Mülheim. . Seit 20 Jahren unterstützt der Förderverein die Stadtbibliothek. Vorsitzender Bernhard Haake kämpft immer wieder gegen Sparpläne und Einschnitte.
- Das Engagement, die Stadtbibliothek finanziell zu unterstützen, ist wichtiger denn je
- Rund 140 000 Euro kamen an Spenden insgesamt in den vergangenen 20 Jahren zusammen
- Eines der Projekte war die Onleihe, der Freundeskreis steuerte die Spitzenfinanzierung bei
Das prägnante Logo steht auch 20 Jahre später noch für den Freundeskreis der Stadtbibliothek: Ein stilisiertes Buch im Zentrum eines Kreises unterstreicht die bildungspolitische Bedeutung. Heute ist das Engagement, die Stadtbibliothek bei immer knapper werdenden Mitteln zu unterstützen, wichtiger denn je. Und alle Jahre wieder werden Vorsitzender Bernhard Haake und seine Mitstreiter auf den Plan gerufen, um gegen Schließungen von Einrichtungen und gravierende Einsparungen anzugehen. Die aktuellen Vorschläge der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) würden einem Kahlschlag in Mülheims Kulturlandschaft gleichkommen.
Klar gegen die Schließung des Kunstmuseums und der vier Stadtteilbibliotheken haben sich jetzt die Kulturpolitiker im Ausschuss ausgesprochen. Wie haben Sie das Votum empfunden?
Haake: Wir sind zunächst einmal erleichtert, dass aus der Politik selbst ein Signal gesetzt wurde. Die erste große Sorge ist uns damit erstmal genommen.
Die Kuh ist nicht vom Eis. Die Parteien müssen über das GPA-Gutachten beraten, die Entscheidung fällt frühestens im Herbst.
Wie alle anderen Ausschüsse auch, kann der Kulturausschuss ja nur Empfehlungen für Ratsentscheidungen aussprechen. Natürlich haben wir uns große Gedanken darüber gemacht, wie man die Sparvorschläge aus der Welt schaffen kann. Die GPA-Vorschläge würden für die Kultur bedeuten, dass das Leben der Stadt gelähmt wird und Mülheim in die Bedeutungslosigkeit gerät, was das kulturelle Angebot angeht. Es sind keine innovativen Vorschläge, sondern es ist eine Neuauflage der von 2010.
140 000 Euro in 20 Jahren
Was wären Ihre Vorschläge?
Das gibt es zwei wunde Punkte, die unsere Grundprobleme in Mülheim ausmachen: Die Aufwendungen für Flüchtlingshilfe, eine Aufgabe, die uns der Bund zugewiesen hat ohne die entsprechenden Finanzmittel. Die Zuschüsse reichen ja nicht aus. Und der öffentlichen Nahverkehr, wo jedes Jahr 30 Mio Euro reingepumpt werden. Da gibt es keine erkennbaren Veränderungen, weswegen wir jedes Jahr Schulden aufbauen. Darauf müsste der Fokus gerichtet werden.
Seit 20 Jahren richtet der Freundeskreis den Fokus auf die Stadtbibliothek. Wieviel Geld ist in der Zeit zusammen gekommen?
Rund 140 000 Euro insgesamt in den 20 Jahren. Die jährliche 10 000er-Marke haben wir seit 2009 erreicht, als der Umzug vom Rathausmarkt zum Medienhaus kam. Die Summe wird vorrangig durch Einnahmen aus der Schmökerstube abgedeckt, aber auch durch Mitgliedsbeiträge, Veranstaltungen und Spenden. Von verschiedenen Seiten werden wir wohlwollend gesehen, so kommt es immer mal wieder zu kleineren, manchmal zu ansehnlicheren Spenden.
Wozu wurden die Fördergelder in der Stadtbibliothek eingesetzt?
Um den Bestand an Medien durch Neuanschaffungen aktuell zu halten, muss man ja ein gewisses Budget haben. Das wurde durch Etat-Kürzungen, aber auch durch Preissteigerungen immer magerer. Gerade Frau vom Felde (Leiterin) hat in den letzten Jahren so viel neue Projekte auf die Beine gestellt.
Senioren-Projekt
Was wäre das?
Beispielsweise das Senioren-Projekt, wo Medien an Seniorenheime ausgeliehen werden. Das Projekt hätte aber nie angepackt werden können, wenn wir die 10 000 Euro nicht bereit gestellt hätten. Was auch dazu geführt hat, dass im Folgejahr direkt wieder nachinvestiert wurde, weil die Nachfrage sofort da war und sich gesteigert hat. Ein anderes Projekt war die Onleihe, das war ein kompaktes Paket von 50 000 Euro, zu dem es Landeszuschüsse gab, wo wir die Spitzenfinanzierung beigesteuert haben.
Fast 200 Mitglieder
Sind die Mitgliederzahlen stabil?
Ja, wir sind bei 195 angekommen. Bei unserem Jubiläumsfest konnten wir fünf neue Mitglieder gewinnen, damit wären wir an die Traumgrenze von 200 gelangt, doch wir hatten im letzten Jahr fünf Sterbefälle. Aber es werden sogar noch Mülheimer Mitglied mit über 80.
Kommen keine jungen Leute nach?
An junge Mitglieder zu kommen, ist sehr schwierig. Wir versuchen, unsere persönlichen Kontakte, die wir zu den Menschen haben, zu nutzen. Das sind meist die Älteren.
>>> ERSTES BÜRGERBEGEHREN
Als im Jahr 2000 die Schließung der Büchereien Dümpten und Saarn auf dem Plan standen, gab es das erste Bürgerbegehren in Mülheims Geschichte mit 11 500 Unterschriften dagegen.
Gegründet wurde der Förderverein 1997, als die finanziellen Einschränkungen bei den kommunalen freiwilligen Leistungen immer stärker um sich griffen. Info: 39 02 57 (Haake).