Mülheim. . Um Gut und Böse geht es in Florian Schroeders Programm „Ausnahmezustand“. Im April kommt der Kabarettist nach Mülheim. Die WAZ verlost Karten.

„Ausnahmezustand“ heißt Florian Schroeders neues Programm, das er am 13. April im Ringlokschuppen präsentiert. Darin beschäftigt er sich mit der großen Weltpolitik, aber auch mit den kleinen Dingen des Alltags. Dabei dominieren die Fragen: Wie kommt das Böse in die Welt? Und wie kriegen wir es wieder heraus?

Wie wollen Sie um Gottes Willen das Böse aus der Welt kriegen?

Das ist keine leichte Aufgabe, aber es geht. Ganz am Ende des Programms verrate ich, wie ich das mache. Aber nicht am Anfang dieses Interviews. Das verstehen Sie doch sicher sehr gut!

Was ist für Sie der Ausnahmezustand, global und national?

Zunächst ein absichtlich inflationär gebrauchter Begriff. Es geht darum, Menschen beherrschbar und unterwürfig zu machen, indem man sie in einem permanent eingeredeten Alarmzustand gefügig macht. Nur der Ängstliche ist beherrschbar. Also sagen Sie als deutscher Innenminister, wir müssen leider das Grundgesetz aushöhlen mit Staatstrojanern, Gesichtserkennung und Vorratsdatenspeicherung, sonst können wir die innere Sicherheit nicht mehr garantieren. Zugleich haben sie Zugriff auf Daten von Menschen, die den Staat nichts angehen. Sie müssen heute gar keine Notstandsgesetze ausrufen, um den Ausnahmezustand zu kriegen. Sie drohen den Menschen einfach mit dem Ende ihrer körperlichen Unversehrtheit.

Wer fragt Schäuble, ob er schon im Altersheim lebt?

Und was wäre für Sie ein persönlicher Ausnahmezustand?

Wenn ich nicht mehr auftreten könnte oder dürfte, dann möchte ich mich keinem Menschen zumuten.

Was die Bildung der Bundesregierung betrifft, beklagen die Bürger Postengeschacher. Was muss sich in der Politik ändern, um wieder an Glaubwürdigkeit zu gewinnen?

Das Ende der GroKo, klare Profile von Programmen und Personen, gezielte Förderung des talentierten Nachwuchses. Stattdessen muss sich Kevin Kühnert bei RTL fragen lassen, ob er noch in einer WG wohnt. Wer fragt Wolfgang Schäuble, ob er schon im Altersheim lebt? Wer fragt Barbara Hendricks, ob sie eigentlich eine Faltencreme benutzt, und wenn ja, warum sie nichts hilft? Wer fragt Hermann Otto Solms, wer genau ihn eigentlich im Bundestag vergessen hat? Das fragt keiner. Und das ist auch gut so.

Was sind die dringendsten Themen, die in den nächsten Jahren angegangen werden müssen?

Wie wir aktuell an der Essener Tafel sehen: Die Bekämpfung der Armut unabhängig von der Frage der Herkunft. Wir haben 36 Milliarden Euro Steuerüberschuss und eine Million Menschen, die von Tafeln abhängen? Wie kann das gehen? Das ist eine Blamage auf ganzer Linie. Außerdem Digitalisierung und Bildung. Alle drei Punkte hängen zusammen. Insbesondere der souveräne Umgang mit den Möglichkeiten und Gefahren der Digitalisierung. Wir brauchen ein Schulfach „Medienkunde“ und zwar ab der ersten Klasse, in der Smartphone, Facebook und Instagram weder verteufelt, noch glorifiziert werden.

Ich fürchte, die Ära der Volksparteien ist am Ende

Ist die SPD noch zu retten? Und wenn ja, wie?

Ich fürchte, die Ära der Volksparteien ist am Ende. Das muss aber nicht schlimm sein. Macron in Frankreich hat vorgemacht, wie es geht: Ein charismatischer Parteipolitiker stellt nach seinem Wahlsieg ein Team zusammen aus anderen Politikern, Künstlern, Sportlern, Intellektuellen. Fachkräfte und nicht lobbygesponserte Parteikarrieristen. Begeisterung statt Stallgeruch, bunte Zivilisten statt grauer Parteisoldaten, Verrückte statt Funktionäre. Eine Mischung aus Googleplex und Circus Roncalli.

Apropos: Sie waren 2017 mit Peer Steinbrück auf Tour. Würden Sie auch Andrea Nahles mitnehmen oder eine andere interessante Person?

Nein, ich lebe mit dem Peer satirisch monogam.

Ständig wird heute von Mut gesprochen

Sie haben u. a. Philosophie studiert. Dienen Ihnen die alten Philosophen mit Ihren Weisheiten noch heute?

Unbedingt. In den alten und auch in den neueren Texten gibt es unendlich vieles, was einen neuen Blick auf die Gegenwart möglich macht. Ständig wird heute von Mut gesprochen. Aber was ist Mut? Aristoteles liefert eine wunderbare Definition: Mut ist die Mitte zwischen Feigheit und Leichtsinn. Mut ist also die Mitte zwischen Koma-Saufen mit Rasierwasser und Heilfasten mit Fachinger-Heilwasser.

Was halten Sie von Diesel-Fahrverboten?

Nicht viel, weil ich den bürokratischen Aufwand ungeheuer finde. Außerdem kann man nicht die Autofahrer bluten lassen, denen man jahrelang einen Diesel aufgeschwatzt hat. Es hilft nur den Autobauern, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Stattdessen müssten die Autobauer in die Pflicht genommen werden und ihre Dreckschleudern nachrüsten.

Was für einen Wagen fahren Sie selber?

Gar keinen – ich habe keinen Führerschein!

>>>INFO: „AUSNAHMEZUSTAND“ IM RINGLOKSCHUPPEN

Der Kabarettist Florian Schroeder tritt am 13. April um 20 Uhr im Ringlokschuppen, Am Schloß Broich 38 in Mülheim, auf. Karten gibt es ab 27 Euro an den bekannten Vorverkaufsstellen.

Die WAZ verlost 5 x 2 Freikarten unter allen Anrufern, die sich am 14. März 2018 zwischen 16 und 16.15 Uhr unter der Nummer 44308-31 melden.