Mülheim. . Zwei neue kostenlose Workshops zum Tanz- und Chortheater im Ringlokschuppen richten sich an alle, die sich ausprobieren wollen: Start im April.

Ihre Vorliebe für den Entwicklungsprozess ihrer Tanztheaterstücke hat Nicole Elisabeth Schillinger zum Kunstprinzip erhoben: Seit 2009 arbeitet die Choreografin mit Amateuren jenseits der 55 Jahre im Ringlokschuppen zusammen: „Mir ist die Partizipation der Tänzer wichtig, sie entscheiden, was auf die Bühne kommt.“

Im April startet sie eine neue Gruppe mit Menschen im besten Alter. Teilnehmen kann jeder. Das Ziel: Selbermachen.

Machen, nicht nur zuschauen

Im Ringlokschuppen – Mülheimer Mekka für die Freie Theaterszene – passt dieser Ansatz genau ins Konzept. In der Freien Szene gehört’s oft zum guten Ton, Stückeautor, Schauspieler und Regisseur in einem zu sein. „Wir fördern das Selbermachen seit vielen Jahren als wichtige Programmschiene“, verweist Schuppensprecher Tobias Fritzsche auf regelmäßige Workshops, Diskussionen, die am Ende in eine Theater- oder Tanzproduktion münden können. Die Beschäftigung mit dem Ruhraufstand im vergangenen Februar ist so ein Beispiel. „Wir gehen aber bewusst einen niederschwelligen, keinen theaterpädagogischen Weg. Die Teilnehmer sollen sich ausprobieren können.“

Der großen Kunst steht das aus Schillingers Sicht nicht im Weg: „Ich sage nicht, was die Darsteller machen sollen, sondern gebe nur Bewegungsaufträge vor, etwa: Der rechte Fuß darf den Boden nicht verlassen.“ Die Ideen und ihre Umsetzung ins Ästhetische, in die Kunst, kommt von den Teilnehmern selbst, den „Machern“. Und die Themen? Sie reichen vielschichtig vom Älterwerden bis zu Fragen der Zukunft oder Reflektionen über die Zeit. Der Begriff des „Theatermacher“ ist deshalb auch für die Arbeit von Clara Gohmert und Michael Zier zentral: „Wir wollen nicht nur theaterpädagogisch vermitteln, sondern Teilhaben und Mitbestimmen lassen.“

Ein Chortheater, an dem jeder mitmachen kann

Für den Ringlokschuppen wollen die beiden Folkwangabsolventen ein Chortheater aufbauen, an dem jeder mitmachen kann, „vom Banker bis zum Studenten“, spannt Clara Gohmert den größtmöglichen Bogen. Am Ende ihres etwa achtmonatigen Workshops soll natürlich ein Stück entstehen. „Wir kommen von der Idee des ‘Physical Theatre’, das von der menschlichen Körpersprache, vom Stimmklang ausgeht“, erläutert Gohmert.

Wie entsteht ein Körper aus vielen?

Das Prinzip studierten beide an der berühmten Essener Hochschule, die den Studiengang ‘Physical Theatre’ als einzige anbietet. Ihre praktischen Erfahrungen sammelten Gohmert und Zier in der freien Szene und entwickelten auch hier ihren Ansatz weiter. Den Sprechchor etwa im Brechtschen Theater dürften die meisten kennen. Ihr „Chortheater“ geht jedoch nicht vom Sprachinhalt aus, sondern vom Material: „Wir erproben, wie aus unterschiedlichen Körpern und Stimmen ein Rhythmus entsteht“, erläutert die Theaterfrau. Dabei lernen die Teilnehmer Stimm- und Haltungstechniken kennen, die im Alltag bei Präsentationen vor Publikum helfen.

Mitbringen müssen die Teilnehmer hingegen weder Bühnenerfahrung noch eine entwickelte Stimme, „nur die Offenheit, sich auf etwas einzulassen, eine Sache auszuprobieren“, sagt Michael Zier.

<<< INFORMATION UND ANMELDUNG

Der Tanztheater-Workshop mit Nicole Elisabeth Schillinger startet im Ringlokschuppen am Freitag, 13. April.

„Chortheater“ mit Clara Gohmert und Michael Zier: geht los am Sonntag, 8. April, 18-20 Uhr.

Anmeldung und Infos per E-Mail: teresa.kuenstler@ringlokschuppen.de, 99 316 76