Mülheim. . Castle Rock hat sich längst zum überregional bedeutsamen Festival entwickelt. Familiäre Atmosphäre trotz gelegentlich brachialer Lautstärke.

• Liebhaber düsterer Rocksounds kamen beim Festival „Castle Rock“ auf ihre Kosten
• Zwölf Bands bedienten zwei Tage lang alle Facetten des „hart & herzlich“-Genres
• Geboten wurden auch kaum Familien-taugliche Bilder mit Kunstblut-Sauereien

Familienfeste ganz in Schwarz sind für gewöhnlich kein Vergnügen. Ganz anders ist das bei „Castle Rock“ im Kultur-Sommer im heimeligen Mülheimer Schloß Broich, wo die Liebhaber düsterer Rocksounds nun den 18. Geburtstag des längst überregional bedeutsamen Festivals lustvoll zelebrierten. Und dies in einer heiter-entspannten Atmosphäre, die man ungeachtet der gelegentlich brachialen Lautstärke nur als familiär bezeichnen kann.

Was nicht allein an der überschaubaren Größe des bestens gefüllten Schlosshofes oder dem Biergarten-Charme der schon mittags heftig frequentierten Getränke-Stände liegt, sondern auch an einem Publikum, das trotz seiner einem bürgerlichem Geschmack so überhaupt nicht entsprechenden Kleidung -- man sah neben viel Leder und Rocker-Kutten auch Lack und Latex – ausgesprochen freundlich miteinander umgeht.

Light-Shows samt heißer Pyro-Technik

Ein faszinierender Kontrast zu den oft aggressiv dargebotenen, zwischen Weltschmerz und bloßer Provokation schillernden Songs, mit denen insgesamt zwölf Bands zwei Tage lang alle Facetten des „hart & herzlich“-Genres bedienten. Und dies auf handwerklich astreinem Niveau, wie man immer wieder erfreut feststellen durfte. Prachtvoll klanggewaltig präsentiert von einem Techniker-Team, das nicht allein souverän verdammt kurze Umbauzeiten ablieferte, sondern mit geilen Light-Shows samt heißer Pyro-Technik auch die Augen erfreute.

Castle-Rock im Schloss

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Stark, wie Castle Rock-Mastermind Michael Bohnes sein Jubiläums-Programm abwechslungsreich und spannend inszeniert und dabei für jeden Geschmack was dabei hatte. So die knackige Kombination aus Old School Gothic und Industrial Metal von „Nox Interna“, wo der mit Krallenhänden agierende Sänger Ricky Nox auch visuell bella figura machte.

Geburtstagsfeier zu abendlichem Sonnenschein

Dass beim Auftritt der 2007 in Italien gegründeten, heute in Berlin beheimateten Combo „Vlad in Tears“ schließlich sogar der Himmel weinte, störte weder ihre begeisterten Fans, die zumeist unbeschirmt sich metallisch durchrocken ließen, noch die unzähligen Fotografen der von weither angereisten Szene, die vor der Bühne ihr ganz eigenes Familienfest arbeitenderweise feierten. Und von der „Neue Deutsche Härte“-Schock-Rockern „Ost+Front“ nicht nur äußerst deftige Texte, sondern auch spektakuläre, allerdings kaum Familien-taugliche Bilder mit entblößten Genitalien und Kunstblut-Sauereien serviert bekamen. Was hartgesottene Fans brachialer Performances begeisterte, bei den meisten Zuhörern aber doch für Irritationen sorgte.

Aber ein schwarzes Schaf gibt es bekanntlich in jeder Familie - warum sollte es bei „Castle Rock“ anders sein, das mit Black Metal-Rock der portugiesischen Band „Moonspell“ die lautstarke Geburtstagsfeier zu abendlichem Sonnenschein würdig beendete.