Mülheim. . Nach der dritten Runde zum Masterplan Flughafen wird es Prüfungen geben: zum Boden, Klima, Artenschutz, zu den Kosten eines neuen Stadtteils.

Wohin geht die Reise für den Flughafen? Nach der dritten Gesprächsrunde mit Stadtplanern, Politikern, Anrainern und Vertretern der Wirtschaft aus Mülheim und Essen wird es nun eine Reihe von Prüfungen geben. Darunter auch eine luftfahrtrechtliche. Dass die Tage des Flugverkehrs auf den Ruhrhöhen gezählt sind, wie es die politische Mehrheit in beiden Städten beschlossen hat, ist dabei keineswegs sicher. Die Option „Fliegen der Zukunft“ bleibt.

„Eines steht fest, so wie jetzt wird es den Flughafen und den Flugverkehr in Zukunft nicht mehr geben“, sagt der Planungs- und Umweltdezernent Peter Vermeulen. Aber es gebe in dem Gremium eine Unsicherheit darüber, wie die Entwicklung in der Flugzeugtechnik zu bewerten sei. Die letzten Jahre hätten gezeigt, wie dynamisch sich die Flugtechnik entwickelt habe – hin zu viel leiseren Maschinen, sagt Vermeulen und erinnert daran, dass die Entscheidung, die Fliegerei einzustellen, geprägt gewesen sei vom Fluglärm. Der Dezernent weiß aber auch: „Ich bin gehalten, politische Beschlüsse umzusetzen.“

Planungssicherheit für Betriebe gefordert

Doch die Politik steht keineswegs mit großer Geschlossenheit hinter dem Ausstieg. „Es geht am Flughafen vor allem auch um Arbeitsplätze“, sagt Peter Beitz (FDP). Und die Firmen dort seien genauso wichtig wie alle anderen Gewerbetreibenden in Mülheim. Hans Georg Hötger vom Bürgerlichen Aufbruch Mülheim (BAMH) fordert: „Die Flugschulen, das WDL-Unternehmen und alle anderen Betriebe dort brauchen endlich Planungssicherheit.“ Hötger ist als langjähriger Bewohner der Flughafensiedlung überzeugt: „Der überwiegende Teil der Bürgerschaft ist dort für einen weiterhin beschränkten Flugverkehr.“

Wohnen, Gewerbe, Grünzonen mit oder ohne Flugverkehr. „Was sollen die Planer planen?“ fragt sich Hermann Stollen (Grüne) und fordert „klare Linien“. Für ihn heißt das auch, dass eine Feststellungsklage klären sollte, was für den Aeroclub dort bis 2034 an Flug-Infrastruktur vorgehalten werden muss.

Gelände ist ein Kaltluft-Entstehungsgebiet

Die Fliegerei ist nur ein ungeklärter Aspekt. In nächster Zeit soll der Boden untersucht werden, wo Altlasten in größerem Ausmaß, auch Bomben, vermutet werden. Das ganze Gelände ist zudem ein Kaltluft-Entstehungsgebiet. Was bedeutet das für das Stadtklima, welche baulichen Veränderungen kann es vertragen? Auch das sind Fragen, die Vermeulen in einer Prüfung von Fachleuten beantwortet haben will, ebenso Fragen zum Artenschutz, zum Wasserhaushalt, zum Lärm, zu naturschutzrechtlichen Belangen, und letztlich steht die Frage im Raum: Welche Folgekosten könnten auf die Städte zukommen, wenn quasi ein neuer Stadtteil entstehen sollte, der eine viel größere Infrastruktur benötigt?

Von einer Fülle von Unwägbarkeiten spricht denn auch Hermann Stollen und hofft, dass spätestens Anfang 2019 ein städtebaulicher Wettbewerb starten kann. Ihm schwebt am Ende wie vielen unter anderem eine hochwertige Wohnsiedlung unter ökologischen Aspekten vor. Andere wie Beitz warnen aber auch, eine Art Meisterstück planen zu wollen. Für Vermeulen gilt angesichts der vielen offenen Fragen: „Gründlichkeit geht hier vor Schnelligkeit.“

<<< KRITIK DES NETZWERKS GEGEN FLUGLÄRM

Kritik an dem Verfahren übt das Mülheimer Netzwerk gegen Fluglärm. „Nach all den vielen Gutachten und einer nun schon 30 Jahre dauernden Diskussion fragt man sich, warum es immer noch kein tragfähiges Konzept gibt“, so Waldemar Nowak.

Nowak fürchtet, dass die Stadt das Ziel verfolgt, den Flugverkehr so lange wie möglich zu erhalten.