Mülheim. . „Sing-Pause“ soll Schüler fürs Singen begeistern. An den Grundschulen Saarnberg und Klostermarkt werden zwei Mal pro Woche Lieder geschmettert.

„Do re mi fa sol“ – die Hände von rund 400 Kindern wandern wie bei einer Turnübung vom Bauchnabel bis zum Kopf. Nur dass man hier eben die Tonstufen durch die sogenannte Solmisation besteigt. Entsprechend lebendig geht es am Mittwochvormittag in der St. Elisabeth-Kirche am Nachbarsweg zu, zur „Sing-Pause“.

Das klingt vielleicht nüchtern nach „Still-Arbeit“, ist aber das völlige Gegenteil: Die Kinder der Grundschule am Saarnberg und der Klostermarktschule dürfen hier aus voller Leidenschaft Lieder schmettern – was sie auch tun. Am liebsten trällert man hier über die Ferien und das Schwimmen. Zum Einstimmen üben die Mädchen und Jungen aber erst einmal diszipliniert besagte Tonstufen.

Begeisterung für das Singen wecken

Hinter der Saarner Sing-Pause steht die „Ward Methode“, angelehnt an die Musikpädagogin Justine Bayard Ward. Die Amerikanerin hatte das Ziel, in ihren Schülern die Begeisterung für das Singen und die Musik zu wecken, erläutert Prof. Werner Schepp, Projektleiter der Sing-Pause. Dazu gehört die Solmisation – eine Art Alphabetisierung von Musik, die Tonleitern ohne Noten und quasi über die Silbe vermittelt, eben Do-Re-Mi-Fa-Sol. Wer die Tonstufe mit einer Silbe verknüpft, kann bald eigenständig Melodien ohne den – im Musikerkreisen genannten – „Fliegenschiss“ lesen und singen.

Seit drei Monaten läuft die „Sing-Pause“ in den beiden Saarner Grundschulen. Zwei Mal in der Woche schauen die Lehramtsstudentinnen Anna Kortmann und Nora Feike in den Klassen vorbei. Schon die Begrüßung erfolgt im Singsang. Dann werden 20 Minuten lang Tonleiter und Rhythmen geübt und gemeinsam gesungen. „Den Kindern macht es sehr viel Spaß“, sagen die angehenden Musikpädagoginnen, die schon darüber nachdenken, ob man nicht ein kleines Konzert zum Bespiel in der Stadthalle auf die Beine stellt.

Finanzierung für drei Jahre gesichert

„Man konnte die Begeisterung für das Singen in der Kirche gut hören, es gab kaum ‘Brummer’ unter den Kindern“, bestätigt auch Prof. Werner Schepp, der das Projekt „Sing-Pause“ leitet. Dass die musikalische Bildung für die soziale Entwicklung wichtig ist, weil sie das Zuhören und aufeinander Eingehen fördert, ist schon länger erforscht. „Singen ist wichtig für die Verschaltung der Synapsen: Hören, Rücksicht nehmen werden geschult“, so der Professor. Auch die Eigenständigkeit und das Selbstbewusstsein wachsen.

In Düsseldorf gibt es das Projekt „Sing-Pause“ seit 15 Jahren mit gutem Erfolg. In Mülheim beginnt sie gerade erst, allerdings ist die Finanzierung für die kommenden drei Jahre zumindest gesichert. Schepp: „Ich hoffe, dass es danach einen Anschluss gibt.“

>> Sing-Pause in Düsseldorf an 61 Grundschulen

Die Sing-Pause in Mülheim wird unterstützt vom Innovationsfonds des Bistums Essen sowie des Rotary Clubs Mülheim an der Ruhr.

In Düsseldorf, wo das Projekt vor 15 Jahren ins Leben gerufen wurde, finden inzwischen alljährlich die Sing-Pause-Konzerte statt. 61 Grundschulen sind an diesem Projekt beteiligt.