Mülheim. . Ursula Haake und Hella Duddeck besuchen seit vielen Jahren die Sinfoniekonzerte. Sie stehen für zahlreiche treue Abonnenten der Klassik-Reihe.

Ursula Haake erlebte die feierliche Wiedereröffnung der Stadthalle am 12. Oktober 1957 mit und ist seit 61 Jahren bis heute mit Herzblut bei den Sinfoniekonzerten dabei. „Es wurde Beethovens 9. gespielt“, erinnert sie sich. Und sie zählte 16 junge Jahre. „Damals wie heute habe ich gebrannt für die klassische Musik.“ Was dazu führte, dass sie ihre Begeisterung 25 Jahre als Musiklehrerin an der städtischen Musikschule an Kinder in der musikalischen Früherziehung weitergab. Ohne das Fundament der Sinfoniekonzerte, „wäre mir das nicht gelungen“, sagt Ursula Haake.

Bei Hella Duddeck war es 1961 der Dirigent der Bochumer Symphoniker, Franz-Paul Decker, und seine Konzerteinführungen, die in ihr eine Melodie in Schwingung brachte, die lebenslang anhalten sollte. Die ehemalige Grundschullehrerin unterrichtete am Saarnberg auch Musik. Zu den Hochzeiten der Sinfoniekonzerte musste sie sich ein Abo quer durch alle Instanzen erkämpfen – erfolgreich. Mittlerweile besucht Hella Duddeck die Veranstaltungen gemeinsam mit fünf Freundinnen.

Eine Verjüngung des Publikums wäre gut

„Heute sind die Konzerte nicht mehr so voll – außer vielleicht bei Beethoven“, sagt Ursula Haake. Es sind zumeist silberfarbene Haarschöpfe, die in den Reihen der Stadthalle sichtbar werden. Eine Verjüngung des Publikums würden die Damen begrüßen. „Es ist sinnvoll, für Jugendliche etwas anzubieten, das ist das Wichtigste überhaupt“, sagt Hella Duddeck.

Wie kriegt man Kinder wieder zur klassischen Musik, fragt sich Ursula Haake. „Man muss Musik erleben, am eigenen Körper erfahren, denn Musik ist schön und macht glücklich.“ Zu ihrer Zeit gab es noch die Jugendkonzerte, die aber in den 60er-Jahren verklangen. Ein Thema, das auch der neuen Konzertdramaturgin Eva-Susanne Rohlfing am Herzen liegt (siehe unten). Und es gibt wieder einige junge Gesichter wie die achtjährige Marie.

Langjährige Besucher geehrt

Ursula Haake und Hella Duddeck führen die Liste der längsten Abonnentinnen an, stehen für die vielen treuen Besucher der Sinfoniekonzerte, von denen es einige gesundheitlich nicht mehr schaffen, zu kommen. Geehrt wurden sie kürzlich von Stephanie Steinberg als Leiterin des städtischen Theater- und Konzertbüros sowie von Konzert-Dramaturgin Rohlfing.

Im Vorfeld dazu erhielten alle Abonnenten einen Fragebogen, indem sie auch von ihren Erlebnissen erzählten. So fanden sich Ehepaare bei den Konzerten. Und Christel Illmer blieb die Instrumenten-Vorstellung in lebhafter Erinnerung, als vor Jahren der Tuba-Professor und Echo-Preisträger Martin Hofmeir barfuß sein Instrument präsentierte: „Er hatte seine ohnehin drückenden Lackschuhe vergessen.“ Junge Komponisten in der Reihe „Musik der Zukunft“ mit den Bochumer Symphonikern werden teils als inspirierend, teils als schwierig empfunden. Das sei zwar Arbeit, sagt Ursula Haake, aber gerade die Einführungen in zeitgenössische Konzerte seien sehr hilfreich. „Ich habe es genossen, weil es so gut erklärt war.“ Sinfoniekonzerte „sind nicht nur etwas für alte Leute“, so Christel Illmer: „Sie sind für Überraschungen gut und sehr vielseitig.“

Mehr Kinder und Jugendliche gewinnen 

Die Sinfoniekonzerte werden von einem Publikum ab 65 Jahren bis über 90 Jahren besucht. „Die Anzahl der Besucher ab 30 Jahren ist allerdings gestiegen“, erläutert Eva-Susanne Rohlfing: Durch zunehmend anwesende Kinder und Jugendliche sei der Altersschnitt etwas gesenkt worden. Die Konzert-Dramaturgin und Stephanie Steinberg, Leiterin des städtischen Theater- und Konzertbüros, haben sich daran gemacht, verstärkt junge Besucher zu gewinnen. „Es gibt erstmalig Kinderabonnenten“, so Rohlfing. Außerdem besuchten zunehmend Schüler privater Instrumentallehrer die Konzerte.

Interessant für Kinder und Jugendliche seien die seit dieser Saison stattfindenden Signier-Aktionen, die Künstler kommen zum „Anfassen“ ins Foyer, es gibt Handy-Fotos und Gespräche. Es darf gefragt werden.

Klassik wird kinderfreundlich erklärt

In den Einführungsvorträgen im Stadthallen-Foyer erklärt Eva-Susanne Rohlfing ab und zu Instrumente wie Akkordeon und Klarinette und interviewt Solisten des Abends. „Ich möchte Berührungsängste nehmen und persönliche Bindungen schaffen.“ Als Musikerin will sie die Musik von innen erklären und darstellen und nicht von außen dozieren.

Beim Konzert „Musik der Zukunft“, einer Kooperation der Folkwang Uni der Künste in Essen, der Bochumer Symphoniker, der Städte Oberhausen und Mülheim, wird die Uraufführung des Abends von einem Kompositionsstudenten und dem Dirigenten Prof. Oliver Leo Schmidt während des Konzertes kindertauglich erklärt. Solist, Dirigent und Komponist kommen nach dem Konzert ins Foyer.

Abo-Verkauf mit Aufwärtstrend

Mit einem positiven Aufwärtstrend sei der Abo-Verkauf mit der neuen Saison 2017/18 gestartet. „Es wurden einige neue Abos verkauft. Insgesamt sind es 301“, erläutert Rohlfing.

Und es gibt Neuigkeiten: Die Abos werden ab kommender Saison flexibler. „Es wird Jugendabos geben, außerdem wird man auch während der Saison zu einem Mini-Abo einsteigen können.“

>> Abos sollen flexibler werden

- Die Abonnements sollen ab kommender Saison 2018/2019 flexibler werden. „Es wird Jugend-Abos geben, außerdem wird man auch während der Saison zu einem Mini-Abo einsteigen können“, verspricht Eva-Susanne Rohlfing.

- Das Abo kostet aktuell für Erwachsene ab 58,50 Euro, für Kinder und Jugendliche ab 37,50 Euro. Einzeltickets gibt es ab 12,50 Euro.

- Karten und Abos gibt es auch im Leserladen an der Eppinghofer Straße 1-3.