Mülheim. . Der Hauptfriedhof entstand in den 1920er Jahren. Nun beginnt ein rückläufiger Trend wegen steigender Einäscherungen.
- Der Hauptfriedhof hat in den letzten Jahren viele Veränderungen durchgemacht
- Man hat im ersten Moment nicht den Eindruck, auf einem Friedhof zu stehen
- Mittlerweile steht das Hauptportalgebäude unter Denkmalschutz
Unter dem Motto „Raum für Erinnerungen“ steht der bundesweite Tag des Friedhofs an diesem Wochenende. „Den Toten zur Ruh, den Lebenden zur Erholung.“ Unter diesem Leitfaden wurde der Hauptfriedhof an der Zeppelinstraße in den 1920er Jahren erbaut und später erweitert.
Aber wie soll man es schaffen, dass sich Angehörige auf einem Friedhof gern aufhalten und sogar erholen können? „Indem man die Ruhe und Stille – den Charakter des Friedhofs – beibehält und trotzdem Veränderungen vornimmt“, erklärt Gerhard Engels vom Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen Mülheim.
Friedhof wirkt wie ein großer Park
So habe der Hauptfriedhof in den letzten Jahren viele Veränderungen durchgemacht – dabei war aber immer der Fokus dieser Arbeiten, die Wichtigkeit und Bedeutung dieses Ortes, herauszustellen. Und tatsächlich: Betritt man durch den beeindruckend historisch wirkenden Torbogen die 40 Hektar große Fläche, hat man im ersten Moment nicht den Eindruck, auf einem Friedhof zu stehen. Stattdessen wirkt es zunächst so, als könne man nun einen erholsamen Spaziergang in einem großen, naturbelassenen Park beginnen.
Auf dem Hauptfriedhof hat alles eine Bedeutung und Symbolkraft: Blickt man die mehrere hundert Meter lange Allee aus Eichenbäumen entlang, sieht man „ein helles Licht am Horizont“, erklärt Gerhard Engels. Dieser Effekt kommt nicht von ungefähr. Tatsächlich wurde beim Aufbau des Friedhofs der gesamte hintere Bereich um vier Meter angehoben, damit der Punkt am Horizont nach oben gerichtet sei.
Portal mit Glockenturm hat lange Geschichte
Auch das Eingangsportal mit dem Glockenturm hat eine lange Geschichte und trägt seinen Teil zur Symbolhaftigkeit des gesamten Friedhofs bei: „Das Portal steht für den letzten Durchgang, den der Verstorbene passiert“, so Engels. Mittlerweile steht das Hauptportalgebäude unter Denkmalschutz. Der größte Friedhof in Mülheim wurde 1915 auf einem ehemaligen Exerzierplatz angelegt und 1978 von Landschaftsarchitekten ausgebaut. „Die hohe Nachfrage hatte inzwischen Dimensionen angenommen, die den Ausbau des Friedhofs erforderlich machten“, erläutert Engels weiter.
Der Friedhof solle einen Platz darstellen, an dem Angehörige und Hinterbliebene einen Rückzugsort haben und vor allem auch Trauerarbeit bewältigen könnten. Jede Bank ist daher mit einem Gedicht versehen, das Gedanken zum Tod, zur Trauer und auch zum Leben aufgreift. „Blumen, Vögel, rings im Haine, All ihr frohen Bundsgenossen. Mahnt mich nicht, daß ich alleine, bin vom Frühling ausgeschlossen!“ Dieses Gedicht von Nikolaus Lenau steht zum Beispiel auf einer der Bänke, an der verstorbene Ehepaare gemeinsam in einer Grabstätte die ewige Ruhe finden können. „Diese Partnergräber gibt es seit zwei Jahren“, erklärt Gerhard Engels. Gedichte und Poesie finden sich auf dem gesamten Friedhof, weil die Würde der Verstorbenen auf diese Weise besonders betont werden könne.
Über ein Jahr hat Aufräumarbeit nach Ela gedauert
Engels zeigt auf einen Ast, der von den Stürmen der letzten Tage auf den Weg geweht wurde. „Das wird uns wieder ganz schön viel Arbeit kosten“, sagt er. Stürme wie Ela 2014 seien für die Friedhofsgärtner mit besonders viel Aufwand verbunden. Über ein Jahr haben die Aufräumarbeit nach Ela angedauert, bis alle Bäume entsorgt und Nachpflanzungen vorgenommen waren.
Wie es zukünftig auf den Mülheimer Friedhöfen aussehen wird, ist noch ungewiss. Denn der Trend geht seit Jahren zu pflegefreien Gräbern und Einäscherungen. „Künftig brauchen wir nur noch die Hälfte an Fläche“, vermutet Engels. Ziel sei es aber, dass alle Friedhöfe in Mülheim erhalten bleiben könnten. Es sei wichtig, „dass die Menschen in ihrer direkten Umgebung den Zugang zu einem Friedhof und somit einem Rückzugsort nach einem Trauerfall haben.“