Die Zustellung von Paketen gilt als Gegenentwurf zum Traumjob: Aushilfskräfte werden oft für ausufernde Arbeitszeiten miserabel bezahlt. Es gibt allerdings auch einen anerkannten Ausbildungsberuf, der darauf zielt, dass Post den richtigen Empfänger erreicht. Und hier haben auch Jugendliche mit Hauptschulabschluss eine Chance.

Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen heißt offiziell das, was landläufig als Briefträger/in unterwegs ist. Die zweijährige, duale Ausbildung erfordert – laut Steckbrief der Bundesagentur für Arbeit – keinen bestimmten Schulabschluss, aber Kondition, Konzentrationsfähigkeit und Kundenorientierung. „Der Bedarf an solchen Fachkräften nimmt mit dem wachsenden Internethandel zu“, sagt Katja Hübner, Sprecherin der örtlichen Arbeitsagentur. Aus Sicht der Jugendlichen seien sicher auch die Ausbildungsvergütungen attraktiv: Im ersten Jahr verdienen sie etwa 760 Euro, im zweiten 840 Euro.

Bei der Deutschen Post DHL Group in Essen haben zum 1. August insgesamt 55 junge Leute als Fachkräfte für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen angefangen. Ausgebildet werden sie teils auch in Mülheim. „Der Paketmarkt boomt ohne Ende“, erklärt Pressesprecher Dieter Pietruck. „Wer den Beruf lernt, hat gute Chancen, auch eine Anstellung zu finden, bei entsprechender Eignung.“ Zugleich hätten sich in Folge der Digitalisierung die Ausbildungsinhalte sehr verändert, so ist vielfach der Handscanner an die Stelle von Formularen getreten und technisches Verständnis zunehmend gefragt.

Auch in der städtischen Poststelle im Mülheimer Rathaus wird 2017 erstmals ein Ausbildungsplatz besetzt. Sechs Mitarbeiter arbeiten dort, im Gegensatz zu den DHL-Leuten vorwiegend im Innendienst. „Man zieht nicht als eine Art Edelbriefträger mit der Tasche durch die Lande“, erklärt der zuständige Bereichsleiter im Amt Zentraler Service, Jochen Zürn. Dies geschieht allenfalls im Zuge der Ausbildung an externen Stationen, wobei man Kooperationspartner hat.

Obwohl „eine Menge Fachwissen“ erforderlich sei, um jede amtliche Sendung an die richtige Adresse zu befördern, betont man bei der Stadt: „Der Schulabschluss allein ist nicht entscheidend.“ Eher könne jemand mit Talent, Kreativität und Persönlichkeit überzeugen. Die Chancen auf Übernahme stehen gut, denn wenn der Nachwuchs seine Ausbildung planmäßig abgeschlossen hat, wird eine Stelle frei.

Obwohl auch im Behördenalltag immer mehr übers Netz kommuniziert wird, geht der städtischen Poststelle die Arbeit nicht aus. Auch in diesem Jahr rechnet der Bereichsleiter wieder mit 800 000 eingehenden und ebenso vielen ausgehenden Sendungen, größtenteils Bescheide, insgesamt 1,6 Millionen Stück.