Hinter Klischees, Schubladendenken und gängige Meinungen setzen die elf Teilnehmer des VHS-Kurses einen Kontrapunkt. Und das gleich mit mehreren Fragezeichen. In ihren Arbeiten treibt die Gruppe ein amüsantes Spiel mit Täuschung und Wahrnehmung.
Rund 80 Bilder sind entstanden, die bis zum 30. Juli in der Galerie an der Ruhr im historischen Tengelmann-Stammhaus an der Ruhrstraße 3 zu sehen sind. Eröffnung ist am morgigen Sonntag, 15 Uhr. Galerist Alexander-Ivo Franz stellt dafür das Erdgeschoss zur Verfügung. „Das fand ich sehr mutig, denn er wusste nicht, was kommt“, sagt Kursleiter Ralf Raßloff.
Das Wagnis hat sich gelohnt. Die Fotos unterscheiden sich durch komplett verschiedene Ansätze, Herangehensweisen und Ausführungen. Und das alles auf hohem handwerklichen Niveau mit viel Tüftelei – von der Idee bis zum fertigen Bild: Heraus gekommen sind elf Positionen, die allesamt eigenständig sind. Was nicht von ungefähr kommt, schließlich hat der renommierte Foto-Künstler und Kursleiter Ralf Raßloff die Teilnehmer sachte „in die richtige Richtung dirigiert, um die Ideen, die hinter den Bildern stehen, für den Betrachter auch sichtbar zu machen“, sagt Raßloff.
An Ideen hat’s den Teilnehmern bestimmt nicht gemangelt. Buntstifte so zu biegen, bis daraus runde, grafische Pop Art-Elemente werden, darauf muss man erst mal kommen. Was Anna-Maria Früh mit einem Bearbeitungsprogramm bestens gelang. In anderen Fotos gibt sie Rätsel auf: Die Abbildungen ergeben Wörter. Ansehnlich Leckeres „serviert“ Renate Beckmann in ihren Such- und Findebildern: „Echt oder fake. . .“, fordert sie zum zweimaligen Hinsehen auf.
Zum Nachdenken über den Umgang mit Tieren als Lebewesen und in der Fleischproduktion regt Barbara Rüth in Aufnahmen aus dem modernen Kuhstall an – ganz dokumentarisch und ohne moralischen Zeigefinger am Auslöser.
Marlene Lehmkuhl spielt äste-thisch mit der Verfremdung in ihren Natur- und Architekturaufnahmen. Durch die bewegte Kamera zaubert sie Rapsfelder in Lichtmalerei fast abstrakt aufs Bild. Ebenso wie Britta Knappmann, die Lichtstimmungen mit Farbverläufen eingefangen hat und als Kontrapunkt dazu eine realistische Waldaufnahme zeigt.
Surreale Stadtansichten präsentiert Uwe Linneweber, dramatisch verdichtet durch eine Schwarz-Weiß-Konvertierung. Die politische Gegenstimme zur gesellschaftlichen Wirklichkeit macht Klaus-Dieter Stalleicken auch an schauriger Kunst fest, die unter sakralen Kirchenfenstern hängt.
Die geballten Kontraste, die sich im Ruhrgebiet finden, spiegeln sich in Martin Strathmanns Arbeiten tatsächlich wider. Darin gehen romantische Flussläufe eine harmonische Symbiose vor Industriekulissen ein – trotz aller Kontraste.
Nach Ende der Ausstellung in der Galerie an der Ruhr wird sie in der Volkshochschule gezeigt.