Mülheim. . Müga mit Ringlokschuppen und Camera Obscura sowie das Aquarius Wassermuseum waren Stätten der Extraschicht. Die Alte Dreherei war erstmals dabei.

Die süße Gelassenheit herrschte an den Mülheimer Orten der Extraschicht: Im Müga-Park schlenderten Menschen unter stählernen Bögen entlang, von denen erfrischender Sprühregen spritzte. Bei den hohen Temperaturen noch weit in den Samstagabend hinein verzichtete so mancher sogar auf den bunten Schirm, den die Macher dieses künstlichen Wetters bereitstellten. Ein bisschen Augenzwinkern war bei dieser Aktion wohl auch im Spiel – schließlich ist die Extraschicht für ihr feuchtes Wetter berüchtigt.

Die Alte Dreherei – zum ersten Mal bei der langen Nacht der Industriekultur dabei – versprühte hingegen mediterranes Flair. Auf Strandstühlen und an Stehtische genossen die Besucher Sonne, Getränke und schleckten italienisches Eis. Und ließen die Gedanken kreisen für den sogenannten Regenbogenweg zwischen Camera Obscura und der Dreherei. Hier konnte man zu gefühlt unendlichen musikalischen Varianten von „Over the rainbow“ gute Wünsche zu Papier bringen und aufhängen: Zwischen Gesundheit, Liebe und Weizenbier bewegten sich die Zukunftsträume der Besucher. Manches auch sehr konkret: „Du bekommst ein Pferd! Das ist braun mit einer Blässe und weißen Socken.“

Nostalgische Treckern und Oldtimer

Wer wollte, konnte sich im Inneren der Alten Dreherei, des weitestgehend durch das Ehrenamt sanierten Gebäudes, an nostalgischen Treckern, einer antiken Straßenbahn und Oldtimern wie Opel Ascona und Kadett oder Daimler Vanden Plas ergötzen. 50 Mitarbeiter hatte Martin Menke, Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins ‘Haus der Vereine’, am Start, um den Gästen die Fahrzeuge näher zu bringen.

Und die kamen zahlreich: „Viele sind an der Technik und vor allem an der alten Werkstatt interessiert“, so Menke. Andere waren begeistert von dem Sanierungsfortschritt der Dreherei: „Wie alt ist das Holzwerk?“, bestaunten viele das denkmalgeschützte Gebäude. Oben hatte Hobby-Modelleisenbahner Dieter Wienke das Mammut-Projekt „Ruhrtalbahn“ aufgebaut: Vor 30 Jahren startete der Versuch, die Bahnstrecke möglichst getreu inklusive historischen Gebäuden wie den Ringlokschuppen, Camera Obscura und Lederfabrik nachzubilden. Bis heute unvollendet. „Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut“, nimmt’s der Bahn-Fan locker.

Musikalisches Kabarett im Ringlokschuppen

Apropos: Stressfrei ging es auch an der Camera Obscura und am Ringlokschuppen zu. Obwohl sich eine nicht enden wollende Besucherschlange bis hoch in den historischen Turm zog. Die war nicht allein an der Lochkamera und den Vorträgen interessiert, sondern ebenso an der fantastischen Sicht von oben und auf den Sonnenuntergang.

Im Ringlokschuppen hingegen gab es musikalisches Kabarett. Sprecher Tobias Fritzsche freute sich „über die Resonanz und darüber, dass viele Gäste auch den Führungen Interesse entgegenbringen.“ Und wem der Rummel nicht zusagte, saß draußen an der Drehscheibe bei Bier und Gegrilltem – und wartete auf das Feuerwerk.

>>> RUND 6500 BESUCHER

Wer kam zur Extraschicht? 6500 Besucher zählte die MST zwischen 18 und 2 Uhr. Die meisten kamen aus Mülheim, wie eine Schautafel vom Ruhrgebiet zeigte, auf der Besucher mit Punkte mitteilten, woher sie gekommen sind. Viele aber kamen selbst aus dem tiefen Osten des Ruhrgebiets.

MST-Geschäftsführerin Inge Kammerichs ist mit den Zahlen, Atmosphäre und Ablauf sehr zufrieden: „Der illuminierte Müga-Park entfaltet am Abend einen ganz besonderen Zauber. Die Zusammenarbeit mit den Teams der einzelnen Spielstätten in Mülheim hat bestens geklappt.“