte, sollte sich sputen. Vorne und am Rand sind noch Plätze zu haben. Brings kündigt auch eine Überraschung an.

Eine Woche später, am 20. September, zeigt Cinestar den Film an einem Tag. Der Vorverkauf hat begonnen. Trailer auf Facebook.