Mülheim. . 700 Fans sorgen beim Public Viewing im Hangar des Flughafens Essen/Mülheim vor allem in Halbzeit zwei für gute Stimmung. Ein Schwede ist dabei.

„Pfeif ab!!“ Mit dem letzten Rest ihrer angeschlagenen Stimme schreit eine Frau durch den Hangar am Flughafen Essen/Mülheim. Wenige Sekunden später wird ihr Flehen erhört. Schiedsrichter Marciniak beendet die Begegnung und 700 Fußballfans feiern den späten Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft. Die Organisatoren laden in diesem Sommer noch mindestens ein weiteres Mal zum Public Viewing.

Bereits um 17 Uhr und damit drei Stunden vor dem Anstoß des Deutschland-Spiels gegen Schweden öffnete die Location ihre Pforten. Die Veranstalter hatten darauf gesetzt, dass sich einige Fans auch schon das für die DFB-Elf nicht ganz unwichtige Spiel zwischen den Gruppengegnern Mexiko und Südkorea (2:1) ansehen wollten. Und sie behielten recht. Gegen 17.15 Uhr waren bereits etwa 50 interessierte Zuschauer vor Ort. „Davon waren wir selbst überrascht“, berichten die Organisatoren.

Volles Haus an der Brunshofstraße.
Volles Haus an der Brunshofstraße. © M. Dahlke

Schwarz-rot-gold geschminkte Wangen

Richtig voll wurde es freilich erst, als das Spiel des Weltmeisters näher rückte. 700 Fans, viele davon in Deutschland-Trikots, rückten an. Vor Ort wurde die ein oder andere Wange noch mit der schwarz-rot-goldenen Fahne geschminkt. Der Rahmen blieb aber insgesamt erfreulich überschaubar. Auch Kurzentschlossene bekamen zumindest noch gute Stehplätze. Auch auf ein andernorts oft nerviges Rahmenprogramm wurde verzichtet.

Für den Rest musste das Spiel sorgen. Den größten Jubel riefen in Halbzeit eins gute Abwehraktionen sowie die Parade von Torwart Neuer hervor. Erstaunlicherweise blieb die Stimmung auch nach der schwedischen Führung einigermaßen entspannt. „Wir glauben noch dran“, hieß es in der Pause.

In den Farben getrennt, in der Sache vereint: Dustin Schumann und sein schwedischer Kumpel Bengt Helmers.
In den Farben getrennt, in der Sache vereint: Dustin Schumann und sein schwedischer Kumpel Bengt Helmers. © Michael Dahlke

Auch ein Schwede feuert das deutsche Team an

Sogar ein Schwede hatte sich unter das Volk gemischt. Bengt Helmers ist in Skandinavien geboren und verbrachte dort seine ersten vier Lebensjahre. Seitdem lebt er in Deutschland. „Das war eigentlich ein Gag von mir, dass Schweden gewinnen soll, aber im tiefsten Inneren bin ich für Deutschland. Ich kann ja nicht mit ansehen, wie die anderen hier trauern“, erklärte er und zog sich für die zweite Hälfte sein Deutschland-Trikot über den blauen Dress.

Beinahe hätten beide Gesprächspartner das 1:1 durch Marco Reus verpasst. Der krachende Jubel in der Flugzeug-Halle machte Lust auf mehr. Doch auf einen weiteren Torschrei mussten die Fußball-Fans trotz einiger deutscher Chancen warten. Mit deutlich mehr lauten Gesängen als im ersten Durchgang gab das Publikum sein Bestes. Die Atmosphäre wurde mit zunehmender Spieldauer kribbeliger. Acht Minuten vor Schluss wurden hie und da böse Finger in Richtung Leinwand gezeigt, doch der Platzverweis von Boateng war berechtigt.

Und dann kam Toni Kroos und sorgte für eine förmliche Explosion im Hangar. Erleichterte Fans starteten auf dem Heimweg sogar den ersten Autokorso der WM. Sie dürfen wohl noch öfter zum Public Viewing am Flughafen kommen.

>>> NUR DIE DEUTSCHEN SPIELE LAUFEN AM FLUGHAFEN

Die „Eventlocation“ des Flughafens überträgt nur die Spiele der deutschen Mannschaft. Wäre das DFB-Team ausgeschieden, wäre auch das letzte Spiel am Mittwoch nicht mehr gezeigt worden. Aufgrund der frühen Anstoßzeit um 16 Uhr hätte sich eine Übertragung nicht gelohnt.

650 Fans kamen zum ersten Spiel gegen Mexiko. Am Samstag waren es trotzdem noch ein paar mehr.