Mülheim. . Der Freundeskreis der Stadtbibliothek unterstützt die Einrichtung, um ihr ein „kleines bisschen Extra“ zu ermöglichen. 10 000 Euro pro Jahr.
Längst ist die Stadtbibliothek keine einfache „Bücherleihe“ mehr – im Grunde war es das Haus am Synagogenplatz auch nie: Es ist ein Arbeitsplatz, Bildungs- und Lernort, sozialer Treff, Kulturveranstalter, Rückzugsraum vor dem Stadtrummel... Lesen kann man hier selbstverständlich weiterhin. Doch ohne seinen Freundeskreis hätte sich die für viele Mülheimer unverzichtbare Institution so nicht vielfältig entwickeln können. 10 000 Euro jährlich trommeln der Vorsitzende Bernhard Haake und die Mitglieder zusammen, um ihr ein bisschen Extra zu ermöglichen.
Denn der Etat von 210 000 Euro im Jahr reicht hinten und vorne nicht, um neben neuen Büchern etwa die schönen Außenterrassen neu zu bestücken oder die Zentrale wie auch die Zweigstellen in Heißen, Dümpten, Speldorf und Styrum mit Tablets auszurüsten. Nur mit ihnen aber können die bei Jugendlichen beliebten Medienralleys angeboten werden.
Seniorenkisten für ältere Menschen packen
Oder man stellt so genannte Seniorenkisten zusammen, die vor Ort in Pflegeeinrichtungen gebracht werden, und neben Literatur auch Bildbände, Hörbücher und digitale Medien enthalten für Menschen, die den Weg zur Bibliothek nicht mehr auf sich nehmen können. Auch das Aufrechterhalten des Biblio-Busses des Institut Francais mit literarischen Schmankerln aus dem französischsprachigen Raum wäre aus „eigener Tasche“ kaum möglich. „Die Arbeit unserer Stadtbibliothek ist unersetzlich. Der Anspruch der Mülheimer wächst aber auch“, will der Freundeskreisvorsitzende Bernhard Haake junge wie ältere Menschen für Bildung begeistern – und natürlich für die Bibliothek.
So hat die Einrichtung mit Hilfe der engagierten „Freunde“ und ihren gut 200 Mitgliedern ihren Service Stück für Stück ausbauen können bis hin zur Integrationsarbeit mit Projekten wie dem interkulturellen Figurentheater Hille Puppille oder der Mediathek „Neu in Deutschland“. Es stellt seit einem Jahr Lehrmaterialien für den Spracherwerb, Bücher, Spiele, Medien für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bereit. Natürlich steht es nicht nur Geflüchteten, sondern allen Menschen zur Verfügung, die neu in Mülheim angekommen sind oder einfach mal reinschnuppern wollen.
Mittel zum Teil aus Einnahmen der Schmökerstube
Die Mittel von etwa 10 000 Euro im Jahr bezieht der Freundeskreis zum großen Teil aus den Einnahmen der „Schmökerstube“. Das seit zehn Jahren bestehende Bücherantiquariat – nun kurz vor dem Umzug an die Wallstraße – hatten Bernhard und Ursula Haake aus der Taufe gehoben, führen es seitdem ehrenamtlich, mit einem 28-köpfigen Team. Ein weiterer Teil der Finanzierung speist sich aus Mitgliederbeiträgen von zehn Euro im Jahr. „Wir haben auch Freunde, die Geld für die Bibliothek spenden, aber nicht Vereinsmitglied werden wollen“, so Haake.
Die tiefe Verwurzelung in der Stadtgesellschaft gelingt auf vielen Ebenen, weiß Bibliotheksleiterin Claudia vom Felde, denn nicht nur haben sich die Besucherzahlen auf jährlich 400 000 fast verdoppelt. Allein auf den Zahlenerfolg verlässt sich die Leiterin jedoch nicht. Kundenbefragungen spiegeln ihr die Akzeptanz in der Stadt: „Besucher bestätigen uns, dass das Haus von einigen Menschen den ganzen Tag über genutzt wird.“
Tag der offenen Tür
- Am Samstag, 21. April, 10-18 Uhr, ist Tag der offenen Tür im Medienhaus rund um den Synagogenplatz. Mit Puppentheater, Awo-Spielmobil, Büchertrödel und offener Museumswerkstatt.
- Am 23. Mai hält von 12 bis 15 Uhr der Bibliobus auf dem Synagogenplatz – mit kostenloser Ausleihe. Die Stadtbibliothek nimmt während ihrer Öffnungszeiten ebenfalls Medien des Bibliobusses zurück.