Mülheim. Die Mintarder Vierjahreszeiten bringen Klassik in die St. Laurentius Kirche und massenhaft Besucher zum Sommerfest ins Dorf. Runder Geburtstag.

Die Ruhrtalbrücke war noch nicht gebaut, die Hosen waren aus Leder und die St. Laurentius Kirche der Mittelpunkt des Dorfes, erinnert sich Ur-Mintarder Peter Loef, Jahrgang 1957. Doch je älter er wurde, umso einsamer wurde es um die Kirche. „Das Gemeindeleben starb“, sagt er. „Aber wir dachten: Hier könnten wir wieder Leben hineinbringen.“ Geboren war die Idee für die Mintarder Vierjahreszeiten, die das Dorfleben nun seit zehn Jahren beseelen.

Die Musik- und Festreihe in der Kirche und dem Jugendheim St. Laurentius umfasst jährlich vier bis fünf Konzerte zu unterschiedlichen Jahreszeiten – und kann neben den Fußballspielen des Blau-Weiß Mintard getrost als Veranstaltungshöhepunkt im Dorf bezeichnet werden. Rund 800 Leute werden etwa zum Sommerfest mit Ponyreiten, Hüpfburg und Live-Musik erwartet – mehr als im Dorf wohnen.

Gitarrist Michael Fix trat 2009 auf

Zu seiner heutigen Beliebt- und Bekanntheit verhalf der Reihe internationaler Besuch vom australischen Gitarristen Michael Fix, der 2009 am Rande seiner Europa-Tournee über Beziehungen im beschaulichen Mintard einen Stopp einlegte – ohne eine extra Gage zu verlangen. „Das war schon ein Highlight“, sagt Loef. „Dadurch hat das richtig an Fahrt aufgenommen.“ Dass die Künstler kein Honorar verlangen, ist bis heute der Fall. Wenn der Hut herum geht, kommt der Großteil der Erlöse der Jugendhilfe St. Peter zugute. „Das war eine unserer Grundideen, wir wollten nicht nur die Dorfgemeinschaft stärken, sondern etwas Gemeinnütziges tun.“ Therapie-Tiere oder Schaukeln wurden bereits von den Spendengeldern finanziert. Rund 3000 Euro kommen jedes Jahr zusammen.

Und die Musik? „Die Grundidee bei den Konzerten ist immer Crossover“, sagt Loef – und so spielen immer Musiker diverser Genres zu den unterschiedlichen Jahreszeiten. Nur soll es klangästhetisch zur Kirche passen. „Das heißt: kein Hardrock, aber auch nicht zwingend Kirchenmusik.“ Sondern: Klassik, wie vom Duisburger Mercator Ensemble, das beim ersten diesjährigen Konzert am 6. Mai „Tänze aus aller Welt und Epochen“ an Violine, Kontrabass und Bratsche präsentieren wird – und dabei ebenfalls sein zehnjähriges Bestehen feiert.

Kirchlicher Klang

Zwar finden in diesem Jahr auch Konzerte auf dem Gelände des Jugendheims statt, allerdings sei es auch immer ein Reiz für die Künstler gewesen, in der mehr als 1000 Jahre alten Kirche zu spielen „Der Ort hat eine besondere Wirkung.“

Ein weiteres Markenzeichen der Reihe ist das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. „Auf unseren Veranstaltungen gibt es nur Bio-Speisen und kein Einweggeschirr“, ergänzt Anne Seeger, Teil des 14-köpfigen Organisationsteams. Die Nachhaltigkeit zeigt sich auch in den Details, etwa dem Blumenschmuck für die Feste, den eine Mintarder Floristin etwa aus recycelten Joghurtbechern oder Gläsern herstellt. Daraus ergibt sich auch ein kirchlicher Bezug: „Wir sind sozusagen der Schöpfung verpflichtet“, sagt Loef.

Die Vierjahreszeiten 2018

- Das Jahresprogramm beginnt am Sonntag, 6. Mai, 16 Uhr, im Jugendheim St. Laurentius mit dem Duisburger Mercator Ensemble.

- Am Samstag, 7. Juli, folgt ein Konzert von Zebra Sommerwind und Beautiful Noise. Am 18. August startet ab 14 Uhr das große Sommerfest.

- Der New Life Gospel Choir wird am Sonntag, 21. Oktober, in der Kirche auftreten.