Mülheim. Zum zweiten Mal liefen auf dem Kirchenhügel Oldtimer-Motoren heiß für den guten Zweck. Wer spendete, wurde chauffiert: „Ein tolles Fahrgefühl.“
Der wohl bekannteste Alfa Spider gehört Miss Robinson in „Die Reifeprüfung“. Am Sonntag zeigte sich ein solcher mit zwölf anderen Fahrzeugen bei der Oldtimer-Charity-Fahrt an der Petrikirche. Die Besucher erwarben für eine Spende von fünf Euro oder mehr einen Umschlag, mit dem ihnen ein Auto zugewiesen wurde. Bereits 2017 kamen so 1000 Euro für die Kindernothilfe zusammen.
„Beim zweiten Mal ist die Organisation einfacher“, schmunzelt Justus Cohen, Pfarrer der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde. „Im Januar haben wir bei den Fahrern angefragt, in den zwei Monaten vor der Veranstaltung lief die Planung dann heiß.“ Cohen startet ebenfalls als Fahrer, die Helfer sind alle Ehrenamtler. „Auch dieses Mal wird der Erlös vollständig gespendet. Es ist eine schöne Idee“, erzählt Andreas Köhring. Er ist mit seinem Alfa Spider 2.0 aus dem Jahr 1988 am Kirchenhügel. Seit zwei Wochen trägt sein Auto den Titel Oldtimer – die Untergrenze liegt bei 30 Jahren. Mitorganisator Köhring: „Als wir gefragt haben, sagten alle Fahrer sofort zu und haben wiederum andere ins Boot geholt. Die Touren dauern 15 Minuten, je sieben Kilometer. Alles längere wäre auch zu viel für die Autos. Die wollen gepflegt werden.“
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Ein paar der Oldtimer haben bereits einen Weltkrieg überstanden. Der älteste aus dem Jahr 1933 wird von Walter Kallenberg durch Mülheims Straßen gelenkt. „Das Auto ist zum Fahren da“, sagt Kallenberg, auch wenn von dem MG K1 weltweit nur noch zehn Exemplare existieren, drei davon in der Bundesrepublik. Bruno Wüsthoff hat seinen Wagen in den Oldtimer-Stand begleitet: „Meinen MG TD51 habe ich als Student vor 46 Jahren gekauft. Spontan fallen mir unzählige Geschichten aus dieser Zeit ein. Zum Beispiel als ich mit meiner Frau in England war und wir im Auto übernachten mussten. An einer Landstraße. Es war stockdunkel draußen und uns war das Öl ausgegangen. Gruselig waren die Grunzgeräusche, die wir hörten. Wildschweine vielleicht? Am nächsten morgen sahen wir dann, dass wir neben einer Schweinefarm standen und hinter uns schon ein Polizist darauf gewartet hatte, dass wir aufwachten.“
Eine Chance, die sich selten bietet
Während sie sich auf ihre Mitfahrt freuen, gönnen sich die Besucher eine Bratwurst oder unterhalten sich mit den Fachleuten, denn sowohl die Organisatoren, als auch die Fahrer nehmen sich gerne einen Moment Zeit, um Fragen zu beantworten. „Nicht jeder hat die Chance mal mit einem solchen Auto zu fahren, die meisten Leute saßen noch nie in einem Oldtimer“, sagt Kommunalpolitiker Hartmut Mäurer. Er stellt am Sonntag die Oldtimer kurz vor, ist dem alten Blech selbst seit über 50 Jahren treu. „Es ist ein Hobby. Zu Beginn habe ich sie restauriert und meine Begeisterung beschränkt sich auf keine bestimmte Marke. Momentan fahre ich einen Triumpf TR3 von ‘62.“
Ulrike Wilting besuchte die Veranstaltung bereits im vergangenem Jahr. Für sie macht vor allem die Individualität der Fahrzeuge den Charme des Oldtimers aus: „Heute sind sich alle Autos so ähnlich. Ein Oldtimer hat Charakter und die Fahrt ist einfach ein tolles Erlebnis. Alles ist viel offener. Man hat ein ganz anderes Fahrgefühl.“
>> KINDER IM LIBANON WERDEN UNTERSTÜTZT
Auch in diesem Jahr gehen die Erlöse der Oldtimer-Ausfahrt an die Kindernothilfe. Die Spenden kommen Kindern im Libanon zugute.
Ab 30 Jahren gilt ein Auto als Oldtimer, ab 15 als Youngtimer. Der Ankauf von Vorkriegswagen ist oft schwierig, da sie nur noch in rarer Zahl vorhanden sind.