Mülheim. . Rund 11 500 Arbeitnehmer scheiden in den nächsten zehn Jahren aus dem Berufsleben aus, fast 3000 von ihnen sind im verarbeitenden Gewerbe tätig.

Die Agentur für Arbeit sieht ein großes Fachkräfteproblem auf die Mülheimer Unternehmen zukommen. Denn in den kommenden zehn Jahren werden etwa 11 500 Beschäftigte aus Altersgründen aus dem Berufsleben ausscheiden. Das ist ein Fünftel aller Arbeitnehmer in Mülheim. Fast 7000 von ihnen gelten als Fachkräfte.

Für das Bundesarbeitsministerium ist ein Arbeitnehmer eine Fachkraft, sobald er eine Ausbildung abgeschlossen und sich über den Schulabschluss hinaus qualifiziert hat. „Daneben gibt es noch Helfer und auf der anderen Seite Spezialisten, Experten und Führungskräfte“, skizziert Jürgen Koch, Leiter der Agentur für Arbeit Mülheim/Oberhausen.

Agentur: 21 Prozent der Arbeitplätze sind bedroht

Doch nicht nur die große Anzahl derer, die in den Ruhestand gehen, werde maßgeblich den Arbeitsmarkt verändern, sondern auch die Entwicklung dahin, Prozesse mehr und mehr zu automatisieren. Für Mülheim, wo viele Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe arbeiten, sei das Problem besonders groß, so Jürgen Koch. Nach Berechnungen der Arbeitsagentur sind in Mülheim fast 21 Prozent der Arbeitsplätze dadurch bedroht, dass Computer die Tätigkeit der Menschen übernehmen könnten. Mülheim liegt damit deutlich über dem Landeswert von 17,5 Prozent. Als Grund nennt Koch die hohe Anzahl an spezialisierten Arbeitnehmern in der Stadt. Koch: „Mülheim lebt vom verarbeitenden Gewerbe, doch da geht der Trend abwärts. Da fallen viele Jobs in Zukunft weg.“ Aber: „Die Digitalisierung muss nicht den Wegfall eines Arbeitsplatzes bedeuten, wird aber zur Veränderung führen.“

Allein im verarbeitenden Gewerbe sind von dem altersbedingten Ausscheiden in Mülheim knapp 3000 Beschäftigte betroffen, stellt der Chef der Arbeitsagentur dar. Danach folgen Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen mit 1882 Arbeitnehmern sowie an dritter Stelle das Gesundheits- und Sozialwesen mit 1530 Beschäftigten. Koch sieht akuten Handlungsbedarf und konkretisiert: „Jugendliche bei der Berufswahl besser an die Hand nehmen.“

Koch: Firmen sollen Studienabbrecher rekrutieren

Aber auch die Unternehmen will Koch in die Pflicht nehmen und das Bewusstsein schaffen, dass Studienabbrecher für die Ausbildung in den Betrieben interessante Bewerber sein können. Daneben spiele auch die Personalentwicklung eine entscheidende Rolle. Koch fordert: „Kompetenzen und Talente müssen stärker als bisher identifiziert und für den Arbeitsmarkt nutzbar gemacht werden.“ Zudem ist er überzeugt: „Wir werden den Fachkräftemangel nicht ohne geregelte Zuwanderung hinbekommen.“

„Die Ausbildung hat ein Nachwuchsproblem“, sagt Matthias Heidmeier, Sprecher der Unternehmerverbandsgruppe. Zunehmend täten Unternehmen sich schwer, Stellen zu besetzen. Nicht nur die demografische Entwicklung verursache den Fachkräftemangel, so Heidmeier, es gebe auch Vorurteile gegenüber der klassischen Ausbildung. „Dabei brauchen wir auch den Facharbeiter.“ Heidmeier macht deutlich: „Wir stellen fest, dass wir für die Ausbildung – gerade für technische Berufe – trommeln müssen, um die richtigen jungen Leute zu finden.

>> HILFEN DER AGENTUR FÜR FIRMEN

Die Agentur für Arbeit bietet gerade kleineren und mittleren Unternehmen an, Demografieanalysen und Qualifizierungen durchzuführen.

Zudem gibt es ein spezielles Programm zur Weiterbildung von Geringqualifizierten und älteren Arbeitnehmern. Kontakt: 0800/455 55 20.