Mülheim. . Betreiberfamilie der Gaststätte „Zum alten Bahnhof“ ärgert sich über stockende Modernisierung des Gebäudes. Bahn: Im Herbst ist alles fertig.

Bahnreisende oder Gäste der Gastronomie im Bahnhof Styrum, die durch den Tunnel des Bahnhofsgeländes kommen, packt nicht selten das Grauen. In Fetzen hängt der Putz von der Decke, eine Wand aus Pressspanplatten schirmt wenigstens die Hälfte der Lauffläche ab, Passanten kommen sich hier unweigerlich nah.

So unwirtlich sieht es am Bahnhof Styrum nicht erst seit gestern aus. Ganz im Gegenteil. Die Familie Heitmann, die die Gaststätte „Zum alten Bahnhof“ im Bahnhof Styrum betreibt, kann ein Lied davon singen. „Seit dem Stellwerksbrand 2015 passiert hier so gut wie nichts mehr“, sagt Gastronom Werner Heitmann.

Bahnsteige sind fertiggestellt

Die Aufwertung der Styrumer Station gehört zur Modernisierungsoffensive (MOF 2) für kleine und mittlere Bahnhöfe. Dabei lässt die Deutsche Bahn AG auf den Bahnsteigen neue Bodenbeläge und taktile Leitsysteme für Sehbehinderte und Blinde einbauen. Dazu soll der Bahnhof modernisierte Bahnsteigdächer, neue Sitze, Wegeleitsysteme und eine neue Beleuchtung erhalten. Die Gesamtkosten sind mit etwa 3,3 Millionen Euro kalkuliert, wovon Deutsche Bahn und Bund rund 2,2 Millionen Euro und das Land Nordrhein-Westfalen etwa 1,1 Millionen Euro übernehmen.

Zu der Verzögerung sagt eine Bahnsprecherin: „Die Arbeiten an der Verkehrsstation Styrum wurden aus betrieblichen Gründen im Oktober 2015 nach dem Stellwerksbrand in Mülheim ausgesetzt. Nach Wiederaufnahme der Arbeiten in 2016 sind die Bahnsteige heute komplett fertiggestellt.“

Gastwirte kaufen das Bahnhofsgebäude

Höchstens kleinere Arbeiten würden immer mal gemacht, berichtet Werner Heitmann. „Da wird mal eine Lampe ausgewechselt oder ein Schild, aber mehr nicht“, sagt der Gastwirt. Er hat vor zwei Jahren zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder das Bahnhofsgebäude gekauft. Zuvor hatten die Heitmanns um ihre Existenz gebangt, die die Großeltern bereits mit der Eröffnung des Lokals 1941 begründet hatten. Schon vor rund zehn Jahren hatte die Deutsche Bahn versucht, den Bahnhof und das dazugehörende Gebäude inklusive der Gaststätte zu verkaufen. Lange tat sich nichts, ein Schwebezustand der Ungewissheit für die Gastronomiefamilie, bis sie schließlich selbst den Kaufvertrag unterschrieb.

„Wir hatten die Zusage, dass die Empfangshalle gemacht wird, der Boden erneuert werden sollte“, sagt Werner Heitmann, der ebenso wie seine Mutter eine Etage über der Gaststätte wohnt. Ansprechpartner dazu oder Informationen darüber habe er von Seiten der Bahn nie bekommen. Selbst als die Arbeiten an den Gleisen wieder aufgenommen worden waren, haben die Heitmanns es nur mitbekommen, weil es draußen plötzlich wieder laut wurde, erzählt der Gastwirt.

Bahn kündigt Abschluss der Arbeiten an

Die Bahnsprecherin räumt ein: „Offen sind noch Arbeiten an und im Bereich der Dachstützen, Anpassungen an der Rampe zum Aufzug und Arbeiten an den Treppenwangen. Den Zustand der Wände in der Personenunterführung wird das Bahnhofsmanagement begutachten und anschließend über mögliche Maßnahmen entscheiden.“ Zusagen, den Fußboden in der Eingangshalle zu modernisieren, habe die Deutsche Bahn aber weder schriftlich noch mündlich gemacht. Also werden die Heitmanns weiter auffegen, sobald wieder etwas losgebröckelt ist, so wie sie es bisher tun.

Die Frage, die sich nicht nur die Heitmanns stellen: Wann ist der Bahnhof Styrum endlich fertig? „Aktuell befindet sich die Deutsche Bahn in Gesprächen mit dem im Vorhaben gebundenen Bauunternehmen – mit dem Ziel, die restlichen Arbeiten in den kommenden Herbstferien zu beenden. Wir sind guter Dinge, dass wir Ende dieses Jahres die Restarbeiten abgeschlossen haben“, blickt die Bahnsprecherin in die Zukunft.

Bis dahin fühlen sich die Heitmanns weiter auf dem Abstellgleis, wissen aber, dass ihre Stammkunden trotz der unwirtlichen Umstände kommen, sagt Heitmann.

>> NACHWIRKUNGEN DES STELLWERKBRANDES

Der Brand im Stellwerk Styrum im Oktober 2015, der wichtige Schalttechnik zerstörte, hatte den Bahnverkehr in NRW gehörig durcheinander gewirbelt. Betroffen war die Hauptstrecke der Bahn zwischen Duisburg und Essen.

Bis Ostern 2016 galt für Bahnfahrer damals bloß ein provisorischer Fahrplan.