Mülheim. . Heiner Jansen und Ehrenamt gehören irgendwie schon zusammen. Warum der 80-Jährige mittlerweile das Ele-Phone als Spendenmanager unterstützt.
Wer Heiner Jansen kennt, der weiß, dass er das Ehrenamt verkörpert wie kaum ein anderer. Auch mit mittlerweile 80 Jahren ist er noch aktiv. Nach 17 Jahren närrischer Zeit im Karneval hat er sich einem ganz anderem Bereich gewidmet: Dem Ele-Phone, was Kinder vor sexualisierter Gewalt schützen soll.
Das Projekt, das im Jahr 2000 durch den Verein „Wir für die Mülheimer Kinder“ ins Leben gerufen und bis 2015 federführend von Gabi und Wolfgang Beyer geleitet wurde. Bis das Telefon, über das sich von Missbrauch betroffene Kinder melden konnten, abgeschaltet wurde. Durch das Internet und Chatsysteme gab es neue Hilfe – aber auch Gefahren. Für Täter entwickelten sich neue Plattformen. An die neuartigen Smartphones angelehnt wurde das Projekt ab 2016 in Ele-Phone umbenannt. Seitdem finden Workshops und Elternabende in Grundschulen statt.
Spendenaktion im Forum
Dass er sich bei der Hilfe und Präsention einbringen wollte, dafür hat er sich im selben Moment entschieden. „Als Kind versteht man das doch nicht, aber jeder hat das Recht am eigenen Körper. Es sollte nicht über Missbrauch geschwiegen werden“, sagt Jansen entschlossen. Der freiwillige Einsatz fiel ihm leicht. „Wenn man jahrelang ehrenamtlich tätig war, ist es einfach in dir drin“, beschreibt Jansen den inneren Antrieb. Er ist es gewohnt, dort mit anzupacken, wo Hilfe benötigt wird – vor allem, wenn es ohne diese nicht funktionieren würde. So wie im Falle des Ele-Phones, aus finanzieller Sicht. Jansen weiß: „16 000 bis 20 000 Euro brauchen wir jährlich, um das Projekt realisieren zu können.“
Keine staatliche Förderung möglich
Und dies gelingt nur über Spenden, da keine staatliche Förderung möglich sei. Bei den Workshops in Schulen leistet sich das Projekt studierte Sozialpädagogen. Die Projektleiterin Barbara Schäfer arbeitet ebenfalls hauptamtlich. Diese Arbeitskraft, die es bei diesem sensiblen Thema braucht, kann nicht über Ehrenamtliche geleistet werden. Dafür zahlt die Awo. Da kommt Jansen ins Spiel, der quasi im Hintergrund als Spendenmanager arbeitet. Und er hat ein Ziel.
„Ich möchte für das Ele-Phone Paten gewinnen, um die Finanzierung zu gewährleisten“, sagt Jansen. 15 hat er durch seine guten Kontakte bereits zusammen, darunter beispielsweise die Polizei und das Deutsche Rote Kreutz. Gerade der Polizei ist die Aufklärung sexualisierter Gewalt wichtig, daher seien gemeinsame Aktionen denkbar. 40 Paten sollen es werden. „Die kriege ich auch“, ist sich der unermüdliche Jansen sicher, der nach jahrelanger Jugendarbeit gemerkt hat: „Mein Herz hängt an den Kindern.“ Allein schon wegen seiner sieben Enkel.
Der Gedanke daran, dass auch Kinder, die er all die Jahre beim Karneval getroffen hat, Opfer von Missbrauch sein könnten, beschäftigt Jansen stark. „Dort hat es vielleicht auch Fälle gegeben. Ich habe einfach zu spät die Augen geöffnet“, denkt er laut und ist beim Gedanken an die Straftaten, die auch in Mülheim vorkommen, fassungslos. Aber längst noch nicht kraftlos, um sich dagegen einzusetzen.
<<< WIR STELLEN DIE HELDEN DES ALLTAGS VOR
Die WAZ hat mit der Aktion „Menschen machen’s möglich“ gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) aufgerufen, Mülheimer zu benennen, die sich ehrenamtlich engagieren. Zehn Kandidaten stehen nun fest, die wir nacheinander in der WAZ in einem Porträt vorstellen.
Nach der Vorstellung aller Ehrenamtler und ihrer vorbildlichen Projekte können Sie, liebe Leser, für einen der Kandidaten stimmen. Die drei Mülheimer mit den meisten Stimmen erhalten Geldpreise, die beim Bürgerempfang am 6. September durch Oberbürgermeister Ulrich Scholten übergeben werden.