Mülheim. . Das Auktionshaus an der Ruhr ist von der Delle in eine Villa an der Friedrichstraße umgezogen. Etwa 3000 Objekte werden im Jahr versteigert.
Großspurigkeit oder das gediegene Getue, mit dem bisweilen hohe Kunst vermittelt wird, ist David Christian Wettmanns Welt nicht. Der Geschäftsführer des Mülheimer Auktionshauses an der Ruhr erscheint zurückhaltend, nachdenklich, wenn es um den vor allem finanziell explodierenden Kunstmarkt geht. „Hier wird viel Geld bewegt. Aber wenn man ehrlich ist, interessieren sich nur Wenige wirklich für die Kunst, statt für die Wertschöpfung.“ Seine international agierende Institution hat nun gut eine Million Euro investiert in eine neue und repräsentative Villa an der Friedrichstraße 67.
Die Gestaltung auf den Etagen ist offen und frisch – Neugier weckend und bewusst einladend. „Wir wollen keine Schwellenangst erzeugen und eine kleine, aber feine Instanz sein“, sagt Wettmann, der vor zehn Jahren sein erstes Auktionshaus an der Delle 45 ins Leben rief. Angefangen hat der Sohn eines Essener Auktionators damit, seine eigene Sammlung zu verkaufen. „Die Resonanz war irre. Wir haben dann beschlossen, weiter zu machen“, sagt der 43-Jährige.
Käufer wünschten sich mehr Chic
Dann aber wurde der Raum zu knapp, auch wünschten sich manche Käufer mehr Chic. „Wir haben lange gesucht, die Villa ist für uns ein Glücksfall und ein großer Sprung“, sagt Wettmann. Denn um sich neben den Großen behaupten zu können, ist das Auktionshaus an der Ruhr weltweit unterwegs. Ein etwa 100 Personen fassender Saal auf der ersten Etage ist für Versteigerungen vorgesehen, denn im Gegensatz zur in Spionagefilmen viel zitierten Auktion in verstaubtem Brokat-Ambiente, bieten Interessenten nicht nur über Fingerzeig sondern immer häufiger über Telefon und Online. „Wir können so vier Millionen Kunden weltweit erreichen.“
25 000 Bestandskunden hat das Haus. Sie speisen sich nur zum Teil aus Privatkunden. Top-Galerien, Banken, Museen und Stiftungen sowie Sammlerkreise kommen hinzu. 3000 Objekte im Jahr versteigert Wettmann oder seine Partnerin Verena Weisner.
Fünf Mitarbeiter und weitere Kunst-Experten
Fünf feste Mitarbeiter hat das Haus sowie weitere Experten für bestimmte Fachgebiete. Sie spüren nicht nur Kunst auf, sondern fertigen auch Gutachten an. Denn ungewöhnliche Funde gibt es auch heute noch, bestätigt Wettmann: „Wir haben vor einiger Zeit einen Eduard Bargheer bei einer älteren Frau in Oberhausen gefunden.“ Von der Bargheer-Stiftung ist die Echtheit des Gemäldes des deutschen expressionistischen Malers bestätigt.
„Viele Künstler waren arm, sie haben ihre Bildern zum Teil gegen Miete und Lebensmittel getauscht“, weiß der Kunstliebhaber. Es ist deshalb nicht ungewöhnlich, dass unerwartet „neue“ Werke auftauchen. Doch nicht alle Funde sind gleich Millionen wert. „Es gibt vielleicht 20 Objekte in einer Versteigerung, die regelrecht explodieren mit Steigerungsraten von mehreren tausend Prozent – wenn man sieht, wie sich die Interessenten gegenseitig überbieten, das ist ein irres Gefühl.“ Das Auktionshaus erhält dann je nach Warengruppe 10, 15 oder 20 Prozent des Wertes. Zusätzlich erhält das Auktionshaus vom Käufer eine Außenprovision.
Die Niedrigzinsen haben nicht nur den Immobilien-, sondern auch den Kunstmarkt nach oben getrieben – sieht auch Wettmann nachdenklich auf die Entwicklung: „Kunst sollte eigentlich nicht so viel kosten, sie ist für die Menschen da.“ Das Auktionshaus engagiert sich deshalb auch für Spendenprojekte. „Wir bitten unsere Kunden, dass sie ein Prozent an SOS-Kinderdörfer spenden. Natürlich rückt das uns und den Spender in ein gutes Licht – ich meine das aber ernst.“
Nächste Auktion am 14. April
- Die 37. Auktion in den Geschäftsräumen an der Friedrichstraße 67 beginnt am Samstag, 14. April, um 15 Uhr. Einlass ist eine Stunde vorher.
- Zum Aufruf kommen etwa 450 Positionen, unter denen Antiquitäten, Schmuck und Luxusuhren sind sowie auch Gemälde von Eduard Bargheer und Penck.