Mülheim. . Mit Kokain, Ecstasy und Co. ans Steuer: Die Polizei stellt erhebliche Zuwachszahlen fest. Das Bürgeramt entzieht immer häufiger den Führerschein.
Berauscht in die Kontrolle gefahren: Für die Polizei ist nicht mehr Alkohol am Steuer das größte Problem. Immer mehr Autofahrer werden am Steuer als Drogenkonsumenten entlarvt. „Wir erleben hier erhebliche Zuwachszahlen“, sagte Polizeipräsident Frank Richter bei der Vorstellung der Unfallentwicklung 2017. Längst sieht die Polizei genauer hin, hat Testmöglichkeiten, um Kokain, Ecstasy und Co. sofort nachweisen zu können. Auch tagsüber werden immer mehr Autofahrer unter Drogeneinfluss erwischt: „Das“, so Richter, „macht uns große Sorgen.“ Wurden 2016 in Mülheim 295 Anzeigen wegen Alkohols oder Drogen am Steuer von der Polizei geschrieben, so waren es im letzten Jahr 332, ein Zuwachs von 12,5%.
In ihrer Statistik unterscheidet die Polizei nicht nach Alkohol und Drogen, doch gibt ein Polizeisprecher zu: „Der Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz ist das deutlich größere Problem.“ Die Dunkelziffer wird von Seiten der Polizei noch weitaus höher geschätzt, denn es werden ja nur diejenigen angezeigt, die auch erwischt werden.
Alle Alterschichten vom Drogenkonsum betroffen
Das sagt auch der 1. Polizeihauptkommissar Andreas Mahlberger: „Drogen am Steuer, das nimmt seit Jahren stetig zu. Alkohol ist eher rückläufig.“ Der Leiter des in Mülheim ansässigen Verkehrsdienstes weiß, dass alle Alterschichten vom Drogenkonsum betroffen sind, nur die Motive seien andere. Wer im Job leistungsfähig und stundenlang fit sein muss, putsche sich vielleicht mit Kokain auf. Jüngere machten mit Amphetaminen die Nacht durch. Eher träge mache hingegen Cannabiskonsum. „Da haben die Kollegen einen Blick für“, so Mahlberger. Wenn die Polizei den Autofahrer bei Verdacht zum Kurztest bittet, liege man inzwischen „bei 90% Trefferquote“. Zeigt der Urintest den Konsum von Kokain, Cannabis oder Amphetaminen an, wird eine Blutprobe angeordnet. Der Fahrer wird an der Weiterfahrt gehindert, doch den Führerschein muss er nicht gleich abgeben, wie es bei einem Alkoholwert ab 1,1 Promille der Fall ist. Weil es im Drogenbereich eben keinen festen Grenzwert gibt, sagt Andreas Mahlberger.
„Nichteignung“ für den Straßenverkehr
Wer Drogen konsumiert, sollte bedenken, dass die Fahrerlaubnis auf der Kippe steht: Nicht nur die Bußgeldstelle, auch die Führerscheinstelle im Bürgeramt wird von der Polizei informiert. So kann Wochen nach der Blutprobe – das toxikologische Gutachten dauert – Post von der Führerscheinstelle kommen: Bei Drogenkonsum geht man von einer „Nichteignung“ für den Straßenverkehr aus, erklärt Birgit Eder, Teamleiterin für das Fahrerlaubniswesen im Bürgeramt, der Führerschein ist dann weg. „Die Entziehungen wegen Drogenkonsums nehmen zu“, sagt auch sie. 48 waren es 2016, 81 im letzten Jahr. In den ersten zwei Monaten von 2018 gibt es schon 30 Fälle, die geprüft werden müssen.
Den Führerschein gibt’s erst wieder, wenn durch die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU, auch bekannt als „Idiotentest“), die Fahreignung bewiesen ist. Was viele nicht wissen: Der Konsum von harten Drogen, Besitz oder Handel gelten als Indiz für „Nichteignung“ und führt zum Entzug der Fleppe – selbst, wenn man gar nicht am Steuer gesessen hat, erklärt Eder. Sie muss das den Betroffenen häufig erst darlegen: „Die Konsumenten sind oft jung und unterschätzen die Auswirkung.“
Rund 800 Euro für Bußgeld und Blutproben
>> Bei Drogendelikten, Konsum, Besitz und Handel, gibt es immer eine Information ans Bürgeramt, egal, ob die Person dabei am Steuer saß oder nicht. Wenn die betroffene Person einen Führerschein besitzt, wird der Fall geprüft. Die Führerscheinstelle hat 2016 90 Prüffälle gehabt, 2017 151 und in 2018 schon über 30.
Drogen am Steuer sind teuer: Ca. 800 € machen Bußgeld und Kosten für Blutproben aus. Eine neue Fahrerlaubnis nach MPU liegt zwischen 2000 und 3000 €.