Mülheim. . Wegen sinkender Bestattungszahlen werden Randflächen nicht mehr belegt. Nur in den Kernbereichen vergibt die Stadt freie Gräber neu.

Bereits vor zehn Jahren entwickelten die städtischen Friedhofsverwalter ein Konzept für die Zukunft kommunaler Begräbnisflächen. Der Wandel in der Bestattungskultur zeigte erste Folgen. Hat die Stadt zu viele Friedhöfe, wenn die Zahl der Beerdigungen sinkt? Reichen die Grabfelder, obwohl absehbar ist, wann die geburtenstarken Jahrgänge ableben? Welche neuen Bestattungsarten sind möglich und erwünscht? Wie soll die Stadt bei sinkenden Einnahmen aus Grabverpachtungen, aber notwendiger Pflege der Flächen die Kosten für ihre Friedhöfe stabil halten? So lauteten damals die Fragen.

Im Waldteil des Hauptfriedhofes waren danach bald Baumbestattungen und Familienbäume erlaubt. Partnergräber für Sarg- und Urnenbestattungen kamen hinzu. Urnenhainbestattungen waren auf den Stadtteilfriedhöfen möglich. Zusätzlich wurden auf einigen Stelen oder Wände mit Urnenkammern errichtet. Diese Grabstätten brauchen Angehörige nicht mehr zu pflegen. An beiden Urnengemeinschaftsgräbern übernehmen örtliche Gärtner die Pflege.

Den Grünschnitt erledigen Gartenbaubetriebe

Den Hecken- und Rasenschnitt erledigen nicht mehr die Mitarbeiter der Stadt, sondern externe Gartenbaubetriebe. Einige Flächen bekommen inzwischen auch weniger Pflege. Trotz sinkender Bestattungszahlen auf städtischen Friedhöfen sollen die Unterhaltungskosten bis 2019 stabil bleiben, lauteten damals Erwartungen und Zielvorgaben.

Die Stadt möchte ihre Friedhöfe halten. Die Friedhofsverwalter erweitern die Begräbnisfelder jedoch nicht mehr. „In den Außenbereichen sollten möglichst keine Bestattungen mehr stattfinden. Das erleichtert nach Ablauf der Nutzungszeiten die Pflege der Flächen“, erläutert Rainer Stobbe, Leiter der Friedhofsverwaltung. „In den Kernbereichen haben wir heute bereits freie Flächen, auf denen wir wieder Gräber einrichten können.“

Die Unterhaltungskosten senken

Im Laufe der Jahre möchte die Stadt so ihre Friedhöfe verkleinern und die Unterhaltungskosten senken. „Das hilft auch unseren Kunden, weil wir damit die Steigerung der Grabgebühren möglichst gering halten können“, erklärt Sylvia Waage. Die Leiterin des Amtes für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen spricht offen von Konkurrenten im Bestattungswesen. Kirchengemeinden, private Anbieter und Nachbarstädte. Verglichen mit diesen liege Mülheim bei seinen Gebühren im oberen Bereich. Schon deshalb sei eine massive Erhöhung nicht angebracht.

Rainer Stobbe von der Friedhofsverwaltung.
Rainer Stobbe von der Friedhofsverwaltung.

Inzwischen sind alle Friedhöfe mit ihren Gräbern in elektronischen Datenbanken gespeichert. Auf den Karten sind bereits große Rasenflächen zu sehen, auf denen nur noch wenige Gräber liegen. „Wenn wir alle Belegungszeiten berücksichtigen, bleiben diese Grabinseln noch lange im Bestand. „Schon deshalb sind gravierende Änderungen kurzfristig nicht möglich“, beruhigt Rainer Stobbe Angehörige.

Niemand brauche um die Gräber seiner Lieben und Angehörigen zu fürchten. „Alles wird im Rahmen der bestehenden Belegungsfristen geregelt. Erst danach können und müssen wir Flächen umwidmen“, sagt Stobbe. Darum stehe auch im neuen Friedhofskonzept: „Langfristige Entwicklung, weit nach 2039“.

Viele Ziele werden nicht vor 2050 erreicht

Viele der im neuen Friedhofskonzept anvisierten Ziele werden vor 2050 nicht erreicht. Daher ist es für die städtischen Friedhofsverwalter wichtig, mit kleinen Schritten bereits vorher Verbesserungen zu erreichen. Das gilt für die wirtschaftliche Seite der Stadt und für Angehörige, die die Grabstätten der Verstorbenen besuchen und pflegen.

Wie können Personal und Maschinen optimal eingesetzt werden? Wie sollen später die im Lauf der Jahrzehnte entstehenden Freiflächen genutzt werden?

Als Grün- und Erholungsbereiche erhalten oder doch bebauen? Wie kann die Kundenberatung verbessert werden? Fragen, die teilweise bereits im neuen Friedhofskonzept beantwortet werden. Dafür fehlt aber noch Geld. Andere Antworten müssen nachfolgende Generationen im Stadtrat lösen.