Mülheim. . Neben der Familie nahmen viele Vertreter aus der Wirtschaft, der Politik und der Stadtgesellschaft in der Petrikirche Abschied von Heinz Lison.
Neben der Familie nahmen am Dienstagvormittag viele Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Stadtgesellschaft in der Petrikirche Abschied von dem Unternehmer und Sprecher der Wirtschaft Heinz Lison. Er war an Pfingsten im Alter von 74 Jahren unerwartet gestorben. Vor zehn Jahren hatte Lison an gleicher Stelle als Gast gepredigt und sich dazu ein Jakobuswort gewählt: „Wer das Gute tun kann und es nicht tut, der sündigt.“ Der Vers stand auch im Mittelpunkt der Trauerfeier, in der das Leben dieses für Mülheim bedeutenden Mannes noch einmal Revue passierte.
Als einen Mann des sozialen Ausgleichs, der für das Gemeinwohl gelebt habe und der versöhnen wollte, beschrieb ihn Bodo Hombach in seiner Trauerrede. Der frühere Politiker, Verlagsmanager und heutige Honorarprofessor sprach als sein Freund. Lison habe denen die Hand gereicht, die sie brauchten. „Am Ende ging es ihm immer um den einzelnen Menschen.“ Für ihn habe jeder eine Chance verdient, und „jede verfehlte Chance empfand er als Wunde“.
Bodo Hombach sprach als Lisons Freund
Lison, so Hombach, habe viel Gutes getan, dieses auszubauen, zu bewahren, sei nun Aufgabe der Hinterbliebenen. Hombach erinnerte nicht nur an Lisons Einsatz für die Stadt, für die Wirtschaft, für die Hochschule, sondern auch an die vielen Ehrungen, die er sogar in Nagasaki (Japan) und in Afrika erhalten habe. Als eine der vielen guten Eigenschaften hob er hervor, dass Lison öffentlich genauso geredet habe wie hinter verschlossenen Türen. Nicht immer bequem, aber „eine ehrliche Haut“.
Sehr emotional schilderte Pfarrer Ulrich Schreyer das Leben von Lison, der 1943 in einem kleinen Ort an der Ostsee geboren wurde, 1945 mit Mutter und Großmutter in das zerstörte Mülheim flüchtete, der in einfachen Verhältnissen aufwuchs, in einer kleinen Wohnung in Styrum mit der Mutter lebte. An der Zastrowstraße besuchte er die Schule. Schreyer beschrieb ihn im Rückblick als ein zurückhaltendes, eher schüchternes Kind. Mit 14 Jahren folgte die Ausbildung zum Industriekaufmann. Seine Liebe entdeckte er in der Tanzschule – und auf dem Fußballplatz bei Rot-Weiß Oberhausen.
Berufliche Karriere über den Zweiten Buildungsweg
Die Bedeutung der Bildung, die er als Unternehmer stets predigte, erkannte er für sich früh, machte auf dem Zweiten Bildungsweg das Abitur, studierte Betriebswirtschaft, womit sein Aufstieg begann – der berufliche, der wirtschaftliche, aber eben auch der Aufstieg zu einem Mann mit starkem Selbstbewusstsein. Sein Wort hatte in Mülheim und in der Region Gewicht – bis in höhere Ebenen der Politik.
Sein großer Stolz aber, so Schreyer, seien seine Frau, seine Tochter, seine beiden Enkelkinder gewesen. 2017 fuhren sie zusammen in den Familienurlaub. Es sollte der letzte gewesen sein. Gesundheitliche Probleme traten auf.
Immer wieder müssten wir erkennen, wie schutzlos das Leben eigentlich sei, sagt Schreyer. „Das einzig Sichere im Leben ist der Tod.“ Er kommt oft unangekündigt. Wie bei Lison. Darin unterschied er sich am Ende nicht von vielen anderen Menschen. Für den Pfarrer in der Petrikirche bleibt der christliche Trost, dass der Tote stets gut aufgehoben sei.
>> LISON SETZTE SICH FÜR DIE HOCHSCHULE EIN
Heinz Lison hatte sich in den vergangenen Jahren vor allem auch für den Aufbau und die Entwicklung der jungen Hochschule Ruhr West mit den Standorten Mülheim und Bottrop eingesetzt. Er war Vorsitzender des Fördervereins.
Mit rund 100 000 Euro unterstützt der Förderverein pro Jahr Maßnahmen an der HRW. Der Verein zählt rund 130 Mitglieder, darunter viele Unternehmen. Statt Kränze bat die Familie auch um Spenden für die Hochschule – im Sinne des Verstorbenen.