Mülheim. . Mülheims Gutachterausschuss hat die Kaufverträge für 2017 ausgewertet. Wegen Grundstückmangels wird vermehrt alte Bausubstanz abgerissen.
Die weiter hohe Nachfrage treibt die Immobilienpreise in Mülheim weiter nach oben. Das stellt der Gutachterausschuss der Stadt fest, nachdem er sämtliche 1525 Kaufverträge für Immobilien und Grundstücke aus dem Jahr 2017 ausgewertet hat.
Wer in der Hauptpost dieser Tage Briefe zum Versand aufgeben will, selbst der wird vom Schalterbeamten mit der Frage konfrontiert, ob er nicht Wohneigentum zu veräußern habe. Immer wieder finden sich im Briefkasten ähnliche Anfragen von Immobilienmaklern. Das Angebot an Wohneigentum hinkt seit Jahren der Nachfrage her. Viele wollen die niedrigen Zinsen nutzen, um sich Eigentum anzuschaffen.
Angebot an Wohneigentum gering
Die unvermindert hohe Nachfrage lässt auch die Preise seit Jahren ansteigen. Beispiel Baugrundstücke: Der Gutachterausschuss hat aktuell die Bodenrichtwerte für Ein- und Zweifamilienhaus-Grundstücke je nach Wohnlage um 10 bis 20 Euro pro Quadratmeter angehoben, die Quadratmeter-Richtwerte für Flächen, auf denen Mehrfamilienhäuser entstehen können, gar um 15 bis 30 Euro. Am teuersten ist Baugrund für Einfamilienhäuser entlang der Ruhr in Menden. Dort werden aktuell 490 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Nahe der Gewerbegebiete in Styrum oder Heißen ist Bauland mit 150 bis 160 Euro am preisgünstigsten bewertet.
Es wechselten 2017 nur 96 unbebaute Baugrundstücke den Besitzer. Weiterhin, so stellt der Gutachterausschuss fest, werden aufgrund des mangelnden Angebots an Freiflächen bebaute Grundstücke gekauft und der alte Wohnbaubestand darauf abgerissen. Dies war 2017 bei der Hälfte aller Baugrundstücke für Ein- und Zweifamilienhäuser und gar bei 70 Prozent der verkauften Flächen für mehrgeschossigen Wohnungsbau der Fall.
Nur 96 unbebaute Grundstücke wechseln Besitzer
„Im Grundsatz ist diese Entwicklung begrüßenswert“, sagt Matthias Lincke als Vorsitzender des hiesigen Gutachterausschusses. „In vorhandenen Infrastrukturen werden Flächen mit älteren Gebäuden und energetisch schlechten Bauausführungen abgerissen und das Grundstück wird optimal bebaut, so dass andere Freiflächen nicht in Anspruch genommen werden müssen.“
721 Mal wechselten bebaute Grundstücke im vergangenen Jahr den Besitzer, darunter nur 55 Mal mit neu erstellten, schlüsselfertigen Einfamilienhäusern. Für neue Doppelhaushälften und Reihenhäuser mussten Bürger dabei 290 000 bis 515 000 Euro auf den Tisch legen.
Doppelhaushälften kosten bis 515 000 Euro
Wohnungen beziehungsweise Teileigentum sind im vergangenen Jahr 630 Mal veräußert worden. Unabhängig von der Lage, so stellen die Gutachter auch hier fest, sind die Kaufpreise für alten Wohnungsbestand im Vergleich zu 2016 leicht gestiegen. Deutlich stärker sind die Preise für neue Eigentumswohnungen gestiegen. Die durchschnittlichen Preise für neuwertige Wohnungen liegen zwischen 2300 Euro je Quadratmeter in mittleren und 3150 Euro je Quadratmeter in guten Wohnlagen.
„Luxuriös und hochwertig ausgestattete Wohnungen in repräsentativen Gebäuden und bevorzugten Wohnlagen erzielen noch deutlich höherer Preise“, sagt Angela Lülf als Geschäftsführerin des Gutachterausschusses. „In Einzelfällen werden für solche Objekte über 4000 Euro pro Quadratmeter gezahlt.“
>>Nach den zaghaften Abwertungen der Vergangenheit für die Innenstadt hat der Gutachterausschuss die Bodenrichtwerte aktuell überwiegend unverändert gelassen.
An der Ruhrpromenade und am neuen Stadtquartier sind die Bodenrichtwerte um rund zehn Prozent angehoben, an der nördliche Leineweberstraße um 5 Prozent abgewertet worden.