Mülheim. . Gerd Beba-Bujny baute das soziokulturelle Zentrum mit auf. Ziel war, den Stadtteil zu vernetzen. Projektleiter ging von Mülheim nach Ostafrika.

„Ich war Wahl-Styrumer, bin der Liebe wegen an die Schwerinstraße gekommen“, erzählt Gerd Beba-Bujny, der der Feldmann-Stiftung vor 30 Jahren zu ihren ersten Schritten verhalf. Gemeinsam mit Ralf Duvenage und Ingrid Piontek entwickelte Gerd Beba-Bujny ein Konzept für das soziokulturelle Zentrum.

„Das Ziel war es, eine Begegnungsstätte zu schaffen, um für mehr Identität im Stadtteil zu sorgen“, sagt der 67-Jährige, der nach seiner Zeit in Styrum und Saarn nach Ostafrika ging und inzwischen in Ostfriesland lebt.

Zeit hoher Arbeitslosigkeit

„Als wir starteten, waren wir in der Hoch-Zeit der Arbeitslosigkeit, kurz zuvor war die Mannesmann-Schließung“, verdeutlicht Beba-Bujny. Was die Styrumer in der Zeit überhaupt wollten, was ihre Wünsche und Bedürfnisse waren, fragten Gerd Beba-Bujny und seine Kollegen ab. „Wir hatten einen alten Bauwagen, der an zentralen Stellen im Stadtteil stand. Hier sind wir mit den Bürgern ins Gespräch gekommen“, berichtet der Pädagoge, der im ersten Beruf Tischler und Bühnenbildner war. „Wir mussten erstmal das Eis brechen – aber in Styrum hat das schnell geklappt.“

Angebote für Mutter und Kind standen hoch im Kurs, aber auch Sport, Kultur und Hobby-Handwerk wie Töpfern. Ein offener Bereich sollte es sein, wo man reinschnuppern konnte, mit Cafeteria, in der man zusammensitzen konnte, auch ohne etwas zu verzehren. Ansinnen sei es nicht gewesen, Programm von oben herab zu machen, sondern den Stadtteil zu vernetzen.

Die, die hinter der Bahn wohnen, kommen nicht

„Wir wollten nicht wie ein Schwamm alles in die Feldmann-Stiftung einsaugen, sondern wie ein Kristallisierungspunkt nach außen wirken“, blickt Gerd Beba-Bujny zurück. In Styrum habe das wunderbar funktioniert. Aber: „Die Jugendlichen hielten sich sonderbarerweise zurück.“ Über noch etwas wundert sich Gerd Beba-Bujny bis heute: „Die, die hinter der Bahn wohnen, kommen nicht.“ Zu weit weg, ergab die Erforschung des Stadtteils im Rahmen der Konzeption. Viele Styrumer indes kamen von Anfang an und bleiben der Begegnungsstätte treu – über Jahre oder gar Jahrzehnte.

Gerd Beba-Bujny und seine Kollegen hingegen blieben nur etwa ein Jahr – zur Konzeption – und gingen nach der Eröffnung nach Saarn. Der Auftrag dort lautete wie in Styrum: Schafft eine Begegnungsstätte! Der 67-Jährige erinnert sich: „In Saarn haben wir ziemlich auf Granit gebissen.“ Dort habe bereits eine Kulturszene existiert. „Die waren schon vernetzt, manche wollten sich nicht öffnen, das lief schleppend. Da hatten wir nicht den Zuspruch wie in Styrum. Es gab weniger Aktivität aus dem Stadteil.“

Von Styrum und Saarn nach Jamaika und Tansania

In Styrum aber, sagt Gerd Beba-Bujny heute rückblickend, sei es wunderbar gewesen mit anzusehen, wie die „Ideen gesprudelt sind und sich als Veranstaltungen manifestiert haben. Aus der Mutter- und- Kind-Gruppe ist etwas die Kindertheatergruppe hervorgegangen.“

In ihm selber aber sprudelten auch die Ideen – auch immer noch die von einer besseren Welt. „Man hat mir in Styrum eine feste Stelle angeboten, aber wir hatten noch was anderes vor“, sagt Gerd Beba-Bujny mit einem Augenzwinkern. Gemeinsam mit seiner Frau und dem ersten Sohn ging er nach Jamaika, später dann nach Tansania, wo er, der gelernte Tischler, Jugendliche aus dem Township ausbildete. Seine Heimat hat Gerd Beba-Bujny seit den 90er Jahren in Ostfriesland. Dort sei der Himmel riesig wie eine Kuppel: „Genau wie in Tansania.“ Zurück nach Styrum kommt er heute immer noch – Freunde von damals besuchen.

FRAUENGRUPPE TRIFFT SICH SEIT 30 JAHREN

Jeden Mittwoch kommen sie her, da ist nicht dran zu rütteln. Und auch zwischendurch kehren die drei Damen gerne mal ein in die Feldmann-Stiftung. Sitzen dann im Gasthaus Feldmann gemütlich zusammen. Klönen, quatschen, erzählen von früher und sprechen von denen, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit zu ihrer Runde gehört haben, aber schon nicht mehr da sind.

Geld gesammelt für die Rutsche

„Wo wollteste damals auch hin mit Kindern“, fragt Birgit Knaebel. Die 58-Jährige kommt her, seitdem es die Begegnungsstätte gibt, zu Anfang mit ihrem Sohn, der ist inzwischen 33 Jahre alt und geht längst eigene Wege – auch über Styrums Grenzen hinaus. Früher aber, da führte der Weg vom Kindergarten direkt her zur Feldmann-Stiftung und später von der Schule – dann zum Fußball spielen.

„Unsere Kinder sind hier aufgewachsen“, sagt die Styrumerin und kann sich noch gut erinnern: „Das war unser Treffpunkt. Jeden Mittag kam der Eiswagen. Und wir haben Geld gesammelt, damit eine Rutsche auf den Spielplatz kam.“ Auch den Kinderkleidermarkt habe sie sehr geschätzt, dort viel für ihren Jungen gekauft, blickt Birgit Knaebel zurück. Und heute? „Gehste auf den Friedhof, zack, gehste auch in der Feldmann-Stiftung einen Kaffee trinken“, so lauf das mittlerweile ab, erzählt Birgit Knaebel.

Die alten Styrumer kennen das Gelände

„Wir sind froh, dass es die Feldmann-Stiftung gibt“, sagt auch Birgit Knaebles Schwiegermutter Gisela. Die 81-Jährige kennt die Gegend noch viel länger. „Früher gab es hier einen Teich mit Fischen“, erzählt die Seniorin. Schon als Kinder hätten die alten Styrumer dort gespielt. Auch Käti Korczack sagt: „Wir kennen es eigentlich gar nicht mehr anders als mit Feldmann.“

Die 81 Jahre alte Styrumerin wohnt wie die Knaebels „um die Ecke“, ist aber erst später hinzugestoßen zur Mittwochsgruppe, die zeitweise aus acht Frauen bestand. Heute sind gerade die Älteren froh, dass der Weg zur Augustastraße nicht weit ist. Käti Korczack ist dankbar für die Möglichkeit: „Wenn es das nicht mehr gäbe. . .“