Mülheim. . Stadt und RWW starten das Projekt „Refill“ zum kostenlosen Flaschenauffüllen. Händler und Gastwirte sollen Bürgern ihre Wasserhähne öffnen.

Mülheim trägt nicht nur den Fluss im Namen, sondern ist auch Wissenschafts- und Lehrstandort für die Wasserforschung. Da liegt es nahe, die Nachhaltigkeit der Ressource zu fördern – und es aus möglichst vielen Leitungen sprudeln zu lassen. Das wollen Stadt und RWW nun mit dem Projekt „Refill“, zu deutsch „Auffüllen“: Bürger sollen ihre Flaschen an ausgewiesenen Stationen in der Stadt kostenfrei mit Trinkwasser auffüllen können. Gastwirte und Händler sind nun aufgerufen, mitzumachen.

In Großstädten wie Berlin oder Hamburg sind die Füll-Stationen längst verbreitet, rund 1400 gibt es deutschlandweit. Mülheim will das System neben Essen als eine der ersten Städte in der Region testen. Das Konzept: Wer unterwegs Durst bekommt und eine leere Flasche dabei hat, kann diese im nahegelegenen Café, Restaurant oder Frisörsalon kostenfrei mit Trinkwasser aus der Leitung auffüllen. Gekennzeichnet ist die Station mit einem blauen Aufkleber. Die Standorte sollen zudem online einsehbar sein. „Damit wollen wir einerseits Müll vermeiden und andererseits das Lebensmittel Leitungswasser bewerben“, sagt Oberbürgermeister Ulrich Scholten.

Kritikern, die Medikamentenrückstände oder andere Giftstoffe im Kranwasser vermuten, entgegnet er: „Leitungswasser ist das bestkontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Gerade in Mülheim erreichen wir Spitzenwerte, was die Qualität angeht.“

Refill-Station als Türöffner

Doch was ist der Anreiz für Gastronomen, das Wasser kostenfrei zur Verfügung zu stellen? Schließlich wollen sie Umsatz machen und nicht oben drauf zahlen. „Eine solche Refill-Station könnte Türöffner sein, so dass die Besucher auch andere Dinge dort kaufen“, glaubt Alexander Weitz, Produktentwickler bei RWW. Die ersten drei Stationen stehen am Aquarius, Haus Ruhrnatur und im historischen Rathaus. Die Initiatoren hoffen nun, dass auf beiden Seiten möglichst viele Menschen mitmachen, um das Prinzip der Nachhaltigkeit zu unterstützen.

Entstanden ist die Idee beim „Dialog Energiewende und Klimaschutz“, der seit diesem Frühjahr von der Stadt organisiert wird. Bürger, Wissenschaftler und Verwaltungsfachleute diskutieren „in verschiedenen Workshops zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit“, erklärt der städtische Klimaschutzbeauftragte Jörn Sprenger. Dieser Bürger-Vorschlag ist einer der ersten, der aus der Reihe umgesetzt wird, weitere sollen geprüft werden und dann folgen.

Damit das Refill-Konzept klappt, sei ein Umdenken der Verbraucher gefragt, das Umstellen alter Gewohnheiten: „Kaufe ich den teuren Wasserkasten oder steige ich auf Leitungswasser um, das mindestens dieselbe Qualität hat?“, fragt Sprenger, der daran erinnert, „dass Klimaschutz im Kopf beginnt“.

Anmelden beim Klimaschutzbeauftragten

Das Konzept der Refill-Station ist aus Bristol in Großbritannien zu uns rübergeschwappt, berichtet Alexander Weitz. „Zunächst nach Hamburg, dann in weitere deutsche Großstädte.“

Die Standorte der einzelnen Stationen sind auf einer interaktiven Karte online einsehbar unter www.refill-deutschland.de

Wer mitmachen möchte, meldet sich beim Klimaschutzbeauftragten Jörn Sprenger, 455 99 84 oder per Mail unter joern.sprenger@muelheim-ruhr.de