Mülheim. . Vielschichtige neue Ausstellung in der Galerie an der Ruhr führt nicht nur in Mülheimer Schlafzimmer sondern in den biologischen Mikrokosmos.
Für den einen ist es nur ein verwitterter, vermooster Zaun. Das fotografische Auge von Michael Jansen hingegen, erspäht auf dem das Holz erobernden Wuchs einen Mikrokosmos von Verflechtungen, symbiotische Liebschaften gar.
„Zweierbeziehungen“ haben Jansen und weitere acht Foto-Künstler ihre Ausstellung in der Galerie an der Ruhr genannt, die am Sonntag, 1. Juli, an der Ruhrstraße 3 startet. „Moos braucht das Naturholz“, merkt Jansen vielsagend an. Seine Fotografien vergrößern das umgarnende Spiel auf feine Strukturen, Farben der Mikrobiologie.
Doch nicht jeder Künstler geht auf amouröse Abenteuer zwischen Menschen oder anderen Lebensformen ein. Klaus-Dieter Stalleicken zeigt ganz einfach Betten. Doch schon die erste Szene einer Rückenlehne mit zwei auf Armlänge distanzierten Leselampen lässt über den Stand ganz anderer Beziehungen spekulieren.
„Reizvoll, über Bilder Geschichten zu erzählen“
Dieses innere Kino beim Betrachten von Fotografien nutzt auch Renate Beckmann: „Ich finde es reizvoll, über Bilder Geschichten zu erzählen.“ Ihr Augenmerk fällt auf unsere Füße, die etwa in graue Filzpantoffel schlüpfen. Was erzählt ein solches Bild über den Menschen, über sein Leben?
„Wir haben viel über unsere Ideen diskutiert“, verrät Britta Knappmann als vierte im Bunde. Die Kritik sei klar, aber immer konstruktiv gewesen – denn schließlich kennen sich die neun Künstler über den Foto-Kurs an der VHS seit fünf Jahren. Die Ausstellung ist ein bewusstes Ziel des Kurses, sagt Ralf Raßloff. Der Fotokünstler leitet und organisiert mit der Galerie die Präsentation.
Der „Druck“, die Ergebnisse des Kurses später auch der Öffentlichkeit zeigen zu müssen, erlebt die eingefleischte Gruppe als „Herausforderung, sich immer weiter zu entwickeln“, sagt Stalleicken. „Manchmal ist es eben auch ein Kampf“, meint Raßloff das im guten Sinne.
Zweierbeziehung zwischen Mensch und Raum
Britta Knappmann hat sich in der Diskussion von einer Inszenierung verabschiedet, „ich fand sie gut“, aber den anderen war sie nicht treffend genug. Auch das gehört dazu. Knappmann hat die Zweierbeziehung von Mensch und Raum vor die Linse genommen: Ein Mann mit andächtig geschlossenen Augen in der beeindruckenden Kirche in Edinborough – „ein einmaliger Schnappschuss“.
Feste Begriffspaare hat sich Anna-Maria Früh vorgenommen, „Messer und Gabel“ in unterschiedlichen, deutbaren Situationen. Oder Kissen und ihre wortwörtlichen Bezüge arrangierte sie zu einer Diashow – was passt zueinander? Und die Aussage? Liegt irgendwo zwischen Foto und Betrachter, und auch das ist selbstredend eine Zweierbeziehung.
>> Ausstellung startet am Sonntag um 15 Uhr
„Zweierbeziehung“ – das Ausstellungsprojekt zeitgenössischer Fotografie beginnt am Sonntag, 1. Juli, um 15 Uhr.
Zu sehen ist die Ausstellung in der Galerie an der Ruhr, Ruhrstraße 3, bis zum 29. Juli. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 10.30 - 12.30 Uhr.