Mülheim. Die Besucher des WAZ-Lesercafés bemängeln aber die fehlende Nahversorgung, eine schlechte ÖPNV-Anbindung und zu wenig Grünpflege.

Die Raadter mögen ihren Flughafen – zumindest diejenigen, die zum WAZ-Lesercafé am Donnerstag im Bistro „Checkin“ gekommen sind. Applaus erntet eine Besucherin für ihr Bekenntnis: „Uns gefällt dieses Areal, es ist für uns ein Erholungsgebiet.“ Wenn es nach den Anwesenden ginge, könnte der Platz so bleiben wie er ist. Aber dazu später mehr.

Denn zu Beginn der lebhaften Diskussion geht es erst einmal um das Thema ÖPNV. Über Wildwuchs und Vermüllung auf der ehemaligen Straßenbahntrasse zwischen Horbeckstraße und Flughafen und das mangelnde Engagement der Stadt in dieser Angelegenheit beschwert sich Margit Kampmann. Überhaupt die Trasse: „Der Bus sollte die Trasse nutzen“, meint eine Bürgerin. „Vor vier Jahren schon hat man versprochen, dass dort ein Radweg hinkommt, nichts ist passiert“, erklärt eine andere. Der Umwelt zuliebe sollte man wieder die Straßenbahn und keine Busse fahren lassen, findet ein Cafébesucher.

ÖPNV-Anschluss durch Neubauten benötigt

Planungsamtsleiter Felix Blasch erklärte unter anderem, welche Überlegungen es bereits zu einer Nachnutzung des Flughafengeländes gibt.
Planungsamtsleiter Felix Blasch erklärte unter anderem, welche Überlegungen es bereits zu einer Nachnutzung des Flughafengeländes gibt. © Michael Dahlke

Edwin Porkristl blickt in die Zukunft: „Wenn man hier am Flughafen etwas Neues entwickeln will, ein großes Wohn- und Gewerbegebiet, warum baut man dann die Bahntrasse ab? Dann wird doch mehr ÖPNV gebraucht“, argumentiert er. Ein anderer Stadtteilbewohner schließlich erinnert daran, dass es auch durch den Bau von 44 Einfamilienhäusern an der Parsevalstraße bald ungefähr 160 Raadter (und damit potenzielle ÖPNV-Nutzer) mehr geben wird.

„Bei einer Entwicklung des Flughafengeländes würde bei der Planung natürlich auch der ÖPNV-Anschluss eine zentrale Rolle spielen“, erklärt Planungsamtsleiter Felix Blasch, der als Experte zu Gast ist. „Kommt es dazu, wird sicher auch die Schienenwürdigkeit geprüft.“ Die Frage sei, ob eine Straßenbahnlinie dann ausgelastet wäre. Nur dann würde es beispielsweise auch Fördermittel geben.

Eine Stunde Fahrzeit bis in die Mülheimer City

Nicht an die Zukunft, sondern an die Gegenwart will Anette Lohrmann denken: „Für die, die jetzt in Raadt sind, müsste auch gesorgt sein, wir kommen ja nicht in die Stadt. Wir sind abgehängt von Mülheim“, sagt sie. Eine Stunde Fahrzeit bis in die City – das sei „Normalität“, bestätigen andere WAZ-Leser. Weil die Anschlüsse von Bus und Bahn nicht passen.

Zusätzlich ungünstig wirke sich derzeit die Baustelle am Oppspring aus. Für die Buslinie 130 gebe es keine Haltebuchten, wird außerdem beklagt. Ein Diskussionsteilnehmer würde auf den Bus statt auf die Tram setzen: „Der 130er sollte durchfahren von Haarzopf bis zur Mülheimer Stadtmitte. Es wäre toll, wenn wir von der Umsteigenotwendigkeit am Friedhof wegkämen.“

Infrastruktur mit Galgenhumor aufgenommen

In punkto Infrastruktur gibt es noch mehr Kritik. „Was für eine Infrastruktur?“, fragen die Lesercafé-Besucher mit Galgenhumor und beklagen, dass es im Stadtteil weder Schule, noch Kindergarten, noch Kirche, noch Einkaufsmöglichkeiten gibt. „Für einen Lebensmittelmarkt oder Discounter leben einfach zu wenig Leute hier. Die Unternehmen kalkulieren mit einer gewissen Mantelbevölkerung“, erklärt Planungsamtschef Felix Blasch.

Im Flächennutzungsplan wäre sogar eine Fläche für Einzelhandel am Flugplatz vorgesehen. Entstünde ab 2024 beziehungsweise 2034 vor Ort ein neues Wohngebiet, könnte sich ein Supermarkt lohnen. So lange wollen die Raadter nicht warten. Sie hätten gerne eine Bäckerei oder einen kleinen Laden. Und zwar schnell.

Kurzfristiger Wunsch nach einer Bäckerei

„In 2034 brauch’ ich keine Brötchen mehr“, sagt ein älterer Herr. Früher habe es einen Kiosk an der Zeppelinstraße gegeben, der sehr gut frequentiert wurde. Nina Hechtl würde ihn gerne wiederbeleben. Ihre Anfrage bei der Stadt lief ins Leere (wir kommen darauf in einer der nächsten Ausgaben zurück). Froh sind die Raadter, dass es im Stadtteil drei Gaststätten gibt.

>>>Weitere Themen bei der Diskussionsrunde

Viele weitere Themen wurden beim Lesercafé angeschnitten: Pläne für die Nachnutzung des Flughafenareals gehörten dazu.

Auch ging es um Umwelt- und Artenschutz, Freiluftschneisen, Fluglärm, Hubschrauberflüge, die Pilotenausbildung, Parkgebühren, Sportvereine, Nachbarschaft. Weitere Berichte dazu folgen in den nächsten Tagen.